Die Anzeichen mehren sich, dass die amerikanische Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung ab dem 14. März die Zinsen heraufsetzt. In der Fed macht sich sogar eine gewisse Torschlusspanik breit. Die Furcht geht um, US-Präsident Donald Trump könnte ab April durch die Bestimmung neuer Mitglieder das Gremium wesentlich in seine Richtung drängen und damit eine Zinserhöhung auf absehbare Zeit blockieren.
Immerhin, die jüngsten Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft solide zulegt. Eine moderate Erhöhung der Leitzinsen würde durchaus in dieses Bild passen – unabhängig von der politischen Brisanz angesichts der neuen US-Regierung.
Für die Kapitalmärkte wäre eine leichte Anhebung Mitte März kein Problem. Im Gegenteil: Sie wäre ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur auf gutem Weg ist; und es wäre ein weiterer Schritt hin zu einer wirtschaftlichen Normalität, bei der die Zinsen ihre in der Marktwirtschaft zentrale Lenkungsfunktion wieder stärker übernehmen könnten.
Die Renditen zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen pendeln seit einigen Monaten stabil um 2,5 Prozent. Im Augenblick sieht deren Verlauf eher nach einem weiteren Anstieg als nach einem Rückfall aus. Die Anleihemärkte nehmen nicht nur eine mögliche Zinserhöhung der Fed vorweg, sie rechnen auch auf absehbare Zeit mit einer robusten Konjunktur in den USA.
Wäre eine Zinserhöhung der Fed eine Kriegserklärung an Trump? Wenn der Zinsschritt moderat ausfällt, sollten beide Seiten damit leben können. Denn eine substanzielle Beeinträchtigung der Wirtschaft wäre eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte natürlich nicht; ohnehin wirken solche Maßnahmen erst mit mehreren Monaten Verzögerung.
Eine überraschend deutliche Anhebung der Leitzinsen, also etwa um 0,50 Punkte, wäre schon eher als Attacke gegen Trump zu werten. An den Märkten käme das auch nicht gut an. Wenn man allerdings die bisher bedächtige, kontinuierliche Geldpolitik von Yellen betrachtet, würde ein solcher Schritt nicht zu ihrer Linie passen.
Eine Anhebung um 0,25 Prozentpunkte ist Mitte März also durchaus möglich. Damit würde Yellen ihre Politik fortsetzen, und Trump sollte damit leben können (er kann es ja als Stärkesignal verkaufen). Die Märkte durcheinanderschütteln würde das auch nicht. Und sollte es im März doch keine Erhöhung geben, verschiebt sich die aktuelle Diskussion auf der Zeitachse eben um einige Monate nach hinten. Eine neue Richtung wird das weder Aktien noch Anleihen geben.
Lockere EZB-Politik mit offener Währungs-Flanke
In der Eurozone sind die Preise im Februar gegenüber dem Vorjahr um 2,0 Prozent gestiegen, in Deutschland sind es sogar 2,2 Prozent. Gerät die EZB damit in Zugzwang, muss sie sich von ihrer laxen Geldpolitik verabschieden?
Im Gegensatz zur US-Entwicklung, die insgesamt die Züge einer langfristigen Zinswende aufweist, ist Europa noch nicht soweit. Die aktuell wichtigsten Triebkräfte der Inflation sind die Energiepreise und die Preise für Nahrungs- und Genussmittel. Rechnet man die heraus, was die EZB ja auch macht, dann liegt die Inflation nicht einmal bei einem Prozent – also ziemlich unverändert. Einen echten Grund, sich von ihrer bisherigen Zinspolitik zu verabschieden, dürfte die EZB also derzeit nicht sehen.
Doch es gibt eine offene Flanke dieser Politik: den Euro. Schon im Januar ist dessen Erholung ziemlich mau ausgefallen, sie kam nicht einmal bis an die sinkende 200-Tage-Linie. Das ist ein klassisches Schwächezeichen. Der jüngste Tiefpunkt vom Dezember bei 1,04 Dollar könnte durchaus noch einmal getestet werden.
Auch aus diesem Grund könnte die Fed, auch wenn sie auf die Entwicklung in Europa wahrscheinlich nur mit einem Auge schaut, bei ihrer Erhöhung vorsichtig sein. Und sollte es dann wirklich zu einem Schritt von 0,25 Prozent durch die Fed kommen, könnte das von den Währungsmärkten schnell abgehakt werden – und sich der Euro danach auf Basis der bisherigen Tiefpunkte wieder etwas stabilisieren.
Letztlich dürfte ein Euro in der Bandbreite zwischen 1,00 und 1,10 Dollar weder an der Richtung der EZB-Politik noch an den großen Trends der Wertpapiermärkte etwas ändern.
Branchenrotation kommt dem großen Trend zugute
Der jüngste, heftige Kursanstieg hat den Dow Jones an den oberen Rand seines einjährigen Aufwärtstrendkanals gebracht. Zum kurzfristig möglichen Ziel um 22.000 Punkte, das sich aus der Anstiegsphase vom November ableiten lässt, ist zwar noch etwas Luft, dennoch sind die Anzeichen einer Überhitzung unverkennbar.
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Dow zwischen 21.000 und 22.000 Punkten einen Hochpunkt ausbildet und anschließend in eine Korrektur übergeht. Es muss deshalb, etwa wie Mitte Dezember bis Ende Januar, keinen schweren Rückschlag geben. Doch eine mehrwöchige Pause im großen Aufwärtstrend wäre zur Abkühlung des verbreiteten Optimismus gut geeignet.
Sollte der Dow Jones dennoch gleich weiter durchstarten, ginge es in eine Fahnenstange. Das wäre die kurstechnische Entsprechung einer euphorischen Hausse-Phase – der in der Regel früher oder später deutliche Rückschläge folgen.
Das angespannte Bild des Gesamtmarkts zeigt sich auch in den Einzelwerten des Dow: Vor allem die Bankaktien sind so extrem gestiegen, dass es jederzeit zu Rückschlägen von mehr als zehn Prozent kommen kann. Andererseits holen nun klassische Defensivwerte auf, vor allem Pharma- und Konsumwerte. Das spricht dafür, dass die bevorstehende Korrektur keine Marktwende wird, sondern eine Branchenrotation und damit ein Baustein in einer weiterhin langfristigen Aufwärtsentwicklung.
Starker Dax könnte vorübergehenden Rückschlag wegstecken
Seit einiger Zeit wird hier zur Einschätzung der Dax-Tendenz vorwiegend der amerikanische Aktienmarkt herangezogen. Verantwortlich dafür ist die Leitfunktion der US-Märkte, die sich seit Trump noch einmal verstärkt hat. Natürlich hat der Dax immer noch ein Eigenleben, nur spielt das in der aktuellen Fixierung auf Trump derzeit eine untergeordnete Rolle.
Im Dax verlaufen momentan 26 von 30 Aktien deutlich oberhalb der 200-Tage-Linie. Schon diese Quote von 87 Prozent signalisiert mittelfristig eine klare, stabile Hausse-Tendenz. Zudem sind die Nachzügler Vonovia und RWE ebenfalls leicht über ihren 200er-Schnitt gekommen; und selbst E.On und Pro 7 haben ihn mittlerweile erreicht.
Insgesamt signalisiert das mittelfristig eine stabile Marktverfassung, mit der der Dax ohne weiteres eine hektische, kurzfristige Korrektur verkraften könnte, ohne seine Grundrichtung gleich zu gefährden.