Wirtschaft im Weitwinkel
Börse: Europas Aktienmärkte sind bedroht Quelle: dpa

Europas Aktienmärkte sind in Gefahr

Die Drohungen aus den USA in Richtung Europa und Asien werden immer schriller. Die asiatischen Aktienmärkte sind bereits massiv unter Druck geraten. Diese negative Entwicklung könnte nun auch nach Europa kommen.

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US Präsident Trump denkt laut darüber nach, die gesamten chinesischen Importe in die USA mit Zöllen zu belegen. Der US-Finanzminister möchte prüfen lassen, ob die jüngste Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar durch eine Manipulation der Währung verursacht wurde. Gleichzeitig sitzen die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 in Argentinien zusammen und wollen die eigentlich gut laufende Weltkonjunktur vor bleibenden Schäden bewahren.

Dies ist die eigentliche Ironie. Die Weltwirtschaft lief in den letzten Jahren sehr stabil und hat die großen Verwerfungen der Finanzkrise langsam überwunden. Die wachsenden Ungleichheiten - hierzu gehört auch der deutsche Handelsüberschuss - wurden als Probleme erkannt und sollten in den nächsten Jahren verringert werden. Stattdessen wurde Protektionismus eine anerkannte Strategie zur Sicherung eigener Vorteile. Dabei ist eigentlich allen klar, dass der Welthandel in Gänze Wohlstand fördert und zur Stabilisierung der Weltordnung beiträgt.

Stabile Rahmenbedingen sind zurzeit aber sehr wichtig. Der wachsende Migrationsdruck, ausgelöst durch Krieg, Klimawandel und wirtschaftliche Not – oft auch ausgelöst durch Korruption -, bringt die westlichen Gesellschaften an ihre Grenzen. In Osteuropa wird die politische Richtung hin zu einer antieuropäischen Haltung durch die unterschiedlichen politischen Interessen zwischen Europa und Russland noch verstärkt. Ein Blick nach Asien zeigt, was uns bevorstehen könnte, wenn die aktuelle Eskalationsstrategie weitergeführt wird und die Wachstumserwartung der Investoren hiervon nachhaltig gedämpft wird.

In den vergangenen Monaten sind die Aktienkurse in China und anderen asiatischen Ländern wie Südkorea, Malaysia oder Thailand unter Druck geraten. So hat der chinesische Auswahlindex Shanghai Composite seit seinem Hoch Ende Januar um über 20 Prozent nachgegeben. Genervte Investoren haben Aktien verkauft, weil Sorgen aufkamen, asiatische Unternehmen würden zukünftig verstärkt unter den Handelsauseinandersetzungen mit den USA leiden.

Dazu kam die deutliche Abwertung des Yuan, der seit Mitte April gegenüber dem US-Dollar zeitweise über sechs Prozent nachgab. Bei den Handelsstreitigkeiten der Historie war der Einsatz des Wechselkurses ein mindestens so probates Mittel wie das Verhängen von Strafzöllen. Gerade für China, dessen Währung noch immer nur mit Abstrichen von freien Marktkräften gesteuert wird und das über eine langjährige Tradition bei der staatlichen Alimentierung seiner Exportwirtschaft mittels Wechselkurs verfügt, wirkt die gezielte Schwächung des Yuan zur Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit verführerisch.

Dass der Yuan vorerst angeschlagen bleiben wird, steht für uns außer Frage, auch aufgrund der globalen US-Dollar-Stärke sowie der sich eintrübenden Konjunkturaussichten Chinas. Wer China aber eine leichtfertige Yuan-Abwertungspolitik unterstellt, sollte nicht vergessen, wie kräftezehrend der Kampf gegen die Kapitalflucht vor knapp zwei Jahren war. Eine außer Kontrolle geratene Yuan-Schwäche wäre Gift für die ohnehin schon fragilen Aktienmärkte sowie den maroden Bankensektor.

Die Entwicklungen an den asiatischen Finanzmärkten sind ein gutes Beispiel für das, was auch in Europa kommen könnte. Bislang lassen sich die Investoren von den verbalen Attacken nicht oder nur wenig beeindrucken. Wenn jedoch Taten folgen und der Welthandel spürbar betroffen ist, dürfte sich die Lage ändern. Die Wachstumserwartungen sollten dann deutlich fallen und damit auch die Aktienkurse und der Euro. Die amerikanischen Finanzmärkte dürften in einem solchen Szenario weniger stark negativ betroffen sein, da hier die kürzlich umgesetzten Steuersenkungen zunächst positiv wirken und das Wachstum stützen.

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