Anlageberater für Reiche „Privatanleger können den Vermögenden nacheifern“

Christian Stadtmüller und Jochen Butz sind Geschäftsführer des Multi Family Offices HQ Trust. Quelle: HQ Trust

Das Multi Family Office HQ Trust verwaltet die Vermögen von reichen Familien. Im Interview erklären die Geschäftsführer, wie Superreiche hohe Renditen erzielen.

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Christian Stadtmüller und Jochen Butz sind Geschäftsführer vom HQ Trust, dem Multi Family Office des Industriellenmilliardärs Harald Quandt. Wer von ihnen sein Vermögen verwaltet wissen möchte, braucht viel Geld.

WirtschaftsWoche: Trotz Coronakrise sind die Vermögen im vergangenen Jahr gestiegen. Haben Sie bei HQ Trust mehr zu tun?
Jochen Butz: Der Beratungsbedarf ist in den letzten Jahren schon stark gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass Geldanlage wegen der Niedrigzinspolitik der EZB schwieriger geworden ist. Es ist ja schon etwas länger her, dass beispielsweise die Bundesanleihe eine Rendite von fünf Prozent abwarf.

Wer sind denn Ihre Kunden?
Christian Stadtmüller: Wir betreuen über 100 Familienstämme, Stiftungen und institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versorgungswerke. Und aktuell haben wir 85 Mitarbeiter.

Mit welchen Bedürfnissen wenden sich Ihre Kunden an Sie?
Butz: Die Bedürfnisse sind teils relativ komplex. Bevor wir überhaupt einen Euro für die Familien investieren, besprechen wir mit ihnen, welche Anlageklassen abgedeckt werden sollen. Dabei achten wir auf das magische Viereck aus Risiko, Rendite, Liquidität und Nachhaltigkeit. Und das definiert jede Familie anders – genau wie die Frage, wie viel Liquidität sie ihrem Vermögen entnehmen wollen. Je weniger Liquidität benötigt wird, desto mehr Geld steht für langfristige Anlagezwecke zur Verfügung.

Das Schreckgespenst der Inflation greift gerade um sich. Was bedeutet das für die Geldanlage Ihrer Kunden?
Butz: Der reale Gelderhalt hat oberste Priorität. Ob dann noch eine große Rendite erzielt werden soll, hängt von der Risikofreudigkeit und den Liquiditätsbedürfnissen der Familien ab.
Stadtmüller: Wir befinden uns in einer Phase, in der vermeintlich risikolose Anlagen wie Anleihen schon ein erhebliches Risiko darstellen. Die Kunst besteht also darin, ein stabiles Portfolio zu bauen, das diese ganzen Risiken ausbalanciert.

von Philipp Frohn, Martin Gerth, Heike Schwerdtfeger

Welche Assetklassen favorisieren Ihre Kunden?
Butz: Im liquiden Bereich wird es immer schwieriger, auskömmliche Erträge zu erzielen. Im Aktienbereich ist es noch möglich, aber der ganze zinstragende Bereich bringt ja keine Rendite mehr. Deshalb spielen in den letzten Jahren illiquide Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur eine immer größere Rolle. Um in diesen Segmenten mitzuspielen, braucht es schon ein großes Vermögen.

Private Equity gilt als der Renditebooster fürs Depot. Wie viel investieren Ihre Kunden als privates Beteiligungskapital?
Butz: Private Equity ist die Anlageklasse, die in der Vergangenheit die höchsten Renditen erzielt hat. Wir erwarten dies auch für die Zukunft. Man muss natürlich ein gewisses Vermögen haben, um den Zugang zu bekommen. Häufig besteht das Portfolio unserer Kunden zwischen 10 und 30 Prozent aus Beteiligungen. Es gibt aber auch Kunden, die die Finger davon lassen.

Rund zwei Prozent der Deutschen investieren in Kryptowährungen. Laut einer Umfrage der Schweizer Großbank UBS verzichten Family Offices darauf. Warum?
Stadtmüller: Natürlich brauchen Anleger diversifizierende Elemente in Portfolio. Edelmetalle und Gold stellen immer noch eine gute Absicherung dar– aber die sind nicht so schwankungsintensiv wie Kryptowährungen. Man muss sich fragen: Sind Bitcoin und Co. eine Anlageklasse oder doch eher reine Spekulation?



Trotz des aktuellen Crashs hat der Bitcoin zum Beispiel innerhalb eines Jahres rund 270 Prozent an Wert zugelegt. Verzichten die Familien nicht auf viel Rendite?
Stadtmüller: Der Kurs des Bitcoins hat sich seit April aber auch wieder halbiert. Es kommt nicht immer nur auf die Rendite an. Der Bitcoin und andere exotische Anlageklassen sind noch nicht so weit, dass sie für solche Portfolios taugen, die auf Stabilität und Werterhalt ausgerichtet sind.

Wie viel Geld vertrauen die Familien Ihnen zur Anlage an?
Stadtmüller: Das ist ganz unterschiedlich. Wenn Kunden diversifiziert mit beispielsweise Aktien und Privat Equity Vermögen sichern und aufbauen möchten, kommen sie mit kleinen Beträgen nicht aus. Allein die Regularien schreiben ja vor, dass man für manche alternativen Anlagen mindestens 200.000 Euro investieren muss.

Unter einer Millionen Euro geht also nichts?
Stadtmüller: Ja, einen höheren einstelligen Millionenbetrag sollte man schon mindestens einplanen.

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Für Privatanleger bleiben wirklich renditeträchtige Anlagen also verschlossen.
Stadtmüller: Die können den Vermögenden doch schon nacheifern. Bei Liqid zum Beispiel können Anleger mit einer Losgröße von 200.000 Euro in ein diversifiziertes Portfolio von Private Equity Fonds einsteigen. Aber natürlich gibt es da keine individualisierte Beratung.

Das übersteigt das Budget des Otto-Normal-Anlegers trotzdem noch deutlich. Aber brauchen Privatanleger überhaupt die Services, die ein Family Office bietet?
Stadtmüller: Wer sein Geld bei einem Family Office verwalten lässt, sucht häufig nicht nur einen reinen Vermögensverwalter. Es geht darum, den Kunden zum Beispiel strukturell oder in der Nachfolgeplanung zu unterstützen. Da müssen manchmal auch mögliche Interessenkonflikte zwischen den Generationen und Akteuren einer Familie ausbalanciert werden. Family Offices fungieren als Vertrauensinstanz und Mediator – der normale Privatanleger braucht das ja eher nicht.

Transparenzhinweis: An dem im Interview erwähnten Unternehmen Liqid ist die DvH Ventures beteiligt. Die Handelsblatt Media Group ist Teil der DvH Medien, zu der auch DvH Ventures gehört.

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