Anlagestrategie Wie Privatanleger ihr Wertpapierdepot richtig strukturieren

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Über Risikoneigung, Kursschwankungen und Anlageklassen

Risikobereitschaft ist bei der Anlagestrategie richtungsweisend

Risiko und Rendite sind zwei Seiten derselben Medaille: „Es gibt derzeit keine Geldanlage, mit der man risikolos Gewinne erwirtschaftet, die sicher über der Inflationsrate liegen“, erklärt Nauhauser. Wer abzüglich der Inflation positive Renditen erzielen wolle, müsse bereit sein, Risiken einzugehen. Auf dem Aktienmarkt gäbe es langfristig die höchsten Erträge für Anleger - im Vergleich zum Handel mit sicheren Zinspapieren sei eine langfristige Mehrrendite von vier Prozent zu erwarten. Diese Risikoprämie des Aktienmarktes gegenüber festverzinslichen Bonds nennt man Equity Premium.

Allerdings handele es sich dabei nur um einen Erwartungswert, man könne keinesfalls davon ausgehen, dass das Equity Premium innerhalb eines Jahres oder nach zehn Jahren bei genau vier Prozent jährlich liege. Auf lange Sicht sei eine Mehrrendite in dieser Größenordnung jedoch für verschiedene Aktienmärkte beobachtet worden, sagt Nauhauser.

Auch der Chefanlagestratege Stephan glaubt, dass viele Anleger Gefahr liefen, Vermögenswerte und Kaufkraft zu verlieren, wenn sie im Nullzinsumfeld Aktien nicht stärker als Anlagealternative nutzen. „Wer bei niedrigen Zinsen mit Anlagen Geld verdienen will, muss auch Aktien kaufen“, sagt Stephan. Das Risikoprofil jedes einzelnen Kunden müsse man dabei als Berater strikt beachten. Das gilt natürlich auch für Selbstverwalter - die Frage, wie riskant das Portfolio aufgebaut sein sollte, hängt von den individuellen Präferenzen ab.

Wer Aktien will, muss Kursschwankungen aushalten

„Die historischen Daten zeigen, dass ein weltweit gestreutes Aktienportfolio wie es beispielsweise der Aktienindex MSCI World abbildet, einen zwischenzeitlichen maximalen Wertverlust von rund 50 Prozent aufweist“, sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ausgehend von diesem Wert sollten Börseneinsteiger überlegen, wie viel ihres Kapitals sie riskieren möchten. Nauhauser rät: „Wenn man 50 Prozent als zwischenzeitliches Minus akzeptiert, kann man das gesamte Kapital am Aktienmarkt anlegen, sofern man breit diversifiziert“.

Bei niedrigeren Verlustbereitschaften sollte das Portfolio hingegen stabilisierende Anlageklassen enthalten. Könne man zum Beispiel nur für zehn Prozent des angelegten Betrags Verluste tragen, solle man nur 20 Prozent des Portfolios in Aktien halten, sagt Nauhauser: „Den Rest sollte man zum Beispiel in sichere Zinspapiere investieren. Auch wenn sie die Inflation aktuell nicht schlagen, kommt man um diese Wertpapiere nicht herum, wenn man Kursverluste begrenzen will“, sagt Nauhauser.

Diese sogenannten Bonds sind meist festverzinsliche Wertpapiere wie beispielsweise Staats- oder Unternehmensanleihen. Einige Direktbanken böten für Festgelder und Sparbriefe immerhin noch Zinssätze von einem halben bis zu einem Prozentpunkt. Eine Übersicht über die verschiedenen Angebote kann man sich über Vergleichsportale bei Direktbanken verschaffen.

Der Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank rät risikofreudigen Anlegern aktuell einen Aktienanteil von 75 Prozent ins Portfolio zu nehmen. Dafür empfiehlt er Wertpapiere aus den USA, Europa und Asien. 17 Prozent sollten laut Stephan in Renten, also festverzinslichen Bonds, vor allem aus Amerika investiert werden. Die restlichen acht Prozent solle man in Rohstoffe anlegen.

Stephan empfiehlt Investoren, die ein möglichst geringes Risiko eingehen möchten, dem Portfolio einen Aktienanteil von 22,5 Prozent beizumischen. Diesen Anlegern rät er „zu einem Rentenanteil von 75 Prozent – es bieten sich breit gestreute Rentenfonds an“. Rentenfonds sind gemanagte Investmentfonds, die ausschließlich oder überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere investieren.

Tatsächlich kann sich ein aktives Management der Rentenanteile des Portfolios gerade bei niedrigem Zeitinvestment des Privatanlegers lohnen: Angesichts der niedrigen bis negativen Zinsen im Euroraum kann dieser Baustein mit einer kaufen-und-halten Strategie kaum Renditen erzielen. Zudem tragen professionelle Anleger geringere Handelskosten für Anleihen.  

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