Bitcoin 80 Prozent Kursplus: Feiert Bitcoin nun das Comeback?

Die Inflation bleibt für den Bitcoin weiterhin die größte Gegner. Quelle: REUTERS

Nach dem Crash im vergangenen Jahr schaltet der Bitcoin wieder in den Rally-Modus. In den nächsten Tagen dürfte sich entscheiden, ob der Aufwärtstrend weitergeht.

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Es ist gerade einmal ein knappes halbes Jahr her, dass Warnungen vor dem Zusammenbruch des gesamten Kryptomarkts die Runde machten. Die Insolvenz von FTX, der einst drittgrößten Handelsplattform für Bitcoin und Co., hatte das Vertrauen der Anleger in den Sektor ramponiert. Innerhalb weniger Tage gingen Vermögenswerte in Milliardenhöhe verloren. Der FTX-Crash war der Höhepunkt eines Jahres, das Krypto-Anlegern ohnehin schon diverse Hiobsbotschaften beschert hatte.

Doch den Schock haben Anleger wenige Monate später offenbar bereits überwunden. Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin gut 80 Prozent an Wert zugelegt. Zuletzt notierte die älteste und bekannteste Kryptowährung 29.835 Dollar. Auf Tagessicht legte Bitcoin 5,3 Prozent an Wert zu.

Unter Anlegern macht sich Hoffnung breit, dass Bitcoin und Co. das Schlimmste überstanden haben und die Kurse nun wieder alte Niveaus erreichen. Zwischenzeitlich hatte der Bitcoin sogar die Marke von 30.000 Dollar geknackt. Luft nach oben gibt es aber reichlich: Von seinem Rekordhoch im November 2021 (gut 69.000 Dollar) ist der Bitcoin noch immer weit entfernt. Dennoch: Die neuen Marken sind ein positives Signal für die weitere Kursentwicklung. Steht die Digitalwährung nun vor dem Comeback?

Anzeichen dafür, ob sich der Aufwärtstrend beim Bitcoin fortsetzt, gibt es an diesem Mittwoch. Dann nämlich werden in den USA Daten veröffentlicht, die als richtungsweisend für die Märkte gelten – auch für die Kryptomärkte. Entscheidend für die weitere Entwicklung des Bitcoin bleibt dabei ein Thema, das die Wertentwicklung von Kryptowährungen bereits im vergangenen Jahr bestimmte: die Inflation.

Geht die Inflation weiter zurück?

In den USA ist die Inflation im März um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Damit lag sie unter den Erwartungen von Experten. Analysten prognostizieren eine Teuerungsrate von 5,2 Prozent. Der Rückgang der Inflation setzt sich damit fort. Im Februar lag sie in den Vereinigten Staaten bei 6 Prozent, den Höhepunkt hatte sie im Juni mit 9,1 Prozent erreicht.

Um die hohe Inflation zu bändigen, hatten die Notenbanken die Nullzinsära mit einer Vollbremsung beendet. In den USA hob die Fed den Leitzins auf nun 4,75 bis 5 Prozent an. Während die Fed im Rekordtempo die Zinsen anzog, ging es beim Bitcoin etwa in gleicher Geschwindigkeit bergab.

Mit der Zinswende wurden sicherere Anlagen wie Anleihen nämlich wieder attraktiver. Staatsanleihen werfen wieder Renditen von über drei Prozent ab, während Kryptowährungen keine laufenden Erträge bringen. Als Reaktion warfen viele Investoren Bitcoin und Co. aus ihren Depots.

Die zuletzt rückläufigen Inflationsdaten schüren nun die Hoffnung auf eine weitere Kurserholung, sagt Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Er führt die jüngste Rally vor allem auf diesen Faktor zurück. „Es ist und bleibt die Hoffnung der Anleger, dass die schwelenden Inflations- und Zinssorgen an Dynamik verlieren und der geldpolitische Gegenwind dies- und jenseits des Atlantiks weiter nachlassen könnte.“ Wenn die Inflation weiter sinkt, nimmt der Handlungsdruck der Notenbanken ab – und davon würden Kryptowährungen profitieren.

In den Händen der Fed

Bis zum 3. Mai müssen Anleger abwarten, ob die US-Notenbank den Leitzins nochmals um 0,25 Prozent anhebt oder eine Pause einlegt. Jüngst betonte Fed-Chef Jerome Powell noch, dass die Inflation weiter hoch sei. Das Inflationsziel der Notenbank liegt mit zwei Prozent deutlich unter dem derzeitigen Teuerungsniveau.

Powell hat signalisiert, dass sich die Fed von Wirtschaftsdaten leiten lässt und dabei von Sitzung zu Sitzung vortasten will. Die Zinserhöhungen haben bereits Auswirkungen auf die US-Wirtschaft. Der Dienstleistungssektor hat an Schwung verloren, die Industrie leidet und die Bankenkrise verunsichert Verbraucher und Märkte. In den USA geht die Sorge vor einer Rezession um. Eine weitere Zinserhöhung gilt zwar als wahrscheinlich. Wie stark die Fed aber an der Zinsschraube dreht, bleibt ungewiss. Das Schicksal des Bitcoin liegt also vorerst weiter in den Händen der Fed.

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von Philipp Frohn

Doch nicht nur die Entscheidungen der Notenbank bestimmen die weitere Entwicklung der Kryptokurse. Vor allem in den USA haben es die Regulatoren auf Kryptounternehmen abgesehen. Erst kürzlich hat die Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) Klage gegen Binance, die weltgrößte Kryptobörse sowie deren Chef Changpeng Zhao eingereicht. Sie wirft dem Unternehmen vor, Geschäfte ohne nötige Lizenzen zu betreiben und bei der Kundenverifizierung zu lax zu agieren. Die Handelsplattform steht wegen ihrer Geschäftspraktiken schon länger in der Kritik.

Auch Konkurrent Coinbase ist im Visier der Aufseher. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die US-Börsenaufsicht SEC Ermittlungen wegen verschiedener Staking-Produkte aufnimmt. Diese sind aus Sicht der SEC erlaubnispflichtig, weil es sich um Wertpapiere handele. Coinbase ist anderer Ansicht. Beim Staking geben Anleger ihre Coins für die Erzeugung weiterer Digitalmünzen frei und bekommen dafür im Gegenzug eine zuvor festgelegte Belohnung. Ein Staking-Aus würde Coinbase finanziell treffen. Experten zufolge gehen drei Prozent der Coinbase-Erlöse auf Staking zurück.

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In der Vergangenheit haben sich Entwicklungen bei den großen Kryptounternehmen im Bitcoin-Kurs gespiegelt. Ein Trost für Anleger: Oft reagierte der Bitcoin-Kurs nur kurzzeitig – und Rücksetzer von fünf Prozent oder mehr stehen für Krypto-Anleger quasi auf der Tagesordnung. Das bedeutet allerdings auch: Der größte Gegner für Kryptowährungen ist und bleibt die Inflation.

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Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst am 11. April 2023. Wir haben ihn aktualisiert und neu publiziert.

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