Börsengang deutscher Erfolgs-Software Permira will mit Teamviewer an der Börse Kasse machen

Firmensitz von TeamViewer Quelle: PR

Teamviewer hat eine weltweit erfolgreiche Software für die Fernwartung von Computern über das Internet entwickelt, ist profitabel, wächst rasant und soll nun bis Ende 2019 an die Börse. Dabei brauchen die Göppinger das Geld gar nicht.

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Solche Erfolgsstorys wie die von Teamviewer haben in Deutschland Seltenheitswert: Eine Software-Lösung, die von Deutschland aus ihren Siegeszug um die Welt feiert, in nur wenigen Jahren die Umsätze auf einen dreistelligen Millionenbetrag steigert, pro Jahr um mehr als ein Drittel wächst und dabei auch noch die ganze Zeit über profitabel ist und hohe Cash-Flows generiert. Kein Wunder, dass so ein Unternehmen über kurz oder lang an die Börse strebt.

Teamviewer gehört im Grunde mehrheitlich dem in London ansässigen Beteiligungsunternehmen Permira. In Wahrheit ist es aber komplizierter, offiziell gehört die Regit Beteiligungs-GmBH, die nun in Teamviewer AG umfirmieren soll, der TigerLuxOne. Diese wiederum gehört mehrheitlich Fonds, die Permira berät. Doch um das Geflecht zu entwirren: Schon 2014 war die Rede davon, Permira habe Teamviewer für 870 Millionen Euro übernommen.

Nun, fünf Jahre später, will Permira Teamviewer an die Börse bringen. Wie Teamviewer am Mittwochmorgen offiziell mitteilte, ist bis Ende 2019 die Notierung im geregelten Markt der Frankfurter Börse, dem sogenannten Prime-Standard-Segment, geplant – wenn denn das Börsenumfeld mitspielt. Dabei werden der Mitteilung zufolge voraussichtlich nur Aktien aus dem Besitz von TigerLuxOne an die Börse gebracht, eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Aktien ist offenbar nicht vorgesehen. Unter dem Strich geht es beim Börsengang also für Permira primär darum, die Beteiligung zu Geld zu machen.

Für eine Beteiligungsgesellschaft wie Permira ist ein Börsengang in der Regel der bestmögliche Exit aus einem Investment. Und da die Notierung im Prime Standard einen handelbaren Streubesitz von mindestens 25 Prozent des Unternehmens verlangt, muss sich Permira auch von mindestens einem Viertel seiner Teamviewer-Aktien trennen.

Die dürften einiges wert sein. Schon vor fünf Jahren bei der Übernahme durch Permira, erzielte Teamviewer einen Umsatz von 126 Millionen Euro. Hat Permira also seinerzeit schon etwa den siebenfachen Jahresumsatz für das Unternehmen bezahlt, wären das bei einem erwarteten Umsatz von inzwischen 310 bis 320 Millionen Euro im laufenden Jahr schon um die 2,2 Milliarden Euro, mit denen Teamviewer bewertet wäre. Bereits 2017 waren nach Meldungen über Insiderkenntnisse internationale Beteiligungsfirmen angeblich bereit, 1,7 Milliarden Euro für eine Übernahme auf den Tisch zu legen. Teamviewer galt schon vor Jahren als eins der wenigen deutschen Einhörner. So werden Start-ups bezeichnet, die schon nach wenigen Jahren eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro erreichen.

Tatsächlich bringen die Göppinger alles mit, was Investoren lieben. Allein im ersten Halbjahr stiegen die Umsätze aus abgerechneten Abo-Lizenzen um 37 Prozent gegen über dem Vorjahr, die kontinuierliche Wachstumsstory gewinnt somit sogar noch an Fahrt. Dabei ist Teamviewer auch noch hochprofitabel. Die Gewinnmarge liegt vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen für das erste Halbjahr bei 52 Prozent. Glaubt man den Ausführungen von Unternehmenschef Oliver Steil und Finanzchef Stefan Gaiser, ist auch der Cashflow daraus fast genauso hoch und genügt somit ohne weiteres, um Investitionen in Produktentwicklung und globale Expansion zu bestreiten. Selbst für die ambitionierten Wachstumsziele benötigt Teamviewer also offenbar kein frisches Kapital.

Darüber hinaus bewegt sich Teamviewer mit seinen Software-Lösungen erfolgreich in einem zunehmend potenzialbietenden Markt: 2018 waren Produkte der Göppinger auf 340 Millionen Geräten in 180 Ländern im Einsatz.

Das zunehmende Interesse der Unternehmen an Digitalisierung, Cloud-Computing, dem Internet of things und allgemein der Vernetzung von Geräten soll den Zielmarkt jährlich um 24 Prozent wachsen lassen. 2023 soll er mehr als 30 Milliarden Euro angewachsen sein.

Für Fantasie ist somit gesorgt. Auf die harte Börsenrealität dürfen Anleger gespannt sein.

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