Einkommensteuer, Vermögensteuer, Erbschaftsteuer, Abgeltungsteuer – so manchem Deutschen schwant nach der Wahl Ungutes. Egal, welche Koalition regieren wird, der Staat drängt seinen Bürgern mit Macht ans Portemonnaie. Hinzu kommen Unsicherheiten über die weitere Linie in der Euro-Rettungspolitik und in Sachen Haushaltsverschuldung. So mancher macht sich Gedanken, ob es nicht gut wäre, etwas Vermögen zu haben, das Sicherheit in unsicheren Zeiten verheißt – und auf das der Fiskus keinen Zugriff hat: physisches Gold. Anleger sollten ihr Gold nicht ohne Not abgeben. Aufstocken statt abbauen erscheint das Gebot der Stunde.
Da trifft es sich gut, dass der Goldpreis kräftig zurückgekommen ist. Die großen Spieler im virtuellen Goldhandel – JP Morgan, HSBC, Citibank, Goldman Sachs – warten nur darauf, dass Anleger ihr Gold billig losschlagen. Die Investmentbanken handeln an der New Yorker Terminbörse Comex kaum physische Ware, bestimmen aber maßgeblich den Referenzpreis für physisches Gold, der am Handelsplatz London zweimal täglich festgelegt wird.
Dank Rückendeckung durch die Notenbanken verfügen die Banken über nahezu unbegrenzte Feuerkraft, um den Goldpreis immer mal wieder stark einbrechen zu lassen. Die schockartigen Rückgänge seien typisch für Markteingriffe, sagt Dimitri Speck. Der Rohstoffanalyst des Vermögensverwalters Staedel Hanseatic aus Riga hat sich auf die Erkennung von Kursmustern spezialisiert und spürt Marktanomalien auf. In seinem gerade aktualisierten Buch „Geheime Goldpolitik“ geht Speck auch auf den Goldpreiscrash im April ein. Sein Fazit: „Da hat jemand nachgeholfen.“
Goldanleger sollten sich davon nicht zermürben lassen. Sie haben inzwischen starke Verbündete in den Schwellenländern, allen voran in China. Dort wächst die Goldnachfrage unbeirrt, und nach dorthin verlagert sich allmählich auch das Zentrum des physischen Goldhandels. Der Arm von Wall Street und Londoner City reicht weit, aber nicht bis nach China. Auf lange Sicht wird sich der physische Goldmarkt durchsetzen und den Preis bestimmen.
Sieben Argumente sprechen vor allem anderen für das gelbe Metall.