Wirtschaft im Weitwinkel
Geht es mit dem Aktienmarkt weiter abwärts? Quelle: imago images

Wohin steuert der Dax zum Jahresende?

Aktieninvestoren sind in der Regel Optimisten. Aber seit Anfang Oktober haben viele ihren Glauben an eine gute Zukunft verloren und die Kurse fallen weltweit. Viele Anleger fragen sich aktuell, wie es weitergeht. Geht es weiter abwärts? Oder kann man für den Dax mit einem Aufholen der Jahresverluste rechnen und einer positiven Aktienperformance in 2019?

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Die europäischen Aktienmärkte haben seit Jahresbeginn einen Verlust von mehr als zehn Prozent erlitten. Die US-amerikanischen Aktienmärkte haben die aufgelaufen Gewinne für 2018 verloren. Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe. In der Summe lässt sich die Entwicklung aber darauf zurückführen, dass die Sorgen der Anleger hinsichtlich des weiteren konjunkturellen Verlaufs zugenommen haben.

Auslöser waren die enttäuschenden Berichte der Unternehmen für das abgelaufene dritte Quartal. Und die Sorgen gehen tiefer. Viele Investoren befürchten, dass die US-Notenbank und die Handelspolitik von US-Präsident Trump die Konjunktur nachhaltig schwächen. Dazu kommt noch die wenig hilfreichen Entwicklungen in der europäischen Politik. Insbesondere das Verhalten der italienischen Regierung im Haushaltsstreit mit der EU verstört die Investoren.

Bei der Frage, wie es in den kommenden Monaten an der Börse weitergeht, hilft manchmal ein Blick in die Vergangenheit. Seit Auflage des Index im Jahr 1988 legte der Dax (inklusive Dividenden) 8,2 Prozent pro Jahr zu. Dabei schloss der deutsche Leitindex in lediglich acht Jahren mit einer negativen Kursentwicklung ab. In den übrigen 22 Jahren stand zum Jahresende ein Kursplus.

Der deutsche Aktienmarkt – eine Geschichte in Superlativen
In den Fokus rückte der Dax erst mit dem Börsengang des Staatsunternehmens Deutsche Telekom. Quelle: dpa
Die späten 1990er Jahre waren die Boomphase der Dotcom-Unternehmen. So ziemlich alles, was an der Börse mit Telekom und dem Internet zu tun hatte, wurde gekauft. Quelle: AP
Der Dax brach zwischen März 2000 und März 2003 um fast 75 Prozent ein. Die Kleinanleger waren Hauptleidtragende der Kapitalvernichtung. Quelle: dpa
Die durch überbordende Immobilien-Spekulationen und die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers ausgelöste Wirtschaftskrise 2007/08 führte zum nächsten Crash. Quelle: dpa
Die wohl irrwitzigste Kursrally kam 2008: Die VW-Stammaktie schoss in nur zwei Tagen von 360 auf 1005 Euro. Der Grund: Porsche hatte sich fast eine Dreiviertel-Mehrheit an VW gesichert. Quelle: imago images
Von den 30 heutigen Dax-Unternehmen ist laut der Deutschen Börse die Hälfte seit Beginn dabei. Quelle: REUTERS
Das ist der MDax. Der zweitwichtigste deutsche Index mit aktuell insgesamt 50 Unternehmen aus den traditionellen Industriebranchen wurde 1996 von der Deutschen Börse geschaffen. Quelle: dpa

Die beiden Jahresabschlüsse, die für den deutschen Leitindex in der jüngeren Vergangenheit negativ ausfielen, waren die Jahre 2008 und 2011. Davor waren es die Jahre 2000, 2001 und 2002, in denen die Kurse teils heftig in Rutschen kamen. In den Jahren 2000 und 2001 war es das Platzen der Dotcom-Blase, das auch am Dax nicht spurlos vorbeiging. 2002 und 2008 waren es Schocks (Spätfolgen 9/11 und Lehman-Krise) sowie die darauffolgenden volkswirtschaftlichen Rezessionen, die den Aktienmärkten zusetzten.

Dass die Aktienmärkte nach einer Übertreibung oder während Phasen einer volkswirtschaftlichen Rezession ein Jahr negativ abschließen, ist im Rückblick keine große Überraschung, sondern ein urtypischer Korrekturgrund. Aber was war im Jahr 2011 los, dem einzigen „unnormalen" Jahr innerhalb dieser Zeitreihe, weil es in diesem weder zu einer Rezession noch zu einem Platzen einer Blase kam?

2011 wurden die Aktienmärkte ab dem Sommer durch Verhandlungen bezüglich einer Anhebung der Obergrenze der US-Staatschulden aufgeschreckt. Es kam zur Machtprobe zwischen den Demokraten und Republikanern, erst im November kam man zu einer großen Einigung. Zwischenzeitlich fiel der Dax um 35 Prozent. Zuvor hatte schon ein Wiederaufkeimen der Euro-Schuldenkrise Sorgen bereitet, beispielsweise flüchtete Portugal unter den Rettungsschirm der EU. Die hohen Kursverluste konnten die deutschen Aktien bis zum Jahresende nicht mehr vollständig wettmachen, es blieb ein Minus von 15 Prozent für das Gesamtjahr stehen. Die Krise drückte zwar die Kurse, der weltweiten Konjunktur ging es 2011 hingegen ausgesprochen gut: In der Euro-Zone wuchs die Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent, in Deutschland sogar um 3,0 Prozent.

Der Dax fiel also, ohne dass es einen „handfesten" Grund gab. Vielmehr waren es die Sorgen davor, dass es etwas passieren könnte, zum Beispiel ein Abrutschen in eine Rezession infolge kurzfristiger Ausgabenstopps von Regierungen.

Das Jahr 2011 und das Jahr 2018 ähneln sich. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Aktienmärkte trotz einer robusten Konjunktur sich weiterhin schwach entwickeln. Jedoch müssen dafür die Akteure wie Notenbanken und Politiker an ihren aktuellen Kursen festhalten. Zumindest in den USA ist damit zu rechnen, dass die jüngsten Entwicklungen an den Aktienmärkten von Notenbank und Regierung registriert werden. In Europa ist dies leider weniger wahrscheinlich. Jedoch würde sich eine positive Entwicklung in den USA auch auf Europa und Deutschland auswirken.

Der konjunkturelle Rückenwind sollte zunächst weiter anhalten. Die Gewinne der Unternehmen dürften sich entsprechend auf einem weiterhin guten Niveau stabilisieren. Wenn also weniger Gegenwind aus dem politischen Lager kommt, haben wir eine gute Chance, dass die Aktienmärkte einen Teil der jüngsten Verluste wieder aufholen. Auch für 2019 muss man noch nicht gänzlich pessimistisch werden. Jedoch sollte man hierbei nicht vergessen, dass sich der Zyklus langsam dem Ende zuneigt und die Renditebäume nicht mehr in den Himmel wachsen. Zudem dürften sich die US-amerikanischen Aktienmärkte in den kommenden Monaten weiterhin besser entwickeln als die europäischen Indizes.

Für den Dax heißt das: So schlimm, wie es sich jetzt darstellt, sollte es zum Ende des Jahres nicht mehr aussehen. Für 2019 kann man mit einer Rendite in Höhe der Dividendenrendite rechnen, also rund drei Prozent. Große zusätzliche Kursgewinne sollte man aber nicht mehr erwarten.

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