Zur Winterzeit flattern einem die Briefe der Lebensversicherer ins Haus. Es macht mir schon lange keinen Spaß mehr diese Briefe zu öffnen. Die jährliche Meldung über die voraussichtlichen Auszahlungen - als Rente oder Kapitalausschüttung – zur Endfälligkeit haben den Charakter wahrer Schreckensmeldungen angenommen.
Die einst in Aussicht gestellten Auszahlungsbeträge werden nach unten angepasst. Wer seine Versicherungsakte sauber führt und die Belege chronologisch verwahrt, der kommt aus dem Staunen kaum heraus. Die Wertentwicklung zeigt nach unten.
In diesem Jahr ist laut aktueller Mitteilung einer meiner Versicherungen über ein ganzes Jahr lang nichts, kein einziger Cent, für mich erwirtschaftet worden. Wie kann das sein? Immerhin geht es um die private Altersversorgung.





Die lapidare und landläufige Erklärung, die man so hört, lautet: „Ja, es gibt ja auch keine Zinsen mehr.“ Nun das spüren wir als Sparer und Geldanleger ja selber, wenn wir die Sparbücher und Anleihen betrachten. Doch dieses Argument reicht nicht aus, um die vermeintlich schlechte Leistung der Lebensversicherer als Kapitalanleger hinzunehmen.
Beleuchten wir den Sachverhalt einmal aus der Fernsicht. Die Lebensversicherer sind mit die größten professionellen Kapitalanleger mit einem klaren Langfrist-Mandat. Keiner der Versicherten hat sie gebeten, zur Absicherung seines Lebensabends, das Geld nur auf Sparbüchern anzulegen.
Und obendrein ist das Null-Zinsniveau zum einen nur auf einige Währungen beschränkt und zum anderen ein Phänomen der jüngeren Zeit. Noch vor fünf Jahren konnte man gute Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit zu attraktiven Zins-Coupons ins Depot nehmen. Diese Anleihen laufen heute noch zu hohen Kursen im Markt und zahlen jährlich Zinsen aus.
Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass die Lebensversicherer vernünftigerweise das Risiko ihrer Kapitalanlagen immer schon auf verschiedene Anlageklassen verteilt haben. Nur so konnten sie ja ihr Langfrist-Mandat erfüllen - nämlich: Kapitalien inflationsgesichert in einer weiten Zukunft zu garantieren.
Neben der Geldanlage in Anleihen (auch Obligationen genannt) haben die Lebensversicherer daher immer schon in großem Stil in Immobilien und in Aktien investiert. Und hier liegt ihre große Stärke. Denn anders als Einzelpersonen oder Familien können die Versicherer wirklich langfristig über viele Jahrzehnte disponieren.
Wenn wir nun an die unerfreuliche Entwicklung unserer Lebensversicherungswerte denken, dann müssen wir uns jetzt fragen: ist es denn bei den Immobilien und Aktien in den letzten Jahren und Jahrzehnten so schlecht gelaufen? Ist denn auf diesen beiden Märkten eine Dauerkrise gewesen, die unsere Versicherungspolicen in den Keller gerissen hat?
Um die Frage zu beantworten, schaue ich mir Beispiele aus dem realen Leben mit konkreten Zahlen an und halte mich nicht mit volkswirtschaftlich-statistischen Daten auf.
Zu den Immobilien: nach Jahren der Stagnation der Preise in Deutschland, Mitte der neunziger Jahre bis etwa 2005, ist bei Wohnimmobilien ein eindeutiger Aufwärtstrend zu verzeichnen. Dieser fing langsam und kaum merklich an, ist aber heute evident für fast jedermann sichtbar. Abgesehen von besonders strukturschwachen Regionen, ist allerorten bei den Immobilienmaklern immer mehr das Schild „verkauft“ zu sehen.





Ein typisches Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: in einer mittleren Kreisstadt im Rheinland finden 90-Quadratmeter Wohnungen, die vor sieben Jahren zu 190.000 Euro zu haben wahren, nun für 250.000 Euro problemlos einen Käufer.
In Spitzenlagen von begehrten Großstädten wie München oder Hamburg werden Rekordpreise erzielt, die einem den Atem verschlagen. Vieles kommt da gar nicht an die Öffentlichkeit. Ein mir bekannter Investor hat neulich so einen Deal gelandet.
Seine Familie hat in den achtziger Jahren eine erstklassige Gewerbeimmobilie erworben. Im Verlauf der Jahre hat sich die jährliche Mieteinnahme auf vier Millionen Euro gesteigert. Ein tolles Immobilieninvestment, wie es sich jeder wünscht. Nun ist diese Immobilie aber für sage und schreibe 150 Millionen Euro an einen neuen Eigentümer gegangen. Einem solchen Angebot konnte die Familie nicht widerstehen. Das Geld ist inzwischen auf dem Bankkonto.