Mobilfunknetz 1&1-Chef Dommermuth will Kunden ab Sommer 2023 nationales Roaming anbieten

Bis Jahresende muss 1&1 1000 Basisstationen haben, um das vierte Mobilfunknetz in Deutschland zu werden. 1&1 hebt für 2022 zudem seine Umsatzprognose an.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Zu dem geplanten Börsengang der Cloudtochter Ionos hatte Dommermuth zunächst keine Neuigkeiten mitzuteilen. Quelle: dpa

Der zu United Internet gehörende Mobilfunker 1&1 will ab Sommer 2023 seinen rund elf Millionen Kunden nationales Roaming anbieten. „So können wir schon während des Netzaufbaus die bundesweite Versorgung sicherstellen“, sagte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. „Dort, wo wir noch über kein eigenes Netz verfügen, nutzen unsere Kunden automatisch das Netz von Telefonica Deutschland“, betonte Dommermuth, der auch Chef von 1&1 ist.

Bereits bis Jahresende muss Dommermuth über 1000 Basisstationen verfügen, um das vierte Mobilfunknetz neben Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland endlich an den Start zu bringen. „Wir bauen natürlich auch neue Standorte, aber wir werden so weit wie möglich auch welche anmieten, beispielsweise von Vantage Towers“, sagte der United-Internet-Chef.

Er ergänzte mit Blick auf die Konkurrenten und die Kritik am chinesischen Netzwerkausrüster Huawei: „Unser Netz wird als einziges Netz in Deutschland ohne spezielle chinesische Hardware auskommen. Darauf sind wir schon ein bisschen stolz.“ Stattdessen setzt der MDax-Konzern auf Rakuten aus Japan, die die Software zur Verfügung stellen sollen.

Dommermuth hat erst zum Jahresende den von ihm 1988 gegründeten Konzern übernommen. „Die Firma ist mehr wert als ihr Aktienkurs. Das habe ich als Chance gesehen“, begründete er seine Entscheidung. Am Mittwoch war United Internet rund 5,7 Milliarden Euro an der Börse wert und 1&1 knapp 3,9 Milliarden Euro. Für 2021 sollen United-Internet-Aktionäre erneut eine Dividende von 50 Cent je Aktie erhalten, bei 1&1 sollen es wieder fünf Cent sein.

„Unser Geschäft läuft gut. Neben dem Umsatz konnten wir auch das Ergebnis schön steigern, obwohl wir viel investiert haben“, sagte Dommermuth. Angesichts des notwendigen Netzaufbaus zieht das Investitionstempo nun deutlich an. Im laufenden Jahr sollen es zwischen 800 Millionen und eine Milliarde Euro sein.

Für das laufende Jahr hebt der Gmx.de- und Web.de-Anbieter zudem seine Umsatzprognose leicht an. Es werde nun mit Erlösen von rund 5,85 Milliarden Euro gerechnet, teilte das Unternehmen aus Montabaur mit. Bisher waren 5,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden nach knapp 5,65 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. United Internet wie auch 1&1 wollen ihr Betriebsergebnis (Ebitda) 2022 stabil halten – bei knapp 1,26 Milliarden Euro beziehungsweise bei 672 Millionen Euro.

Bei dem für dieses oder kommendes Jahr geplanten Gang auf das Parkett der Cloudtochter Ionos rechnet Dommermuth zunächst mit keinen Neuigkeiten. „Im Moment gibt es keine Börsengänge. Aber wir haben es nicht eilig, Ionos wächst und ist sehr profitabel“, sagte er. Man sei in der Lage, „bei einem aufnahmefähigen Kapitalmarkt kurzfristig an die Startlinie zu kommen“. Der Finanzinvestor Warburg Pincus hält derzeit rund ein Viertel an Ionos.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%