Interview mit US-Präsident Trump bleibt im Streit mit der Türkei unnachgiebig

US-Präsident Trump will im diplomatischen Streit nicht auf die Türkei zugehen. Zugeständnisse an den türkischen Präsidenten schloss er aus.

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Gibt sich trotzig: US-Präsident Trump will der Türkei nicht entgegenkommen. Quelle: Reuters

Washington US-Präsident Donald Trump zeigt sich im Konflikt mit der Türkei unversöhnlich. Er werde der Türkei nicht entgegenkommen, um eine Freilassung des dort festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson zu erwirken, sagte Trump am Montag in einem in Washington geführten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

„Ich finde es sehr traurig, was die Türkei tut. Ich denke, dass sie einen schrecklichen Fehler begehen. Es wird keine Zugeständnisse geben.“ Er möge die Türkei und habe bislang eine „sehr Egute Beziehung“ zu Präsident Recep Tayyip Erdogan gehabt. „Aber das kann keine Einbahnstraße sein. Das ist für die USA nicht länger eine Einbahnstraße.“

Türkische Regierungsvertreter reagierten zu Beginn des bis Samstag dauernden muslimischen Opferfestes Eid al-Adha zunächst nicht auf Trumps Äußerungen. Die seit Wochen unter Druck stehende türkische Lira legte zum Dollar in einem dünnen Feiertagshandel zunächst zu, gab später aber nach. Erdogan hatte am Montag bekräftigt, gegen sein Land werde ein Wirtschaftskrieg geführt. Mit dem Verfall der Landeswährung solle die Türkei in die Knie gezwungen werden.

Trump sagte, seiner Meinung nach habe er mit Erdogan eine Abmachung gehabt. Demnach half Trump nach eigenen Worten dabei, Israel zu überreden, eine türkische Bürgerin freizulassen. Im Gegenzug sei er davon ausgegangen, dass Erdogan Brunson freilassen werde. „Ich habe diese Person für ihn rausgeholt.“ Jetzt erwarte er, dass Erdogan seinen Teil der Abmachung einhalte. Die türkische Regierung hat dementiert, jemals einer Freilassung Brunsons zugestimmt zu haben.

Auf Bedenken, dass die im Zuge des Konflikts verhängten Importzölle auf Stahl und Aluminium aus der Türkei wirtschaftlichen Schaden auch in anderen Ländern anrichten könnten, entgegnete Trump: „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen.“ Er gehe in der Sache richtig vor.

Bei der von Trump ebenfalls gescholtenen US-Notenbank wird die wirtschaftliche Lage des wichtigen Schwellenlandes und G20-Mitglieds Türkei mittlerweile weniger gelassen eingeschätzt. „Die Situation in der Türkei ist signifikant“, sagte der Fed-Chef von Atlanta, Raphael Bostic.

„Der Kursverfall der Lira, die Abwertung, war schnell, und die Geschwindigkeit der Veränderung hat eine Menge Leute überrascht - auch uns.“ Es sei definitiv etwas, worüber sich die Federal Reserve Sorgen mache. Bisher reiche es aber nicht aus, um seine Meinung zu ändern, dass die Fed ein drittes Mal in diesem Jahr die Zinsen erhöhen sollte. Trump kritisierte im Reuters-Interview genau diese Zinserhöhungen in den USA.

Der Konflikt zwischen den Regierungen in Washington und Ankara hatte in den vergangenen Wochen zu einem massiven Kursverfall der türkischen Landeswährung geführt. Am Freitag hatten die US-Rating-Agenturen Moody's und S&P die Kreditwürdigkeit des Landes noch tiefer in die Ramschzone herabgestuft.

Türkische Behörden verdächtigen Brunson, zu Unterstützern von Putschisten gehört zu haben. Die Türkei wiederum fordert die Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen durch die USA, den die Regierung in Ankara als Drahtzieher des Putschversuchs vom Sommer 2016 ansieht. Die USA haben die Forderung bisher stets zurückgewiesen.

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