Besonders hart träfe der Einbruch in China die Schwellenländer, die als Lieferanten von Vorprodukten stark mit der Wirtschaft des Riesenreichs verbandelt sind. Umgekehrt ist China häufig der wichtigste Investor in diesen Ländern. Leiden dürften auch die Anbieter von Rohstoffen, etwa Australien, Brasilien und Chile. Schon seit Wochen befindet sich der Preis für Kupfer auf Talfahrt. Der Preis des Metalles gilt wegen dessen Verwendung in der Bauwirtschaft und Industrie als Frühindikator für Chinas Robustheit. Reißt China die Schwellen- und Rohstoffländer mit sich nach unten, wird es auch für die Industrieländer ungemütlich.
Die BRIC-Staaten schwächeln
BIP-Wachstum 2010: 10,4 Prozent
BIP-Wachstum 2013 (Prognose): 7,8 Prozent
Quelle: IWF
BIP-Wachstum 2010: 11,2 Prozent
BIP-Wachstum 2013 (Prognose): 5,6 Prozent
BIP-Wachstum 2010: 4,5 Prozent
BIP-Wachstum 2013 (Prognose): 2,5 Prozent
BIP-Wachstum 2010: 7,5 Prozent
BIP-Wachstum 2013 (Prognose): 2,5 Prozent
Deutschland erwirtschaftet Berechnungen der Citibank zufolge rund elf Prozent seines BIPs durch Exporte in die Schwellenländer. Rund sechs Prozent der deutschen Ausfuhren gehen nach China. Auf der Rangliste der wichtigsten Absatzmärkte befindet sich das Land auf Rang fünf. Der Export nach China steht für drei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Für die deutschen Autokonzerne wäre ein Einbruch der chinesischen Wirtschaft ein mittlerer GAU. So verkauft der Volkswagenkonzern jeden dritten Wagen im Reich der Mitte. Auch für die deutschen Maschinenbauer ist der chinesische Markt, der für rund acht Prozent der Umsätze der Branche steht, nicht mehr wegzudenken.
Daher stellt sich die Frage, ob die Regierung in Peking im Fall der Fälle tatenlos zusähe, wie ihre Wirtschaft durch das Platzen der Kreditblase abschmiert. „Die Regierung wird alles tun, um eine Restrukturierungskrise zu verhindern“, sagt UniCredit-Ökonom Keis. Sackt das Wachstum deutlich unter die Marke von sieben Prozent, dürfte es schwer werden, den in der Landwirtschaft freigesetzten Arbeitskräften im Industrie- und Dienstleistungssektor neue Jobs zu verschaffen. Steigende Arbeitslosigkeit und soziale Unruhen wären die Folgen.
Keis geht daher davon aus, dass die Regierung notfalls mit kreditfinanzierten Konjunkturprogrammen der Wirtschaft unter die Arme greift. Für die nächsten Jahre erwartet er daher eine „akzentuierte Wachstumsverlangsamung, aber keinen Crash“. Thorsten Polleit, Chefökonom von Degussa Goldhandel, rechnet für den Fall der Fälle damit, dass die Zentralbank mit Zinssenkungen und Geldmengenausweitungen gegensteuert. „Die Ungleichgewichte könnten sich erst noch weiter aufbauen, bevor eine wirkliche Korrektur und Bereinigung einsetzt“, sagt Polleit.
Bleibt zu hoffen, dass die Weltwirtschaft bis dahin stark genug ist, um dem Sturm aus Fernost zu trotzen.