Nach Vorgehen gegen Fahrdienstleister Didi China verschärft Kontrolle von im Ausland gelisteten Unternehmen

Der chinesische Fahrdienstleister Didi musste nach seinem Börsengang Ermittlungen durch die chinesischen Behörden hinnehmen. Quelle: REUTERS

Nach dem harten Vorgehen gegen den Fahrdienstleister Didi will China im Ausland an der Börse gehandelte heimische Unternehmen schärfer kontrollieren – und sich so mehr Macht über seine Tech-Giganten sichern.

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China verschärft die Kontrolle von im Ausland an der Börse gehandelten chinesischen Unternehmen. Die neuen Vorschriften haben weitgehende Auswirkungen auf die Kapitalbeschaffung aufstrebender Firmen aus China an ausländischen Aktienmärkten wie in New York oder Hongkong. Die neuen Regeln zielen besonders auf „Datensicherheit, grenzüberschreitenden Datenfluss und die Verwaltung vertraulicher Informationen“, wie am Mittwoch aus einem Dokument des Staatsrates in Peking hervorging.

Hintergrund ist unter anderem die Sorge der Regierung, dass im Ausland gehandelte chinesische Unternehmen von den dortigen Behörden gezwungen werden könnten, ihre wachsenden Datenmengen zur Verfügung zu stellen. Die neuen Vorschriften sollen die Vertraulichkeit und die Verantwortung für die Sicherheit von Informationen für im Ausland gehandelte Unternehmen besser regeln, heißt es in dem Dokument.

Die Aufsicht über solche Aktienunternehmen werde verschärft, „um mit Risiken und Notfällen umzugehen“. Auch müsse das System, wie chinesische Kapitalmarktgesetze im Ausland angewendet und verfolgt werden, verbessert werden. Ferner sollen die Vorschriften für die Zulassung von Börsengängen chinesischer Firmen im Ausland überarbeitet werden, so das umfängliche Dokument der Regierung.

Die Ankündigung folgt auf das überraschende Vorgehen der Behörden gegen den führenden chinesischen Fahrdienstvermittler Didi Chuxing. Der Uber-Rivale war vergangene Woche in New York an die Börse gegangen war, obwohl ihm die Cyber-Aufsicht nach Presseberichten eine Verschiebung nahegelegt hatte. Kurz nach dem erfolgreichen Börsengang starteten die chinesischen Behörden Ermittlungen wegen Verstößen beim Umgang mit gesammelten Daten, woraufhin der Aktienkurs massiv einbrach.

Nach Didi sind am Montag drei weitere jüngst in den USA an der Börse gelistete Online-Plattformen ins Visier der chinesischen Behörden geraten. Betroffen sind die Lastwagen-Vermittler Yunmanman und Huochebang der Full Truck Alliance Co., einem Fahrdienst-Vermittler für Lastwagen, sowie die Personalvermittlung Boss Zhipin. Die drei Unternehmen dürfen wie auch Didi keine neuen Kunden mehr annehmen.

Die Kommunistische Partei braucht zwar die starken Tech-Firmen, um den Aufstieg zu einer technologisch führenden Wirtschaftsmacht fortsetzen zu können. Sie will die Tech-Giganten nicht zerschlagen oder privatisieren, sich aber mehr Einfluss auf die riesigen Konglomerate sichern, die Chinas Wirtschaft längst mehr dominieren als jeder Staatskonzern.

Im vergangenen Jahr musste die Ant Group, die Finanzsparte des Handelsgiganten Alibaba, ihren Börsengang auf Druck der chinesischen Behörden überraschend absagen. Zuvor hatte Alibaba-Chef Jack Ma in einer Rede die chinesischen Regulatoren scharf kritisiert. Er verschwand daraufhin mehrere Monate unter mysteriösen Umständen, trat auch nach seinem Auftauchen kaum noch öffentlich auf.

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Die Zahl der in den USA gelisteten Unternehmen ist – ungeachtet der politischen Spannungen zwischen Washington und Peking – in den vergangenen sieben Monaten um 14 Prozent gestiegen, berichtete die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“. China habe in der ersten Jahreshälfte einen Anteil von einem Drittel aller Erlöse von Börsengängen weltweit – mehr als jedes andere Land. Rund 250 Unternehmen sind in den USA gelistet.

Mehr zum Thema: Lesen Sie hier eine ausführliche Analyse zu Chinas hartem Vorgehen gegen die heimischen Tech-Giganten. Denn: Westliche Investoren sind zunehmend davon genervt. Sie beklagen, es sei kaum noch zu durchschauen, ob es um bessere Regulierung oder Rache geht.

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