Abfallhandel 13 Millionen Tonnen: Deutschland importiert tonnenweise Müll

2023 importierte und exportierte Deutschland Abfall und Schrott im Wert von mehreren Milliarden Euro. Quelle: dpa

2023 importierte Deutschland über 13 Millionen Tonnen Abfälle und Schrott – im Wert von fast 15 Milliarden Euro. Dabei wurden vor allem bestimmte Abfallarten gehandelt.

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Für Bernhard Schodrowski sind Schrott und Abfälle kein Müll, sondern Rohstoffe. „Ein eigentlich ganz normales Handelsgut, wie Getreide, um es mal überspitzt zu sagen“, sagt der Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE). Deswegen verwundert es ihn auch nicht, dass Deutschland im vergangenen Jahr Millionen Tonnen des vermeintlichen Mülls importiert und exportiert hat.

Um genau zu sein: Über 16 Millionen Tonnen Schrott und Abfälle verließen 2023 die bundesdeutschen Grenzen. Ungefähr 13 Millionen Tonnen wiederum wurden im gleichen Zeitraum wieder eingeführt. Die Exporte waren dabei über elf Milliarden Euro wert, die Importe fast 15 Milliarden. Die entsprechenden Zahlen veröffentlichte das Statistische Bundesamt am Montag.

Bei den als Abfälle und Schrott deklarierten Rohstoffen handelt es sich vor allem um unedle Metalle wie Eisen und Stahl. Die Metalle haben laut des Statistischen Bundesamtes einen mengenmäßigen Anteil von über 55 Prozent bei den Exporten und ungefähr einem Drittel bei den Einfuhren. Zu den unedlen Metallen zählt auch Aluminium. Warum die Metalle so beliebt sind, liegt vor allem am Einsparpotential bei Emissionen und Kosten: So bedarf es laut Schodrowski in der Primärproduktion für eine Tonne Aluminium ungefähr 14.700 Kilowattstunden Energie. „Beim Recycling benötigt man noch ungefähr fünf Prozent dieses Energieaufwandes“, sagt der BDE-Sprecher.

Zum Vergleich: Ein Zwei-Personen-Haushalt verbraucht laut der Vergleichsplattform Check24 aktuell durchschnittlich rund 2500 Kilowattstunden Strom – pro Jahr. In Deutschland wurden wiederum 2015 laut Umweltbundesamt über 500.000 Tonnen Aluminium aus Primärproduktion hergestellt.

Abfälle als Teil einer Kreislaufwirtschaft

„Dazu kommt, dass es beim Recycling von etwa Aluminium keinerlei Qualitätsverlust gibt“, sagt Schodrowski. Deshalb müsse man bei diesem Material in der Produktion keinen Unterschied zwischen Primär- und Recyclingmaterial machen. „Das Motto bei Materialien sollte sein: Nicht verbrauchen, sondern gebrauchen und im Kreislauf halten“, sagt der BDE-Sprecher. „Damit sparen wir Energie, schonen Ressourcen und schützen das Klima“.

Hoch gehandelt wurden im Export die ebenfalls in der Metallverarbeitung entstehenden Schlacken und Aschen, fast drei Millionen Tonnen davon mit einem Wert von ungefähr 405 Millionen Euro wurden 2023 insgesamt ausgeführt. Papier und Pappe rangierte mit ungefähr 1,6 Millionen Tonnen und über 200 Millionen Euro an Wert auf Rang zwei. Das Altpapier werde etwa als Basis für neues Papier genutzt und importiert, um entsprechende Anlagen in Deutschland noch weiter auszulasten. „Der Wert von Abfällen ist unbestritten und Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“, so Schodrowski.

Mehr als 90 Prozent der Abfälle und Schrott werden laut des Statistischen Bundesamtes innereuropäisch gehandelt. Die meisten Exporte entfielen auf die Niederlande mit rund drei Millionen Tonnen im Wert von rund einer Milliarde Euro. Auf Rang zwei folgt Belgien, Platz drei belegt Italien. Exporte kommen laut des BDE-Sprechers darüber hinaus vor allem aus Ländern, die keine eigene Recyclingwirtschaft haben, etwa Malta.

Auch bei den Importen im vergangenen Jahr führen die Niederlande die Tabelle an. Von dort wurden fast drei Milliarden Tonnen eingeführt. Auf den nächsten Rängen folgen Polen und Tschechien. Der zweitwichtigste Markt für die deutschen Exporte war 2023 Asien. Immerhin ungefähr sieben Prozent aller hiesigen Abfall- und Schrottexporte gingen nach etwa Indien, Malaysia und Pakistan.

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Zwar sind Importe und Exporte im Vergleich zu 2022 sowohl mengen- als auch wertmäßig gesunken, doch laut des Statistischen Bundesamtes exportierte Deutschland schon allein im Januar 2024 ungefähr 1,3 Millionen Tonnen im Wert von fast 900 Millionen Euro – damit stiegen die Exporte mengenmäßig um fast acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an.

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