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Was hinter der Marke Alice Schwarzer steckt

Bettina Röhl Publizistin

Wieviel Geld hat Deutschlands ranghöchste Feministin am Fiskus vorbei verdient? Diese Frage interessiert derzeit die zuständigen Finanzämter und Steuerfahnder. Wie aber steht es um ihr Werk.

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Der Fall Alice Schwarzer war auch Thema beim Rosenmontagsumzug in Düsseldorf. Quelle: dpa

Zu den Voraussetzungen einer wirksamen Selbstanzeige gehört, dass man die "Hosen vollständig runterlässt" und lückenlos alle Hinterziehungen offenlegt. Und nicht etwa mit einer Teiloffenlegung und Ausgleich der nicht verjährten Steuern das Finanzamt täuscht und gar von weiteren Prüfungen abhält. Ob Schwarzer dies mit ihrer Steueranzeige aus 2013 erfüllt hat, ist seit der Hausdurchsuchung vom 20. Mai 2014 und der Beschlagnahme von Kontounterlagen offen. Immerhin hat Schwarzer öffentlich nach Bekanntwerden ihrer Selbstanzeige behauptet, dass sie ehrlich war, dass sie die Wahrheit gesagt hätte und dass damit die missliche Steuerpetitesse erledigt wäre. Sie verbat sich weitere öffentliche Berichterstattungen und Spekulationen zu ihren Lasten: alles Kampagne. Allerdings: Falls die neuen Verdachtsmomente der Behörden zutreffen sollten und Schwarzer eine alte Steuerlüge mit einer dann allerdings ziemlich dreisten neuen Steuerlüge noch einmal getoppt hätte, stellte sich die Frage, welches Maß an Glaubwürdigkeit die Ikone des Feminismus für sich persönlich noch reklamieren könnte.

Umgekehrte Moral rechtfertigt ihr Konto

Im Februar hatte sich Alice Schwarzer, die eben als Steuerhinterzieherin bekannt geworden war,  auf eine sehr uneinsichtige Art zerknirscht gezeigt und im Übrigen die Gewinne in Gestalt hinterzogener Einkommensteuer und wohl auch bis zum Jahr 1996 hinterzogener Vermögensteuer ganz selbstverständlich eingesackt.

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Weitere Details zu der Frage, wie korrekt sich Alice Schwarzer beim Aufbau ihres Imperiums verhalten hat, erhalten sie in der aktuellen Ausgabe der Wirtschaftswoche, die Sie hier in digitaler Form finden.

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Und sie tat ein Übriges: Ganz in dem für sie typischen Handlungsschema liegend die Tatsachen zu ihren Gunsten auf den Kopf zu stellen und die Moral umzukehren tönte sie: (...) Ein Wort noch zu meinen Gründen für dieses Konto: Ich habe in Deutschland versteuerte Einnahmen darauf eingezahlt in einer Zeit, in der die Hatz gegen mich solche Ausmaße annahm, dass ich ernsthaft dachte: Vielleicht muss ich ins Ausland gehen. So denke ich schon länger nicht mehr. Mein Konto hat sich in diesen Jahrzehnten durch Zinsen und Zinseszinsen vervielfacht, denn in all der Zeit habe ich nie einen Cent von dem Konto abgehoben. Es war einfach da. Zu meiner Beruhigung.(...)

Eins aber muss klargestellt werden: Eine "Hatz" gegen Alice Schwarzer, was immer sie damit meint und die sie gar zur Steuerflucht berechtigt hätte, hat es nie gegeben. Das ist eine gefühlte Legitimation der Alice Schwarzer, die offenbar eiskalt kalkuliert, dass sie damit durchkommt, was ja bis jetzt auch weitestgehend der Fall ist. Denn die meisten denken irrig, dass feministische Aggression eigentlich ganz selbstverständlich damals auch eine (sehr aggressive) Reaktion erzeugt hätte, was aber nicht und nie der Fall war.

Ein erheblicher Realitätsverlust

Ganz abgesehen davon ist es jedem Menschen unbenommen  in der Schweiz ordnungsgemäß versteuertes "weißes Kapital" zu akkumulieren und die darauf anfallenden Zinsen ordnungsgemäß zu versteuern, was ja den Zweck aus Sicherheitsgründen Geld im Ausland bunkern zu wollen, vollkommen erfüllt hätte. Schwarzers mittelbare Einlassung, sie hätte quasi illegal werden müssen, um sich gegebenenfalls vor antifeministischen Attacken retten zu können, zeigt ein erhebliches Maß an Realitätsverlust, was ihre eigene Person anbelangt.

Aus dem Professor wird "Professx"
Mit dem X gegen KlischeesLann Hornscheidt, Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, möchte mit einer kleinen Wortänderung traditionelle Geschlechterrollen in der Sprache aufbrechen. Häufig fühlten sich Studierende diskriminiert, weil sie als „Herr“ oder „Frau“ angesprochen würden, sagte Hornscheidt. Die Wissenschaftlerin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien schlägt vor, etwa von „Professx“ statt von „Professor“ oder „Professorin“ zu sprechen. Die neutralen Endungen entfernten den Zwang, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen. „Die x-Form soll deutlich machen: Es gibt auch noch mehr als Frauen und Männer.“ Quelle: Fotolia
Schön dem Herrn Professorin zuhörenGleichberechtigung schön und gut. Eine Radikalkur in Sachen Feminismus gibt es an der Uni Leipzig: Dort sind Männer jetzt auch Frauen - zumindest sprachlich. Denn die neue Verfassung der Universität sieht nur noch weibliche Bezeichnungen vor. Schrägstrichbezeichnungen wie "Professor/in" entfallen und werden durch die weibliche Form ersetzt. So ist mit "Professorin" künftig auch ein Mann gemeint, worauf dann eine Fußnote verweisen soll. Die neue Grundordnung ist zwar noch nicht in Kraft getreten - doch mit einem Widerspruch rechne man nicht. Quelle: dpa
Frauenquote für StraßennamenFür Schlagzeilen sorgt die Gender-Debatte immer wieder. Derzeit steht die Namensgebung für Straßenschilder in Berlin-Kreuzberg im Blickpunkt: Das Jüdische Museum (Foto) möchte seinen Vorplatz nach dem jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn benennen. Doch die Verwaltung sperrt sich dagegen, denn in dem Stadtteil gibt es seit 2005 eine Frauenquote für Straßennamen. Demnach muss die Hälfte  der Straßen und Plätze nach Frauen benannt werden. Bis die Quote erreicht ist, dürfen nur noch weibliche Namen vergeben werden. Quelle: REUTERS
Änderung der österreichischen NationalhymneNach langem Rechtsstreit hat Österreich seine Nationalhymne geändert, und ehrt nun nicht mehr nur die „Heimat großer Söhne“ sondern auch der „Töchter“. Aus "Heimat bist du großer Söhne, Volk, begnadet für das Schöne" wurde nach jahrzehntelangen Debatten ab Januar 2012 in der ersten Strophe: "Heimat großer Töchter und Söhne, Volk, begnadet für das Schöne". Geändert wurde auch die dritte Strophe der von Paula Preradovic gedichteten Bundeshymne: Statt „Einig lass in Bruderchören, Vaterland dir Treue schwören" werden nun „Jubelchöre" besungen. Das von manchen bevorzugte "Heimatland" statt "Vaterland" konnte sich hingegen nicht durchsetzen. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Mädchen mit Pistolen in SchwedenSchweden gilt nicht ohne Grund als Vorreiter in Sachen Gleichstellung. Weihnachten 2012 nahm das neue Ausmaße an: Nach massiven Beschwerden über Rollenklischees in einem Spielzeug-Katalog wurde ein geschlechtsneutraler Katalog herausgebracht. Darin posieren kleine Mädchen mit Spielzeugpistolen, Fußbällen und Autos. Kleine Jungs dürfen dafür mit dem rosa Friseur-Set spielen oder Hunde, die mit Schleifchen dekoriert wurden, Gassi laufen. Quelle: dpa
Geschlechtsneutrale Vorschule in SchwedenUnd noch einmal Schweden. Dort gibt es eine umstrittene geschlechtsneutrale Vorschule namens „Egalia“. In der Einrichtung sollen die Kinder sich so entwickeln, wie sie es möchten, ohne in stereotype Rollenbilder gedrängt zu werden. Die Worte „Junge“ und „Mädchen“ werden nicht in den Mund genommen, stattdessen sagen die Erzieher/innen „Freunde“. Auch bei der Auswahl der Spielsachen werden Klischees vermieden. So gibt es etwa kein einziges Märchenbuch, weil Märchen Klischees vermitteln; traditionelle Lieder wurden umgedichtet. Quelle: dpa
Unisex-Toiletten in BerlinDer Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nimmt sich all jenen an, die sich beim Toilettengang nicht entscheiden können, welche Tür sie nehmen sollen. Wer sich weder als Mann, noch als Frau fühlt, soll zukünftig in öffentlichen Gebäuden Unisex-Toilette nutzen können. Quelle: dpa/dpaweb

Schwarzer hatte in der Tat immer mal wieder scharfen Gegenwind von einzelnen Feministinnen und feministischen Gruppen erfahren, die sie attackierten, dass sie schon sehr früh, nämlich seit Mitte der siebziger Jahre ihren persönlichen Feminismus kommerzialisierte und natürlich beklagten, dass Schwarzer alle anderen Frauen und Frauenanliegen instrumentalisierte und zwar zu ihrem persönlichem, finanziellen Wohlergehen.

Schwarzer scheint ein Geldmagnet zu sein. Nichts ist fanatisch oder abwegig genug, als dass Schwarzer es nicht noch vergolden könnte und genau mit diesem Gold hat sie es geschafft, ihr eigenes Imperium, ihre eigene Marke Schwarzer aufzubauen und zu etablieren.

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