Nationale Tourismusstrategie Bundesregierung will heimischen Tourismus fördern

Strandgäste in Sankt Peter-Ording sonnen sich zwischen Strandkörben und Strandmuscheln. Quelle: dpa

Die Bundesregierung will der deutschen Hotel- und Reisebranche das Geschäft erleichtern - die bislang genannten Methoden dafür sind aber nicht sonderlich auf die Branche zugeschnitten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Bundesregierung will die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche in Deutschland stärken und sich mehr um die meist kleinen und mittleren Unternehmen kümmern. Das Bundeswirtschaftsministerium legte dazu in der heutigen Kabinettsitzung Eckpunkte für eine „Nationale Tourismusstrategie“ vor, die bereits im Koalitionsvertrag angekündigt wurden.

Der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß (CDU), sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: „Mit der Tourismusstrategie wird die Bundesregierung erstmalig ein ganzheitliches wirtschaftliches Konzept für den Tourismussektor vorlegen.“ Die „drei übergeordneten politischen Ziele“ sind laut Bundeswirtschaftsministerium: „die inländische Wertschöpfung erhöhen, die Lebensqualität der in Deutschland lebenden Menschen nachhaltig steigern und einen Beitrag zur internationalen Stabilität leisten.“

Laut dem nun vorgelegten Papier beliefen sich die Konsumausgaben in- und ausländischer Touristen in Deutschland im Jahr 2015 einer Studie zufolge auf über 287 Milliarden Euro. „Diese Umsätze durch unmittelbar von Touristen nachgefragten Güter und Dienstleistungen sorgten für fast drei Millionen Arbeitsplätze (was einem Anteil von 6,8 Prozent an der inländischen Gesamtbeschäftigung entspricht) und einer Bruttowertschöpfung von mehr als 105 Milliarden Euro (3,9 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland)“, heißt es in dem Dokument.

Konkrete Maßnahmen sind in den Eckpunkten noch nicht enthalten, sie sollen nun in Zusammenarbeit auch mit den Bundesländern noch erarbeitet werden. Bareiß kündigte Beratungen mit allen relevanten Akteuren in der Tourismuswirtschaft, der Bundesregierung und den Bundesländern an.

Was bislang an Aufgaben genannt wird, erinnert allerdings an solche, die ohnehin für die gesamte deutsche Wirtschaft als Knackpunkte gelten. Die Tourismuswirtschaft brauche möglichst geringe bürokratische Belastungen und faire, unter anderen steuerliche Rahmenbedingungen. Die Attraktivität der ländlichen Räume als Urlaubsziele solle gesteigert werden, um Touristenströme gut zu verteilen und touristische Hotspots zu entlasten. „Dazu gehört endlich ein schnellerer Mobilfunkausbau und eine bessere Verkehrsanbindung“, sagte Bareiß. Der Fachkräftemangel sei ein „Geschäftsrisiko“. Es sei entscheidend, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz zügig in Kraft treten könne.

Unfairer Wettbewerb, wenig konkrete Unterstützung

Zur fortschreitenden Digitalisierung heißt es in den Eckpunkten, die Unternehmen müssten mit den Anforderungen von digitalen Vertriebskanälen mithalten können. „Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Tourismuswirtschaft wird sich auch daran zeigen, inwieweit sie die Herausforderungen meistert, die dieser Strukturwandel bei schärferem und globalerem Wettbewerb mit sich bringt.“

Insbesondere kleine und mittlere Betriebe müssten sich in einem Umfeld globaler digitaler Player behaupten und benötigen daher „faire Wettbewerbsbedingungen“, unter anderem im Zusammenhang mit der Plattformökonomie. Vor allem die zunehmende Macht großer internationaler Buchungsplattformen machen der Tourismuswirtschaft zu schaffen. Die Sorge ist, dass Wertschöpfung zunehmend ins Ausland abwandert.

Der ADAC begrüßt die Pläne der Regierung. „Diese Unterstützung muss sich nun zeitnah in konkreten Maßnahmen ausdrücken. Ein Schwerpunkt muss dabei auf der Lösung der Mobilitäts- und Infrastrukturprobleme liegen“, sagte der ADAC-Vizepräsident für Tourismus, Kurt Heinen. Außerdem müsse Tourismuspolitik besser koordiniert werden. Die Aufteilung der Zuständigkeit auf mehrere Ministerien koste viel Zeit. „Wir müssen schneller werden“, sagte Heinen.

Die Branche fordert von der Politik seit langem Entlastungen. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, hatte bei einem „Tourismusgipfel“ im vergangenen November „faire Wettbewerbsbedingungen“ gefordert. Traditionellen Unternehmen würden oft immer noch strengere Vorgaben gesetzt als der digitalen Konkurrenz. Frenzel plädierte vor allem für mehr Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Die starre tägliche Höchstarbeitszeit nach dem Arbeitszeitgesetz sei nicht zeitgemäß.

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland in Deutschland nach Zahlen des Statistisches Bundesamtes um vier Prozent auf den Bestwert von 477,6 Millionen gestiegen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte aber betont, die Ertragssituation in der Branche bleibe durch weiter steigende Betriebs- und Personalkosten angespannt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%