Rüstungsdebatte Iris-T-SLM und 12 weitere Waffensysteme für die Ukraine – das sind die Probleme

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Leopard 1, Panzerhaubitze 2000, Vector-Drohnen und Patriot

Kampfpanzer Leopard 1

Kampfpanzer Leopard 1 Quelle: imago images


Was kann das System?
Der Leo 1 genannte erste bundesdeutsche Kampfpanzer gilt trotz der 43 Tonnen Gewicht als wendige Kampfmaschine, die dank des 830-PS-Motors bis zu 65 Kilometer schnell fährt und Steigungen von 60 Prozent ebenso schafft wie eine Querneigung von 30 Grad. Dazu bleibt die 105-Millimeter Kanone dank moderner Technik auch bei wilden Geländefahrten stabil auf ein Ziel gerichtet. Doch so richtig kriegstauglich gilt er unter heutigen Bedingungen nicht mehr. Die Panzerung ist relativ dünn und die Kanone vergleichsweise kraftlos.

Wann von wem gebaut?
Vorläuferunternehmen der Münchner KMW bauten mit Rheinmetall-Vorgängern den Panzer ab 1965 - bis ihn 1978 der deutlich besseren Leopard 2 ablöste. Die Bundeswehr nutzte ihn jedoch bis 2003.

Was bringt es der Ukraine und hilft es?
Der Leopard 1 ist besser als die sowjetischen Panzer der fünfziger und sechziger Jahren wie der BMP-1. Doch auch in seinen späteren Ausstattungsvarianten ist der Leo den neueren russischen Modellen ab den 70 Jahren nicht ohne weiteres gewachsen. Das gilt besonders, wenn die Ukraine versuchen sollte, die eingefallenen russischen Truppen wieder zurückzudrängen. Dazu könnte es schwer werden, für einen längeren Einsatz genug Munition und Ersatzteile zusammen zu bekommen.

Kann die Ukraine es nutzen?
Der Panzer ist dank der wenigen Elektronik verhältnismäßig einfach zu bedienen. Allerdings gibt es dem Vernehmen nach relativ wenig Ausbilder für die erste Leo-Generation.

Panzerhaubitze 2000

Panzerhaubitze 2000 Quelle: imago images

Was kann das System?
Die bis zu 58 Tonnen schwere Panzerhaubitze 2000 gilt als eine der modernsten Militärkanonen. Sie trifft dank digitaler Technik über Entfernungen von zuletzt bis zu 50 Kilometern auf ein, zwei Meter genau. Damit kann sie für angreifende Truppen die gegnerische Artillerie oder Luftabwehr ausschalten was früher nur die pro Schuss deutlich teureren Raketen schafften. Zwar kann die Haubitze anders als das Nachfolgemodell RCH 155 nicht im Fahren schießen. Doch der 1000-PS-Motor erlaubt es ihr, nach einer Salve schneller die Stellung zu wechseln als eine normale Kanone. Das macht sie schwer für die gegnerischen Kräfte zu orten. Dazu ist die Kanone auf Ketten anders als viele andere Systeme nicht auf einen Munitionstyp festgelegt, sondern kann unterschiedliche Sorten des Kalibers 155 Millimeter verschießen.

Wann und von wem gebaut?
Die Entwicklung der mobilen Kanone begann in den siebziger Jahren. Hersteller sind nach mehreren Rückschlagen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall, die ab 1998 zuerst die Bundeswehr belieferten. Später folgten Griechenland, Italien, die Niederlande, sowie unter anderem Katar und ab 2018 auch Ungarn.

Was bringt es der Ukraine und hilft es?
Die deutsche Haubitze ist ideal als Unterstützung der ukrainischen Bodentruppen aus großer Entfernung und um die russischen Truppen zu bremsen, wenn sie die Verteidigungslinien durchbrechen. Dafür muss die Haubitze nicht einmal immer genau treffen. Denn dank der bis zu zehn Schuss pro Minute sorgt die mobile Artillerie für ein Sperrfeuer, das die gegnerischen Kräfte bremst. Dazu schaffte es die Flugsteuerung, dass nacheinander verschossene Granaten fast gleichzeitig in einem Gebiet ankommen und eine große Fläche treffen.

Kann die Ukraine es nutzen?
Als erste Hürde gilt die Umstellung der digitalen Systeme auf den ukrainischen Standard. Dazu kommt die Ausbildung vor allem der Geschützführer genannten Zielverantwortlichen, die mit fünf Monaten zentraler Schulung und weiteren Praxismonaten zu den längsten im deutschen Militär zählt. Denn um über die riesige Distanz zu treffen, muss die Besatzung nicht nur den Umgang mit der Elektronik lernen. Sie braucht auch viel Erfahrung, um Faktoren wie den Luftdruck oder wegen der langen Flugstrecke die Erdrotation richtig einzuschätzen.

Vector-Drohnen

Ukrainische Soldaten mit einer Drohne des bayerischen Start-ups Quantum-Systems. Quelle: Quantum-Systems

Was kann das System?
Die tragbaren Drohnen sind mit Kameras ausgestattet, sie können feindliche Stellungen aufklären und markieren, bevor Jagdflugzeuge und Artillerie diese zielgenau angreifen. Sie operieren bei Bedarf im Schwarm und bilden ein Kommunikationsnetz zur Bodenstation, das sich automatisch optimiert.

Wann und von wem gebaut?
Hersteller ist das 2015 gegründete Gilchinger Start-up Quantum-Systems, das diese derzeit so schnell es geht für die ukrainische Armee produziert. Der Preis pro Drohne liegt bei 150.000 bis 180.000 Euro. Den Anstoß hatten ukrainische Milliardäre gemacht, die das Unternehmen über das US-Konsulat in München kontaktierten und kauften. Inzwischen hat auch die Bundeswehr für die Ukraine geordert.

Was bringt es der Ukraine?
Innovative Drohnentechnik ist zurzeit eine der großen Stärken der ukrainischen Armee im Kampf gegen die russischen Truppen. Auch kann das System senkrecht starten und landen. Dadurch braucht sie keine Startbahn und kein Katapult. Zugleich kann sie dank ihrer langen Tragflächen größere Entfernungen zurücklegen. 

Kann die Ukrainische Armee es nutzen?
Ja, die ersten Drohnen sind bereits in der Ukraine im Einsatz. Die Drohnen beispielsweise aus Bayern sind für Ungeübte schon nach wenigen Stunden Einweisung bedienbar. Es braucht kein monatelanges Training.

Patriot

Patriot Quelle: imago images

Was kann das System?
Das Flugabwehrraketensystem Patriot bekämpft Flugzeuge, taktische ballistische Raketen und Marschflugkörper. Grundlage ist ein komplexes Radarsystem, das mit Richtstrahlen arbeitet. Mobile Launcher feuern dann ihre Abwehrraketen ab. 

Wann und von wem gebaut?
Die Unternehmen Raytheon und Lockheed Martin entwickeln und produzieren das System seit den 1960er Jahren. 

Was bringt es der Ukraine?
Ein gutes Tauschgeschäft. Die Slowakei schenkte der Ukraine ihr S-300 Flugabwehrsystem, in der UDSSR entwickelt. Dafür bekam der Nato-Partner die Stationierung moderner Patriot-Systeme inklusive 700 Bundeswehrsoldaten. Es handelte sich wohl um den ersten Ringtausch in Verbindung mit dem Krieg. 

Kann die ukrainische Armee es nutzen?
Nein, die Einsatzbereitschaft der Patriot-Systeme kann nur mit großem Aufwand an Ausbildung, Personal und Logistik garantiert werden. Am vertauschten S-300 System allerdings sind ukrainische Soldatinnen und Soldaten durchaus ausgebildet.

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