Explodierende Heizkosten, rasant steigende Strompreise, in die Höhe schießende Preise für Nahrungsmittel – die Bundesbürger sind in diesen Wochen einem Reigen an Belastungen ausgesetzt, der viele Haushalte finanziell zu überfordern droht. Die Bundesregierung hat im dritten Entlastungspaket abermals Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Linderung versprechen. Viele dieser Entlastungen haben den Charakter staatlicher Transferzahlungen.
Erwerbstätige müssen sich zugleich darauf einstellen, dass ihnen der Staat – trotz des zu erwartenden Abbaus der kalten Progression – weiter tief in die Taschen greift. In kaum einem anderen Land Europas werden Erwerbstätige so sehr vom Fiskus geschröpft wie in Deutschland. Das zeigt ein internationaler Vergleich der Lücke zwischen den Arbeitskosten der Unternehmen und den Nettolöhnen der Arbeitnehmer, der von dem liberalen Thinktank Neos Lab in Wien stammt.
Auf Basis von Daten der OECD haben die Experten von Neos Lab ermittelt, wie viel ein Durchschnittsverdiener seinen Arbeitgeber kostet – und wie viel er netto davon mit nach Hause nimmt. Der Abgabenkeil, die Differenz zwischen Arbeitskosten und Nettoeinkommen, setzt sich aus den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen zu den Sozialversicherungen, den übrigen Lohnnebenkosten des Arbeitgebers sowie den Einkommensteuern, die die Arbeitnehmer zahlen, zusammen. Steuerliche Abzugs- und Freibeträge sind in der Rechnung von Neos Lab ebenfalls berücksichtigt. Die Beträge sind in Euro umgerechnet und um Unterschiede in der Kaufkraft der Länder bereinigt.
Tu felix Helvetia
Die Berechnungen zeigen, wie sehr der Staat in Deutschland mit seinen Steuern und Abgaben den Produktionsfaktor Arbeit für die Unternehmen verteuert und den Bürgern zugleich die finanzielle Luft zum Atmen nimmt.
Von 63.173 Euro, die ein Durchschnittsverdiener hierzulande seinen Arbeitgeber im Jahr kostet, bleiben ihm lediglich 32.790 Euro als Nettoeinkommen zum Leben übrig. Fast die Hälfte des gesamten Gehalts geht an den Fiskus. In keinem anderen Land Europas außer Belgien greift der Staat derart unverschämt auf das Einkommen der Bürger zu. Selbst in dem Hochsteuerland Frankreich bleibt den Bürgern mehr Netto vom Brutto übrig. Der Abgabenkeil beläuft sich dort auf knapp 27.000 Euro. In Deutschland liegt er bei knapp 30.400 Euro.
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Auch in den skandinavischen Ländern Norwegen, Dänemark und Schweden, die nicht gerade als Niedrigsteuergebiete gelten, ist der Abgabenkeil geringer als in Deutschland. In Norwegen beträgt er rund 19.800 Euro, in Dänemark rund 18.500 und in Schweden etwa 23.000 Euro.
Dass man hohen Wohlstand erreichen kann, ohne Bürgern und Unternehmen ungebührlich ins Portemonnaie zu greifen, zeigt die Schweiz. In der Eidgenossenschaft liegen die Arbeitskosten der Arbeitgeber für einen Durchschnittsverdiener nur um etwa 3.000 Euro höher als in Deutschland, das Nettoeinkommen, das den Erwerbstätigen dort verbleibt, übersteigt jenes eines durchschnittlichen Bundesbürgers jedoch um etwa 18.500 Euro. Der Grund: Der Abgabenkeil in der Schweiz ist mit etwa 15.000 Euro nur halb so hoch wie in Deutschland.
Will die Bundesregierung die Bürger angesichts der hohen Inflation wirklich nachhaltig entlasten, sollte sie statt Almosen zu verteilen, die Staatsausgaben, Steuern und Abgaben kräftig senken und den Erwerbstätigen mehr Netto vom Brutto lassen. Schließlich sind es die Erwerbstätigen, die mit ihrem Fleiß und ihrer Leistung den Wohlstand erwirtschaften, nicht der Staat mit seinen Hilfs- und Rettungspaketen.
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