+++Der Anschlag von London+++ IS reklamiert Londoner Terroranschlag für sich

40 Verletzte und vier Tote - das ist die traurige Bilanz am Tag nach dem Anschlag in London. Eines der Opfer kommt aus Deutschland. Der Tag nach der Attacke im Überblick.

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Blumen am Tatort in London. Quelle: REUTERS

— Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in London sind am Mittwoch mindestens vier Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden – einige von ihnen schwer.

— Die Todesopfer sind zwei Passanten, ein Polizist und der Täter selbst.

— Scotland Yard geht von einem Einzeltäter aus, der „vom internationalen Terrorismus inspiriert wurde“.

— Der Täter stammt aus dem Vereinigten Königreich und war der Polizei bekannt.

Bei Razzien wurden acht Personen, welche im Zusammenhang zum Anschlag stehen sollen, festgenommen.

+++ Möglicherweise Anschlagversuch in Belgien gescheitert +++

Einen Tag nach dem Terrorakt in London wurde in der nordbelgischen Stadt Antwerpen ein möglicher Anschlag verhindert. Nach Polizeiangaben raste am Donnerstagvormittag ein Mann mit hoher Geschwindigkeit durch das Haupteinkaufsviertel der Hafenstadt. Menschen hätten zur Seite springen müssen, sagte ein Sprecher. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, es seien mehrfach Fußgänger in Gefahr gewesen. Ihren Angaben zufolge konnte das Auto nach einer kurzen Flucht von einer schnellen Eingreiftruppe der Antwerpener Polizei gestoppt werden. Zuvor war dies Soldaten nicht gelungen.

+++ IS-Terrormiliz reklamiert Londoner Terroranschlag für sich +++
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Terroranschlag in London für sich beansprucht. Ein „Soldat“ des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Donnerstag unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitskreise über das Internet.

+++ Verfassungsschutz: London-Attentäter hatte keinen Deutschland-Bezug +++
Beim Anschlag in London gibt es nach bisherigen Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) keinen Deutschland-Bezug. BfV-Chef Hans-Georg Maaßen warnte allerdings auf der Technologiemesse CeBIT in Hannover vor einer zunehmenden Radikalisierungs-Offensive der Terrormiliz IS im Internet: „Der IS ist mittlerweile ein digitales Kalifat geworden, er nutzt seine Möglichkeiten dort in brillanter Weise.“ Allein Deutschland zähle die Salafisten-Szene mittlerweile knapp 10.000 Anhänger.

+++ Täter im Vereinigten Königreich geboren +++
Der Attentäter stammt aus Großbritannien und war der Polizei bekannt. Das berichtete die britische Premierministerin Theresa May in London dem Parlament. Der Mann sei bereits vor Jahren vom britischen Geheimdienst MI5 verhört worden und habe sich vom internationalen Terror inspirieren lassen. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne sie aber nicht mehr sagen.

Attentäter gebürtiger Brite

+++ Deutsches Opfer +++
Bei einer Rede vor dem britischen Unterhaus hat Premierministerin Theresa May sich an die Opfer des Terroranschlags gewandt und ihr Mitgefühl ausgesprochen.

Unter den Verletzten sei auch ein Deutscher, so May. Obwohl der britische Sicherheitsapparat bereits stark ausgeprägt ist, kündigte May eine erhöhte Polizeipräsenz in den Städten und mehr Personal für die Geheimdienste an. Im Interview mit WirtschaftsWoche Online fordert der netzpolitische Aktivist Markus Beckedahl besser ausgerüstete Polizisten anstatt mehr Videoüberwachung.

+++ Londons Bürgermeister Khan zeigt sich kämpferisch +++
Londons Bürgermeister Sadiq Khan hat sich kämpferisch gezeigt. „Wir dürfen uns nicht beugen; wir dürfen nicht zulassen, dass die Terroristen Erfolg haben und unseren Lebensstil zerstören oder Gemeinden spalten“, sagte Khan in einem Interview des Nachrichtensenders Sky News. Zugleich wies er darauf hin, dass die Bedrohungslage in London seit Jahren hoch sei. In den vergangenen Jahren hätten Sicherheitsbehörden mehr als ein Dutzend Anschlagspläne vereitelt.

+++ Minister: Anschlag „in Verbindung zu islamistischem Terrorismus“ +++
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon geht davon aus, dass der Londoner Anschlag „in Verbindung zum islamistischen Terrorismus“ steht. Das sagte er laut dem Sender BBC. Die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Parlamentsgebäude würden überprüft.

"Wir stehen an der Seite Großbritanniens"
Königin Elizabeth II.Die britische Königin Elizabeth II. hat den Opfern des Terroranschlags von London ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Meine Gedanken, Gebete und mein tiefstes Mitgefühl sind bei all denen, die von der gestrigen furchtbaren Gewalt betroffen sind“, erklärte die 90-jährige Monarchin in einer am Donnerstag vom britischen Königshaus verbreiteten Mitteilung. „Ich weiß, ich spreche im Namen aller, wenn ich meinen tiefen Dank und meine Bewunderung für die Mitglieder der Polizei ausdrücke und für all diejenigen, die so selbstlos daran arbeiten, andere zu schützen“, hieß es weiter. Quelle: dpa
Barack Obama zu Terroranschlag in London Quelle: REUTERS
Theresa MayDie britische Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag „krank und verkommen“. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May am Abend. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“ Quelle: AP
Angela MerkelKanzlerin Angela Merkel hat bestürzt auf die mutmaßlichen Terroranschläge reagiert und den Briten Solidarität im Anti-Terror-Kampf zugesagt. „Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“, erklärte Merkel am Mittwoch in Berlin. Quelle: AP
Frank-Walter SteinmeierDer neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Opfern der mutmaßlichen Terroranschläge von London sein Mitgefühl ausgesprochen. „Die Nachrichten über den mörderischen Angriff in London erschüttern mich“, schrieb das deutsche Staatsoberhaupt in einer am Mittwoch in Berlin verbreiteten Erklärung. „In diesen Stunden sind wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden.“ Er sei in Gedanken bei den Opfern und Verletzten von London „und bei denen, die um einen nahen Menschen trauern oder fürchten. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl.“ Quelle: dpa
Sigmar GabrielBundesaußenminister Sigmar Gabriel hat den mutmaßlichen Terroranschlag in London als Angriff auf das „Herz der Demokratie“ bezeichnet. „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieses Attentat unter anderem in der Nähe des britischen Parlaments ausgeführt wurde“, sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Athen. Es sei ein „Anschlag gegen uns alle“. Auch Tsipras versicherte den Briten seine Solidarität. Quelle: AP
Steffen SeibertDer deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt per Twitter: "Unsere Gedanken sind bei unseren britischen Freunden." Er hoffe, dass alle Verletzten wieder völlig gesund würden. Quelle: dpa

+++ Polizei korrigiert Zahl der Todesopfer +++
Die Polizei hat die Zahl der Toten von fünf auf vier, einschließlich dem Attentäter korrigiert. Bei der Attacke habe der Angreifer einen Polizisten und zwei Zivilisten getötet, bevor er selbst erschossen wurde, teilte die Londoner Polizei mit. 29 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht, sieben davon befinden sich nach Rowleys Angaben in kritischem Zustand.

+++ Acht Festnahmen nach Razzien +++
In Großbritannien hat die Polizei bei Razzien acht Verdächtige festgenommen. Die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit der Attacke vom Vortag, teilte die Polizei mit. Der Attentäter habe den Anschlag vom Vortag allein verübt, hieß es weiter. Er sei ein Einzeltäter gewesen, der „vom internationalen Terrorismus inspiriert“ gewesen sei.

Bei den Razzien seien sechs Adressen durchsucht worden. Medien hatten zuvor von einer Durchsuchung eines Gebäudes in Birmingham berichtet. Weitere Einzelheiten waren nicht bekannt.

Pressestimmen zu den Anschlägen von London

+++ Londons Polizei arbeitet unter Hochdruck +++
Auch Stunden nach der Attacke bekannte sich zunächst niemand zu der Tat. Der Attentäter soll laut Scotland Yard vom „internationalen Terrorismus inspiriert“ gewesen sein. Der Angriff ereignete sich am Jahrestag der Selbstmordanschläge auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel, bei denen 2016 insgesamt 32 Menschen getötet worden waren.

+++ Bürger mehrerer Staaten unter Opfern der Terrorattacke +++
Vier Mitglieder einer Studentengruppe der englischen Universität von Edge Hill in Lancashire und drei französische Schulkinder gehören zu den insgesamt rund 40 Verletzten. Der von dem Angreifer erstochene Polizist ist ein 48-jähriger Ehemann und Vater.

Auch fünf Touristen aus Südkorea sowie zwei Besucher aus Rumänien sind bei dem Anschlag verletzt worden. Eine Frau, die bei dem Angriff von der Brücke in die Themse gefallen war, fanden Rettungskräfte stark blutend im Wasser. Sie wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

+++ Solidarität mit London von Berlin bis Washington +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte mit der britischen Premierministerin Theresa May und sprach ihr und allen Briten ihre Anteilnahme aus. Deutschland stehe im Kampf gegen jede Form von Terrorismus „fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“ erklärte sie gleich nach dem Anschlag. US-Präsident Donald Trump sicherte Premierministerin May volle Unterstützung zu. Zuvor kondolierte Außenminister Rex Tillerson im Namen der USA. Die USA verurteilten diese „schrecklichen Gewaltakte, und ob sie von gestörten Einzelpersonen oder von Terroristen ausgeführt wurden, für die Opfer macht das keinen Unterschied“.

+++ Der Tag danach +++
Am Mittwochnachmittag erschütterte ein mutmaßlicher Terroranschlag die britische Hauptstadt. Die vorläufige Bilanz: Fünf Tote und rund 40 Verletzte.

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