Netflix-Doku „Harry & Meghan“ Aufmerksamkeit zahlt sich aus

Das von Netflix veröffentlichte Bild zeigt Prinz Harry und Herzogin Meghan in einer Szene der Dokumentation „Harry & Meghan“. Quelle: dpa

Die Dokuserie „Harry & Meghan“ auf Netflix hat in Teilen der britischen Gesellschaft einen Aufschrei ausgelöst. Ganz offenbar haben Meghan Markle und Prince Harry verstanden, was die wichtigste Währung ist.

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Der Wirbel um Meghan Markle und Prince Harry nimmt in Großbritannien in diesen Tagen zunehmend hysterische Züge an. Wie nicht anders zu erwarten, haben die beiden flüchtigen Royals mit ihrer Dokuserie „Harry & Meghan“ auf Netflix in Teilen der britischen Gesellschaft einen Aufschrei ausgelöst. In den sozialen Medien und den Leserkommentar-Spalten rechtslastiger Boulevardmedien überschlagen sich die Hasskommentare. Dass diese nicht selten in einen offenen Rassismus abgleiten, ist dabei eher Business as usual.

Die rechtslastige Boulevardpresse des Landes, die seit jeher weder in Ironie noch in Selbstreflexion besonders bewandert ist, feuert ebenfalls aus allen Rohren gegen die angeblichen Verräter: Die „Daily Mail“, gegen deren Sonntagsausgabe Prince Harry im Sommer vor Gericht einen ersten Erfolg erzielen konnte, berichtete am Tag der Veröffentlichung über die Serie auf geschlagenen 20 Seiten. Dabei merkt man vielen Verfassern der Artikel ihr Entsetzen darüber an, dass ihre Tiraden offenbar wirkungslos über dem Atlantik verpuffen.

Damit belegen sowohl die rechten Shitposter und Trolle als auch die Boulevardblätter nicht nur anschaulich die Vorwürfe, die Markle und Prince Harry ihnen gegenüber erhoben haben. Sie dürften die ohnehin schon hohen Zuschauerzahlen weiter in die Höhe treiben. So fand die erste Folge der Serie allein am ersten Tag 2,4 Millionen Zuschauer – doppelt so viele, wie – ausgerechnet! – „The Crown“.

Die Doku ist auf Netflix ein Quotenhit. Quelle: AP

„Harry & Meghan“ ist nicht nur ein Quotenhit. Die Serie bildet schon jetzt ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für die beiden, und das vor allem im Hinblick auf den Aufbau ihrer persönlichen Marke. Schließlich müssen die beiden seit ihrem Umzug nach Kalifornien selbst für ihr Einkommen sorgen.

Bis zu ihrem Abgang im Jahr 2020 kam König Charles, damals noch als Prince of Wales, größtenteils für den Unterhalt der beiden auf. Als Prince of Wales erhielt er damals die wirtschaftlichen Erlöse des Herzogtums von Cornwall. Dieses geht seit dem 14. Jahrhundert an den Thronfolger und wird von ihm treuhänderisch verwaltet. Dessen kommerzielle Operationen haben im vergangenen Jahr 24,6 Millionen Pfund an Gewinnen erwirtschaftet. Im Finanzjahr 2018/19 überwies Charles seinem Sohn Harry davon mehr als 5 Millionen Pfund. Für die Sicherheitskosten aller „arbeitenden“ Royals kommt der Staat auf.

Der Wegfall dieser Unterstützung bedeutete nicht nur, dass Markle und Prince Harry schon kurz nach ihrem Abgang schauen mussten, so schnell wie möglich Einnahmen zu generieren. Und das nicht nur, um ihren Lebensstil aufrecht zu erhalten (wer würde das nicht wollen). Angesichts ihrer exponierten Stellung und der riesigen Welle an Hass, die den beiden entgegenschlägt, waren sie auch umgehend darauf angewiesen, ihre hohen Sicherheitsanforderungen aus eigener Tasche zu begleichen. Das US-Magazin „Forbes“ schätzte, dass sich diese Kosten auf zwischen zwei und drei Millionen Dollar im Jahr belaufen dürften.

Die Lösung: Millionenschwere Verträge mit dem Unterhaltungssektor. Seit ihrem weitgehenden Bruch mit der königlichen Familie haben Markle und Prince Harry Verträge unterschrieben, die ihnen einen dreistelligen Millionenbetrag eingebracht haben dürften. Mit Netflix einigen sich die beiden auf die Veröffentlichung mehrere Formate. Neben der gerade veröffentlichten „Harry & Meghan“-Serie, die insgesamt sechs Teile umfassen wird, ist auch ein Film über die Invictus Games geplant, eine Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten, die Harry ins Leben gerufen hat. Die ersten Spiele wurden 2014 im Queen Elizabeth Olympic Park in London ausgetragen. Pläne für eine Kinderserie, bei der Markle als Produzentin fungieren sollte, wurden aufgegeben. Schätzung zufolge soll der Netflix-Deal den beiden mehr als 110 Millionen Dollar eingebracht haben.

Die beiden haben auch ein Abkommen mit Spotify unterzeichnet und sich zur Veröffentlichung einer Reihe von Podcasts bereiterklärt. Im November startete eine Podcastserie mit dem Titel „Archetypes“, den Markle moderiert. Der Vertrag mit Spotify wird auf 18 Millionen Dollar geschätzt. Markle unterstützt zudem ihre Freundin, die Talkshow-Milliardärin Oprah Winfrey, beim Ausbau einer veganen Lebensmittelmarke, in die sie investiert hat. Der Wert dieses Deals ist nicht bekannt.

Markle veröffentlichte im Sommer 2021 ein Kinderbuch mit dem Titel „The Bench“. Experten schätzen die Höhe des Vorschusses, den sie erhalten hat, auf etwa 500.000 Pfund. Prince Harrys mit Spannung (oder Befürchtungen, je nach Sichtweise) erwartete Memoiren sollen im Januar veröffentlicht werden. Die Erlöse möchte er wohltätigen Organisationen spenden.

In ihrem Interview mit Oprah Winfrey im März 2021 – an dem Meghan Markle und Prince Harry nichts verdient haben sollen – legten die beiden zum ersten Mal offen, dass ihnen Harrys Vater den Geldhahn zugedreht hat. Berichten zufolge soll das bereits im Sommer 2020 geschehen sein. Seitdem hätten er und seine Familie ihren Lebensunterhalt aus dem Erbe seiner Mutter, Princess Diana, bestreiten müssen, fügte Prince Harry hinzu. Die Höhe dieses Erbes wurde zum Zeitpunkt ihres Todes 1997 auf 7 Millionen Pfund geschätzt.

In dem Interview erklärte Prince Harry zudem, dass die millionenschweren Deal mit Netflix und anderen „nie Teil des Plans“ gewesen seien. Aber sie seien notwendig, „damit ich in der Lage bin, für die Sicherheit für meine Familie zu bezahlen.“ Es ist gut vorstellbar, dass Charles mit dem Zudrehen des Geldhahns die Grundlage für die Produktion der Serie geschaffen hat, die in königlichen Kreisen zweifellos für Unruhe sorgen dürfte.

Im Oktober 2021 gab das Paar eine Partnerschaft mit dem Fintech-Unternehmen Ethic in New York bekannt. Das Unternehmen erklärte vor wenigen Wochen, dass es in einer weitere Finanzierungsrunde 50 Millionen Dollar eingesammelt habe. Insgesamt verwalte man Einlagen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar. Wie viel Markle und Prince Harry angelegt haben und ob und in welchem Umfang sie bezahlt werden, ist unklar.

Nach ihrem Umzug nach Kalifornien haben sich die beiden in einem staatlichen Anwesen in Montecito niedergelassen. Dessen Wert liegt Berichten zufolge bei 11 Millionen Dollar. Schätzungen zufolge sollen die beiden in den kommenden 30 Jahren jeden Monat 50.000 Dollar zahlen müssen für Kreditkosten, Steuern und Versicherungen.

Der Markenexperte Andrew Bloch – hier in einem Interview mit der WiWo über die königliche Marke – schätzte bereit im Herbst 2021, dass Meghan Markles und Prince Harrys Marke eines Tages zur „wertvollsten persönlichen Marke der Welt“ aufsteigen könnte. „Sie machen wirklich das Beste aus ihrem neu gewonnenen Status, und ihr Potential, die wertvollste persönliche Marke der Welt zu werden, scheint erreichbar zu sein“, sagte Bloch damals.

Am Montag veröffentlichte Netflix einen kurzen Vorspann für die nächsten drei Folgen von „Harry & Meghan“. Sie sollen am Donnerstag erscheinen. Allein schon die Andeutung möglicher weiterer Enthüllungen sorgte in Großbritannien weitere Furore. Allen voran stürzte sich rechtslastige britische Presse abermals dankbar darauf – und feuerte die Veröffentlichung mit ihrer Berichterstattung an.

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