
Nur wenige Minuten ist der Chat verfügbar. Zugang über das verschlüsselte Netzwerk haben lediglich ausgewählte Teilnehmer. Die Internetadresse besteht aus einer ständig wechselnden Kombination von Zahlen und Buchstaben. Nur wer diesen Algorithmus richtig interpretieren kann, kennt Dauer und Zeitpunkt des Kommunikationsnetzwerks. Sobald der Chat offline geht, ist es als habe es ihn nie gegeben.
Hacker, Vermittler und Käufer nutzen solche Netzwerke als Marktplatz. Innerhalb von wenigen Minuten werden auf diesem Weg große Datenmengen und Schwachstellen von Systemen der Unternehmen, sogenannte Exploits, gehandelt.
Für eine Lücke im IOS-Betriebssystem der Apple-iPhones können schon einmal 250.0000 Dollar oder mehr veranschlagt werden. Potenzielle Käufer sind Hacker, Unternehmen oder gar Staaten.
Das US-amerikanische IT- und Beratungsunternehmen IBM Security stellt in seinem aktuellen Sicherheitsreport fest, dass sich die Anzahl schwerwiegender Cyberangriffe auf Unternehmen innerhalb von nur einem Jahr mehr als verdoppelt hat. Weltweit erleiden Unternehmen Schätzungen zufolge jährlich einen finanziellen Schaden in Höhe von 375 bis 575 Milliarden US-Dollar. Allein in Deutschland entstand dadurch ein geschätzter Gesamtschaden im zweistelligen Milliardenbereich.
Quer durch alle Branchen waren laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG aus dem Jahr 2014 rund 40 Prozent aller deutschen Firmen betroffen, doppelt so viele wie 2013. In den Medien liest man vom Diebstahl mehrerer Millionen Nutzerdaten – beispielsweise des Elektronikkonzerns Sony. Die richtig großen Raubzüge allerdings dringen meist gar nicht an die Öffentlichkeit. Dafür sorgen nicht nur die Unternehmen, sondern auch der digitale und anonyme Handelsplatz, auf dem sich all das im Verborgenen abspielt.





Der Begriff Darknet bezeichnet einen Teil des so genannten Deepwebs. Dieser Bereich ist tausend Mal größer als das für den normalen User sichtbare Internet – auch Surface-Web genannt. Das Deebweb macht den Teil des Internets sichtbar, den Suchmaschinen wie Google nicht finden.
Das Darknet geht jedoch noch darüber hinaus. Hier tritt man nicht über Internet Explorer, Firefox oder Chrome ein, sondern über eine spezielle Software, zum Beispiel den Tor-Browser.
In diesem System, das ursprünglich vom US-Militär zur verschlüsselten Kommunikation entwickelt worden ist, finden sich all jene, die auf Anonymität angewiesen sind: Whistleblower, Journalisten, Dissidenten. Zunehmend aber auch Kriminelle jeglicher Art. Immer mehr im Fokus der Cyberkriminellen ist der Handel mit Daten von Unternehmen. „Und der Markt wächst rasant“, sagt Oliver Achten, Cyber Security Experte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.