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Italien stoppt VerhandlungenTrumps Politik bedroht den Erfolg von Musks Satellitendiensten

Die Alleingänge von US-Präsident Donald Trump gegenüber den bisherigen US-Alliierten werden zum Geschäftsrisiko für Starlink und SpaceX.Thomas Kuhn 24.03.2025 - 16:30 Uhr aktualisiert

Lange profitierten die Unternehmen von Elon Musk (l.), wie Starlink oder SpaceX von dessen Nähe zu US-Präsident Donald Trump (3.v.l.). Nun aber könnte sich dieser Effekt umkehren.

Foto: via REUTERS

Es waren ungewöhnlich höfliche und zurückhaltende Töne für den notorischen Lautsprecher Elon Musk, mit denen er am Wochenende um einen Termin beim italienischen Präsidenten bat: „Es wäre eine Ehre, mit Präsident Matarella zu sprechen“, schrieb er jüngst in seinem Kurznachrichtendienst „X“. Die Höflichkeit sticht umso mehr ins Auge, als sich Musk sonst eher nicht mit solchen Formfragen aufhält. 

„Sei still, kleiner Mann“, kanzelte der Tech-Unternehmer fast zeitgleich Polens Außenminister Radoslaw Sikorski ab. Der hatte angekündigt, nach Alternativen zu Musks Satellitennetz Starlink zu suchen, sofern die USA den Zugriff der Ukraine auf die Internetverbindungen aus dem All zu kappen drohten. 

So unterschiedlich die Tonlage, so ähnlich doch die Sorge, die zwischen den Zeilen beider Nachrichten durchschimmert: Musk merkt, dass sein lange weltweit bewunderter und intensiv genutzter Satellitendienst bei bestehenden und potenziellen künftigen Kunden zunehmend mit Skepsis betrachtet wird. Schließlich erweist sich Musk gerade als williger Exekutor der politischen Agenda von US-Präsident Donald Trump. Der brüskiert nach Gusto die Ukraine und seine Nato-Partner, setzt langjährige Sicherheitskooperationen aus und übernimmt die Rhetorik von Russlands Präsident Wladimir Putin, zum Entsetzen der bisherigen US-Alliierten.

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Das mag seinen Wählern gefallen, in Europa aber erschüttern die Alleingänge und die Erosion der transatlantischen Beziehungen auch das Vertrauen in die Verlässlichkeit von Trumps Mitstreiter Musk und seiner Unternehmen. Was, wenn Trump und Musk das Kommunikationsnetz Starlink oder den Raketendienst SpaceX genauso als Druckmittel für „Deals“ im geopolitischen Interesse der USA nutzen? Wenn die USA Musks Dienste ohne Vorwarnung auch für EU-Staaten und Unternehmen kappen, wie etwa den Zugriff der Ukraine auf die Aufklärungsdaten der US-Militärsatelliten? Wie belastbar sind internationale Verträge mit Unternehmen aus einem Staat, der Völkerrecht und Beistandspakte bestenfalls noch als Verhandlungsmasse betrachtet, aber nicht mehr als Vereinbarungen, die einzuhalten sind?

„Alles ist zum Stillstand gekommen“

Wie sehr die Zweifel sein Geschäft bedrohen, erlebt Musk gerade am Beispiel Italien. Dort erklärte Verteidigungsminister Guido Crosetto am vergangenen Wochenende in einem Interview mit der Zeitung „La Repubblica“, seine Regierung haben Verhandlungen mit Musks Weltraumunternehmen SpaceX über einen Milliardenauftrag für dessen Starlink-Satellitensystem eingefroren. „Alles ist zum Stillstand gekommen“, so Crosetto. Die Verhandlungen seien von Aussagen „von und über“ Musk überschattet worden, man verhandele erst weiter, „wenn sich die Kontroversen und die Zeiten beruhigt haben“.

Im Januar hatte die US-Nachrichtenagentur Bloomberg gemeldet, dass Italiens Regierung mit SpaceX über einen Auftrag für sichere satellitengestützte Kommunikationsdienste in einem Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro für Telefonie und Internetverbindungen verhandle. Italiens Premierministerin Giorgia Meloni hatte damals gesagt, die Gespräche seien noch in einer Vorphase, zugleich verteidigte sie die Verhandlungen und betonte, es gebe „keine öffentliche Alternative“ für entsprechende Satellitendienste für die sichere militärische Kommunikation für Truppen oder Diplomaten.

Welche Alternativen hat Europa?

Das aber war Anfang Januar – und bevor Trump die Axt an die westliche Friedensordnung der vergangenen 80 Jahre setzte. Im Februar bestätigte Italiens Industrieminister Adolfo Urso, sein Land plane, eine eigene Satellitenlösung zu etablieren. Und mittlerweile arbeitet die EU daran, entweder über das für die sichere Kommunikation europäischer Behörden und Unternehmen konzipierte Satellitenprojekt Govsatcom oder mithilfe des französisch-britischen Satellitendienstes Eutelsat/OneWeb eine Alternative zu den Starlink-Diensten aufzubauen.

Für Musk ist das ein Problem. Auch sonst wächst die Zahl konkurrierender Anbieter, die Starlink die Vormachstellung im All streitig machen wollen. EutelSat/OneWeb etwa hat bereits gut 630 Satelliten im All, die – ähnlich wie Musks Starlink-Trabanten – in vergleichsweise niedrigen Umlaufbahnen um die Erde rasen; im sogenannten „low earth orbit“, kurz LEO. Damit ist der europäische Anbieter die Nummer zwei bei entsprechenden Satellitendiensten und eine naheliegende Alternative zu den konkurrierenden US-Anbietern, allen voran zu Starlink. 

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Zunächst dient das nur dem Ziel, die Ukraine mit Satellitenkommunikation versorgen zu können, sollten die USA auch da den Stecker ziehen. Doch in Brüssel und den übrigen europäischen Hauptstädten ist es längst ein offenes Geheimnis, dass beide Optionen auch als Rückfalllösung herhalten müssten, sollten Trump und Musk auch gegenüber Kerneuropa die Daumenschrauben weiter anziehen.

Wie sehr Trumps Alleingänge nun auch sein Geschäft gefährden, scheint mittlerweile auch Elon Musk zu dämmern. Nicht bloß, dass die Absatzzahlen seines Autoherstellers Tesla und mit ihnen dessen Börsenkurs vehement erodieren. Ein Aus der Verhandlungen in Italien würde Musks Geschäftsaussichten zusätzlich schmerzhaft treffen. Was wohl seine auffallend servile Anfrage bei Italiens Präsident Matarella erklärt. 

Und selbst nach seinen Ausfälligkeiten gegenüber Polens Außenminister Sikorski bemühte sich Musk noch um Schadensbegrenzung in Sachen eigener Glaubwürdigkeit. „Um es ganz klar zu sagen: Egal, wie sehr ich mit der ukrainischen Politik nicht einverstanden bin, Starlink wird seine Terminals niemals abschalten“, beeilte sich Musk am Sonntag zu versichern. „Wir würden so etwas niemals tun und niemals als Verhandlungsmasse einsetzen.“

Dass er das überhaupt betonen muss, zeigt, wie groß die Zweifel inzwischen sind.

Hinweis: Der Artikel erschien erstmals am 11. März 2025 und wurde am 24. März mit Blick auf die gestoppten Verhandlungen in Italien aktualisiert.

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