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Musik-StreamingAmpya und Deezer schmieden Allianz gegen Spotify

Angriff auf Spotify: Gemeinsam wollen die Musikstreaming-Dienste Deezer und ProSiebens Ampya den Marktführer in Deutschland verdrängen. Auch andere Unternehmen drängen auf den wachsenden Markt.Oliver Voß 10.06.2014 - 08:30 Uhr

Marktaussichten

Auch wenn das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) prognostiziert, dass die Zahl der Streaming-Nutzer bis 2018 stetig steigen wird: der Markt ist stark umkämpft, sodass kleinere Anbieter sich nur schwer durchsetzen können. Das haben Dienste wie Simfy bereits leidvoll zu spüren bekommen. Und die Konkurrenz nimmt noch zu.

Apple mit iTunes ist inzwischen auch Amazon mit seinem Musikangebot Prime Music in Deutschland verfügbar. Prime Music ist Bestandteil der Liefer-Flatrate Amazon Prime. Dort erhalten Kunden für eine Einmal-Gebühr von 49 Euro im Jahr die kostenlose Lieferungen eines Großteils des Warenangebots nach Hause.

Das Beispiel belegt: Konzerne wie Amazon oder Apple nutzen die Streaming-Plattformen zur Stärkung ihres Kerngeschäfts und haben daher größere Marktmacht, um sich gegenüber aufstrebenden Unternehmen durchzusetzen.

Foto: CLARK/obs

Heute ist der neue Musik-Streaming-Dienst Apple Music in 100 Ländern an den Start gegangen. Die neue Streaming-App erlaubt den Zugriff auf den vollständigen Apple-Music-Katalog mit mehr als 30 Millionen Songs. Für Nutzer des Dienstes sind die ersten drei Monate der Mitgliedschaft kostenlos. Danach wird eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro fällig. Für Familien gibt es ein besonders günstiges Angebot: für 14,99 Euro ist der Dienst für bis zu sechs Mitglieder verfügbar.

Gegen diese Anbieter tritt der kalifornische Konzern an:

Foto: dpa

Die seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: WirtschaftsWoche

Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Mit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.

Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Seit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.

Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich

Foto: WirtschaftsWoche

Napster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.

Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich

Foto: AP

Mit Google Play Music mischt auch der Internetgigant beim Musik-Streaming mit. In der Standard-Version können einzelne Musikstücke über Google gekauft oder eigene Mp3s in die Cloud geladen werden. Danach stehen sie zum Anhören über den Stream bereit. Die kostenpflichtige "All inclusive" Version ermöglicht den Zugriff auf Googles Musik-Bibliothek mit mehr als 30 Millionen Titeln. Eine Testversion ist 30 Tage kostenlos verfügbar.

Preis: kostenlos bis 9,99 monatlich

Foto: Screenshot

Die Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.

Preis: 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Die nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.

Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Die von Skype-Mitgründer Janus Friis ins Leben gerufene Plattform Rdio startete erst 2012 in Deutschland. Mit etwa 32 Millionen Titeln in der Bibliothek und der Verfügbarkeit in 85 Ländern ist sie beim Angebot aber auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich

Foto: Screenshot

Simfy zählte einst zu den Marktführern in Deutschland. Doch das Unternehmen bekam Probleme, die Berliner Betreiberfirma wurde im Frühjahr 2015 aufgelöst. Große Plattenfirmen hatten dem Dienst die Lizenz entzogen. Simfy-Kunden werden an den Konkurrenten Deezer weitergeleitet.

Foto: Screenshot

Gerrit Schumann versucht schon seit einigen Jahren, einen dominierenden Musikstreaming-Dienst in Deutschland aufzubauen. Er war Chef von Simfy, dem deutschen Pionier in diesem Bereich, der schon 2007 begonnen hatte, Musikfans Millionen von Songs zum Abspielen über das Internet anzubieten. Doch nachdem mit Spotify der weltweite Marktführer aus Schweden vor zwei Jahren auch hierzulande startete, geriet Simfy zunehmend ins Hintertreffen.

Im vergangenen Jahr wechselte Schumann zum französischen Konkurrenten Deezer, wo er als Vizepräsident unter anderem den deutschen Markt beackert. Und dabei hat er nun einen neuen Trumpf.

Das Geschäft mit dem Musik-Streaming
Was sind Streaming-Dienste?
Verbreitung
Probleme

Denn Deezer bündelt seine Kräfte mit ProSiebenSat.1. Die Franzosen übernehmen dabei Ampya, den Musikstreamingdienst von ProSieben, die Sendergruppe erhält dafür einen Anteil an Deezer. „Wir bringen das operative Ampya-Geschäft in die Partnerschaft ein und beteiligen uns im Gegenzug an dem internationalen Streaming-Dienst“, sagt Christian Wegner, Digitalvorstand von ProSiebenSat.1.

Werbeoffensive

ProSieben hatte Ampya erst vor einem Jahr gestartet und vor allem durch massive TV-Werbung auf den eigenen Kanälen bekannt gemacht. Auf diese Weise soll künftig auch Deezer hierzulande aufholen. „Mit diesem reichweitenstarken Partner können wir die Marke bekannter machen“, sagt Schumann. Das sei der „zentrale Punkt“ für die Kooperation gewesen.

Doch ProSieben bringt noch einen weiteren Vorteil in die Partnerschaft ein: Der Sender hat für Ampya einen Deal mit Vodafone. Kunden des Mobilfunkriesen können den Musikdienst dazu buchen und erhalten ein zusätzliches Datenkontingent. „Deezer wird diese Kooperation von Ampaya übernehmen und weiter fortführen“, sagt Wegner.

Konkurrent Spotify bietet hierzulande solch ein Angebot in Kombination mit der Telekom. Deezer hat nun einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil aufgeholt. Wie wichtig diese Kooperationen sind hat Schumann bei Simfy erlebt: „Solch eine Partnerschaft mit einem Telekommunikationsunternehmen hat gefehlt, das war ein entscheidender Wettbewerbsnachteil.“ Deezer hatte hingegen in Frankreich den dortigen Mobilfunkmarktführer Orange als Partner gewonnen und so auch gegen Spotify den Spitzenplatz erobert.

Haustiere sind niedlich, aber Katzenbabys sind die Stars des Internets. Unterbewusst wissen wir, dass "Catcontent" peinlich, aber eben auch unglaublich süß ist - und klicken beinahe automatisch auf Geschichten, die mit einem Katzenbaby angepriesen werden.

Foto: AP

Auch Kuriositäten ziehen, etwa „24 Tiere, die Yoga machen“ oder „Er wog 560 Kilogramm: Der schwerste Mann der Welt ist tot“. Geben Sie es zu: An dieser Stelle hätten Sie lieber ein Foto von einem Katzenbaby in einer Yoga-Position gesehen.

Foto: dpa

Was nicht emotional oder skurril ist, berührt häufig den Alltag der Leser. Kostprobe: „Diese Bilder zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich 200 Kalorien aussehen können“. Zu sehen ist eine Galerie mit Lebensmitteln von Äpfeln bis Gummibärchen.

Foto: dpa

Alle Portale setzen extrem auf klickoptimierte Überschriften. Dahinter verbergen sich indes meist dürre Artikel, in die eine Bildergalerie oder ein Youtube-Video eingebunden ist. Oft sind die Themen nicht aktuell, sondern geistern schon länger durchs Netz.

Foto: Screenshot

Die Portale locken viele Leser über soziale Netzwerke auf ihre Artikel – je häufiger ein Link geteilt wird, desto besser. Dementsprechend sind die Überschriften darauf getrimmt, dass die Nutzer sie gerne weiterverbreiten.

Foto: dpa

Gemeinsam soll das nun auch in Deutschland gelingen. „Die langjährige Expertise von Deezer vereint mit unserer Marketing-Power bilden die besten Voraussetzungen, Platz 1 in Deutschland, zu erklimmen“, sagt Wegner. „Und das ist das gemeinsame Ziel“.

Der Plan ist ambitioniert. Nutzerzahlen für den deutschen Markt nennen weder Deezer noch Ampya – was dafür spricht, dass sie so beeindruckend nicht sind. Weltweit haben die Franzosen 16 Millionen aktive Nutzer und fünf Millionen zahlende Abonnenten, Deezer bezeichnet sich als „globale Nummer Zwei im Markt“. Spotify hat nach eigenen Angaben 40 Millionen aktive Nutzer, davon 10 Millionen zahlende Kunden.

Markstart in den USA

Zudem gibt es neue, starke Konkurrenten. Nachdem Start-ups die virtuellen Jukeboxen populär gemacht haben, bieten inzwischen auch Internet-Riesen wie Apple, Google oder Sony eigene Musikstreaming-Dienste.

Noch tun sie sich schwer, doch vor allem Apple dürfte seine Aktivitäten steigern, je mehr Nutzer ihre Musik im Abo erwerben statt einzelne Titel oder Alben bei iTunes zu kaufen. So zielte die mit drei Milliarden Dollar teuerste Übernahme des Kopfhörerherstellers Beats auch stark auf deren kürzlich gestarteten Streamingdienst.

Doch Schumann schrecken die mächtigen Wettbewerber nicht: „Was Beats angeht, bin ich ziemlich entspannt“. Er sieht die unabhängigen Anbieter im Vorteil, da Unternehmen wie Apple oder Google immer versuchen ihre Dienste als festen Teil des eigenen Ökosystems zu integrieren.

Als Vorteil auch gegenüber Spotify sieht er zudem die Empfehlungsfunktion von Deezer, die Nutzern auf ihren Vorlieben basierende Musikvorschläge macht. Das bieten zwar alle Wettbewerber, doch die Lösung von Deezer sei besser, da sie automatisch per Algorithmus generierte Vorschläge mit Empfehlungen die von Menschen kuratiert sind kombiniert. „Wir konnten damit den Anteil neu gehörter Musik verdoppeln“, sagt Schumann.

Damit will Deezer auch in den USA angreifen, der Marktstart dort ist für dieses Jahr geplant. Die Zusammenführung von Deezer und Ampya wird in der zweiten Jahreshälfte erfolgen und möglichst bei Jahresende abgeschlossen sein.  

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