Soziale Netzwerke Wer kann neben Facebook noch überleben?

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MySpace, Google+, Ping: Der Friedhof der Frühstarter

Am auffälligsten ist der Effekt bei Google, dessen Suchmaschine monopolartigen Status besitzt. Selbst Microsoft-Gründer Bill Gates war fest überzeugt, Googles Macht mit einer eigenen Suchmaschine stoppen zu können, und scheiterte. Zwar lieferte Bing ähnlich gute Ergebnisse wie Google. Doch auch Milliardeninvestitionen konnten nichts daran ändern, dass sich die meisten Nutzer an Google gewöhnt hatten.

Ähnliche Erfahrungen musste ironischerweise Google wenig später selbst machen – ausgerechnet bei sozialen Netzwerken. Obwohl das Unternehmen viel Geld und Toptalente in sein eigenes Angebot Google+ steckte, konnte sich der Dienst nicht durchsetzen. Dabei zwang Google sogar zwischenzeitlich Nutzer seiner übrigen Dienste – darunter YouTube oder Google Mail –, ein Profil beim Netzwerk anzulegen. Doch das fruchtete genauso wenig wie der mehrfache Umbau, um Google+ besser nutzbar zu machen.

Das sollte Twitter-Gründer Dorsey, der derzeit ähnliche Umbaupläne verfolgt – diskutiert wurde bereits eine Aufhebung der 140-Zeichen-Grenze oder eine Veränderung des Nachrichtenflusses –, im Hinterkopf behalten.

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Nutzer sind im Netz eben gnadenlos effizienzgetrieben: In ihrem Zeitbudget ist letztlich nur für ein soziales Netzwerk Platz. Wer den vom derzeitigen Marktführer Facebook erobern will, hat es nicht leicht.

Myspace etwa, das einst erfolgreich mit Facebook um Talente rangelte und sich im Juli 2005 für 580 Millionen Dollar von Rupert Murdochs News Corporation kaufen ließ, wurde sechs Jahre später nach einer Massenflucht seiner Nutzer zu Facebook für geschätzte 35 Millionen Dollar an eine Investorengruppe verscherbelt. Selbst Apple holte sich eine blutige Nase, als das Unternehmen 2010 auf seiner Musikplattform iTunes ein soziales Netzwerk für Musikfans namens Ping aufsetzte. Nur zwei Jahre später gab Apple auf und integrierte – ansonsten stets auf Eigenständigkeit bedacht – stattdessen Twitter und Facebook in seine Plattform.

Ist die Schlacht um die sozialen Netzwerke also geschlagen, mit Facebook als triumphalem Gewinner, so wie einst Google bei den Suchmaschinen? Nicht alle sehen das so.

Was Sie über die Digital Natives wissen sollten
Ein nach oben zeigender Daumen («gefällt mir») spiegelt sich am 28.06.2013 in Münster (Nordrhein-Westfalen) im Auge des Betrachters. Quelle: dpa
Eine 13-jährige Jugendliche spielt am 05.02.2014 in Köln (Nordrhein-Westfalen) auf ihrem Smartphone das Spiel "Candy Crush". Quelle: dpa
Ein übergroßer Mann hält einen kleineren in der Hand und droht ihm mit erhobenen Finger Quelle: Fotolia
Ein Mensch reicht einem anderen einen Autoschlüssel Quelle: Fotolia
Ein Mann im Anzug sitzt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in einem Sessel Quelle: Fotolia
Junge Leute beugen sich über einen Block und ein Tablet Quelle: Fotolia
Junge Leute unterhalten sich an einem Stehtisch Quelle: Fotolia

Konstantin Guericke, Mitgründer von LinkedIn, etwa gibt sich unverdrossen optimistisch. Zwar fiel auch bei dem Geschäftsnetzwerk 2015 ein Rekordverlust von 165 Millionen Dollar an, und der Börsenkurs sank nach ungünstigen Umsatzprognosen an einem Februartag um 44 Prozent.

Was LinkedIn besser macht

Doch anders als die meisten Konkurrenten hat sich LinkedIn ein klares Profil als Netzwerk für geschäftliche Kontakte bewahrt, ein Feld, das Facebook zumindest noch nicht beackert. Auch das deutsche Pendant Xing behauptet sich gegen die großen US-Konkurrenten. Es hat zwar nur einen Bruchteil der Nutzer, erzielt im Gegensatz zu Twitter aber jedes Quartal operative Gewinne von fast zehn Millionen Euro.

Guericke glaubt daher an die Macht der Nischen. Das zeigt sich daran, dass der norddeutsche Investor, der vor 30 Jahren ins Silicon Valley auswanderte, gleich im Verwaltungsrat von zwei spezialisierten sozialen Netzwerken sitzt: Doximity, das sich auf Ärzte fokussiert hat. Und Rallypoint, das ehemalige US-Soldaten miteinander verbindet. „Die Kunst ist es, lukrative Nischen zu finden, bei denen sich für die Großen der Aufwand nicht rechnet, dort zu investieren“, sagt Guericke. Dass das funktioniert, beweist auch das Berliner Start-up Researchgate mit seinem Netzwerk für Wissenschaftler – dort tauschen sich inzwischen acht Millionen Forscher aus aller Welt aus.

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