SPIEL ESSEN: Das sind die Trends auf der weltgrößten Spielemesse in Essen

In den kommenden fünf Tagen werden deutlich mehr als 200.000 Menschen aus der ganzen Welt nach Essen pilgern: Denn heute startet im Herzen des Ruhrgebiets die diesjährige Spiel Essen, das weltgrößte Event rund um Gesellschafts- und Kartenspiele. Der heutige Mittwoch ist Fachbesuchern vorbehalten; von Donnerstag bis Sonntag ist die Messe für jedermann geöffnet. Auf dem Branchentreff der Brettspielindustrie präsentieren 890 Aussteller aus 51 Ländern mehr als 1500 Neuheiten.
„Die weltgrößte Messe im Brettspielbereich ist in den vergangenen Jahren über die bestehenden Hallen hinausgewachsen“, sagt Florian Hess, Geschäftsführer des Merz-Verlags und Chef der Spiel Essen. „Deshalb haben wir in diesem Jahr unsere Ausstellungsfläche um Halle 7 ergänzt.“ Daher erreicht die 42. Ausgabe der Essener Spielemesse in diesem Jahr eine Ausstellungsfläche von 77.500 Quadratmetern – dies markiert den dritten Flächenrekord in Folge. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag die Fläche in damals sechs Hallen mit rund 60.000 Quadratmetern noch fast ein Viertel darunter.
Für Branchenriesen wie Ravensburger ist die Spiel Essen ebenso wie für kleinere Verlage ein wichtiger Indikator dafür, wie neue Titel für den Herbst und Winter beim breiten Publikum ankommen. „Hier treffen wir die gesamte Szene“, sagt etwa Yasin Ates, Geschäftsleiter für die deutschsprachige Region von Ravensburger. „Die Spieler, die uns durch Gespräche und durch die Ausleihe direktes Feedback geben, unsere Handelspartner, mit denen wir direkt über die Neuheiten sprechen, und natürlich die Autoren und Kollegen der Branche.“
Karten- und Brettspiele vor Ort kaufen
Das kann Thomas Koegler bestätigen: „Die Messe ist für uns immer sehr besonders, weil hier die Fans direkt mit uns zusammenkommen und unser Team ihnen besondere und neue Spiele persönlich zeigen kann”, sagt der Vorstandschef der Asmodée-Gruppe aus Frankreich, dem weltweit größten Spieleverlag. Genau das ist ein wichtiger Unterschied zur mit rund 357.000 Besuchern in diesem Jahr gut anderthalbmal so großen Gamescom: Im Gegensatz zur Videospielmesse Gamescom in Köln dürfen die Besucher der Spiel Essen die Brettspiele auch direkt vor Ort erwerben.
Unter anderem befeuert durch Lockdowns und Kontaktsperren während der Coronapandemie Anfang des Jahrzehnts hat der Markt für analoge Brett- und Kartenspiele eine beachtliche Renaissance hingelegt: Allein in Deutschland werden etwa mit Brettspielen laut Statista Market Insights in diesem Jahr rund 400 Millionen Euro umgesetzt – im Vorpandemiejahr 2019 waren es erst 263 Millionen Euro; das entspricht einem Zuwachs von mehr als 50 Prozent binnen sechs Jahren. Und so soll es bis Ende des Jahrzehnts mit einem durchschnittlichen Wachstum von knapp vier Prozent pro Jahr bis auf 484 Millionen Euro in 2030 weitergehen.
Wichtige Treiber im laufenden Jahr sind Rätsel- und Krimispiele sowie kooperative Spiele. Zudem gibt es unter den Neuheiten neben zahlreichen Spielen mit Fantasy- und Science-Fiction-Bezug einen Trend hin zu Natur- und Umweltspielen.
Deutsche Designer haben vielversprechenden Newcomer gestaltet
Das Onlineportal Boardgamegeek.com wurde bereits 2019 von der „New York Times“ als der Knotenpunkt für Gesellschaftsspiele im Internet bezeichnet. Die Webseite verfügt als weltweit größtes englischsprachiges Spieleportal für Brettspielinteressierte über eine Datenbank mit mehr als 100.000 registrierten Spielen. Glaubt man den Diskussionen der dortigen Nerds und Spielefans, so gehören im Jahr 2025 das Strategiespiel „Recall“, das Besiedlungsabenteuer „Feya‘s Swamp“ vom deutschen Designer-Duo Helge und Anselm Ostertag sowie das familientaugliche „Aquaria“ zu den aktuell am stärksten diskutierten Newcomern für die diesjährige Spiel Essen.
Bei „Recall“ vom norwegischen Verlag Alion – by Dr Ø führt man als Spieler einen von vierzehn Stämmen durch unbekannte Ländereien, entdeckt Spuren antiker Zivilisationen und lernt von deren Wissen und Technologien. Hier beeinflussen achtzehn individuelle Gadgets die Spielweise und strategischen Möglichkeiten jedes Stamms maßgeblich.
In „Feya’s Swamp“ vom chilenischen Verlag Franctal Juegos versucht man als einer von vier Clans von Sumpfbewohnern in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen. Jeder dieser Clans möchte durch Fischfang, Handel, Erkundung und Siedlungsbau zur erfolgreichsten Gemeinschaft aufsteigen. Die deutsche Ausgabe des Spiels soll im ersten Quartal 2026 im Verlag Strohmann Games erscheinen.
In „Aquaria“ aus dem Hause Skellig Games wiederum schlüpfen die Spieler in die Rolle begeisterter Mitglieder eines Aquaristenvereins, von denen jeder das schönste Aquarium aufbauen will. Im Laufe des Spiels kaufen die Spieler neue Fische, füttern sie und halten ihre Aquarien in einem bestmöglichen Zustand, wobei sie auch neues Wissen über Aquaristik erlangen.
Am Freitagabend veranstaltet der Kosmos-Verlag mit „Siedler von Catan“ – seinem Klassiker und Flaggschiff im Sortiment – das größte Catan-Spiel aller Zeiten. In der an das Essener Messegelände angrenzenden Grugahalle werden rund 1200 Messebesucher gleichzeitig spielen. Parallel werden die Verantwortlichen und Macher hinter dem Spiel live auf der Bühne Einblicke in die lange Geschichte von Catan geben; kommentiert von Stargast Smudo, einem der Rapper der Gruppe „Die Fantastischen Vier“.
Lesen Sie auch: „Kinder verlassen den Spielwarenmarkt immer früher“













