Streaming-Revolution der Unterhaltung: Woran es bei der Vernetzung hapert
"Ab in die Cloud", ruft's von überall: Wie gut die Multimedia-Vernetzung in der Praxis wirklich funktioniert.
Foto: Marcel StahnAls der Paketbote zum vierten Mal binnen weniger Tage mit einem klobigen Karton vor unserer Haustür steht, schwant meiner Frau nichts Gutes. „Ist wieder diese Fernseh-Messe“, empfängt sie mich eines Abends im August mit leicht indigniertem Unterton an der Haustür.
Unter leise gemurmelten Entschuldigungen bestätige ich ihre Vermutung: Der Internetadapter für unseren Fernseher, die vernetzbare Sound-Bar fürs Regal, der Home-Server für die digitale Medienbibliothek und die Streaming-Box für die Hi-Fi-Anlage – all das will ich einem Praxistest unterziehen. Und zugleich den familiären Medienkonsum auf ein ganz neues, multivernetztes Niveau heben.
Meine Gattin hat keinesfalls etwas gegen moderne Unterhaltungselektronik. Wenn wir den Tatort verpasst haben, flimmert der Kultkrimi aus der ARD-Mediathek über unseren Fernseher. Urlaubsbilder sehen wir uns mit Freunden auf dem Tablet-Computer an. In der Küche dient das Schnurlostelefon schon mal als Webradio.
Die Menge an Netztechnik aber, die nun bei uns einzieht, erfordert schon mehr als durchschnittliche Multimedia-Begeisterung. Immerhin geht es um den Praxistest zum aktuellen Megatrend: Streaming. Ob Film oder Pop-Hit, Hörbuch oder Onlinegame – es gibt heute kaum ein digitales Genre, das die Deutschen nicht schon millionenfach und ganz legal von einem der vielen Medienportale laden.
Streaming ändert den Medienkonsum
Klassische TV- oder Radioprogramme, jahrzehntelang wichtigste Unterhaltungsquelle daheim, geraten im Immer-online-Zeitalter unter Druck. „Streaming ändert unseren Medienkonsum grundlegend“, sagt Bernhard Rohleder, Geschäftsführer des deutschen Digitalverbandes Bitkom. Wer braucht noch Musik-CDs oder Film-DVDs, wenn alles aus der Daten-Cloud ins Haus strömt?
Umsätze mit digitaler Musik und Filmen in Deutschland (zum Vergrößern bitte anklicken)
Foto: WirtschaftsWoche
In der Tat: Gut drei Viertel der Deutschen über 14 Jahre schauen schon Filme oder Videos per Stream aus dem Netz – sei es von einer der virtuellen Videotheken von Maxdome bis Netflix, aus den Mediatheken der TV-Sender oder von Plattformen wie YouTube. Das ergab eine im Juli veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Bitkom.
Auch bei der Musik hat der Medienstrom aus dem Netz das Nischenstadium verlassen. Knapp 40 Prozent der Deutschen nutzen laut Bitkom Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer oder Soundcloud. Deren Umsätze erreichten vergangenes Jahr 108 Millionen Euro. Allein das Geschäft im ersten Halbjahr 2015 summiert sich schon auf fast 90 Millionen Euro – ein knappes Viertel des CD-Absatzes in Deutschland.
Die Heim-Vernetzung ist vielfältig wie noch nie
Als am vergangenen Freitag die IFA in Berlin die Tore fürs Publikum öffnete, wurde „fast mehr noch als die klassischen Techniktrends – etwa noch bessere, größere und farbstärkere Bildschirme – die Vielfalt digitaler Angebote in der heimischen Unterhaltung" zum entscheidenden Messethema, sagt Kai Hillebrandt, Deutschlandchef der Unterhaltungselektroniksparte vom Elektronikriesen Samsung.
Die neue Vielfalt bringt nicht nur eine kaum mehr zu überblickende Flut an Medienquellen. Fast alle Inhalte lassen sich auf vielfältigste Geräte im Haushalt übertragen oder von dort abrufen (siehe Grafik). Angesichts der Masse an Kreuz-und-Querverbindungen bekommt der Begriff Heimvernetzung fast schon bildhafte Bedeutung.
„Man könnte es auch Chaos nennen“, grummelt meine Frau beim Blick auf unseren Couchtisch. Wo bisher schon unsere Sammlung aus TV-, Digitalrekorder- und Kabelbox-Fernbedienung lag, kommen nun noch zwei weitere Exemplare dazu. Eine für die Internetbox des Onlineriesen Amazon, eine für das Soundsystem von Bose.
Amazons Fire TV genanntes Gerät habe ich an unseren Fernseher angeschlossen. Es öffnet uns nicht nur den Zugriff auf fast alle beliebigen Internetangebote. Vor allem natürlich bringt es die Inhalte von Amazons Filmportal Prime Instant Video auf unseren Bildschirm, daneben aber unter anderem auch das Film- und Serienportal Netflix. Beides konnte ich mit unserem TV-Gerät bisher nicht nutzen. Denn dessen leicht angejahrte Onlinesoftware kannte die Videodienste schlicht noch nicht.
Die vernetzten Bose-Boxen bringen uns nicht bloß Webradio oder Inhalte von Musikdiensten wie Spotify oder Deezer ins Haus. Ich kann auch die digitale Plattensammlung auf der Multimediafestplatte in unserem Familiennetzwerk ansteuern oder Musik aus meinem Handy abrufen. Es wäre sogar möglich, sie via WLAN auf andere Boxen zu Hause zu streamen.
Marktaussichten
Auch wenn das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) prognostiziert, dass die Zahl der Streaming-Nutzer bis 2018 stetig steigen wird: der Markt ist stark umkämpft, sodass kleinere Anbieter sich nur schwer durchsetzen können. Das haben Dienste wie Simfy bereits leidvoll zu spüren bekommen. Und die Konkurrenz nimmt noch zu.
Apple mit iTunes ist inzwischen auch Amazon mit seinem Musikangebot Prime Music in Deutschland verfügbar. Prime Music ist Bestandteil der Liefer-Flatrate Amazon Prime. Dort erhalten Kunden für eine Einmal-Gebühr von 49 Euro im Jahr die kostenlose Lieferungen eines Großteils des Warenangebots nach Hause.
Das Beispiel belegt: Konzerne wie Amazon oder Apple nutzen die Streaming-Plattformen zur Stärkung ihres Kerngeschäfts und haben daher größere Marktmacht, um sich gegenüber aufstrebenden Unternehmen durchzusetzen.
Foto: CLARK/obsHeute ist der neue Musik-Streaming-Dienst Apple Music in 100 Ländern an den Start gegangen. Die neue Streaming-App erlaubt den Zugriff auf den vollständigen Apple-Music-Katalog mit mehr als 30 Millionen Songs. Für Nutzer des Dienstes sind die ersten drei Monate der Mitgliedschaft kostenlos. Danach wird eine monatliche Gebühr von 9,99 Euro fällig. Für Familien gibt es ein besonders günstiges Angebot: für 14,99 Euro ist der Dienst für bis zu sechs Mitglieder verfügbar.
Gegen diese Anbieter tritt der kalifornische Konzern an:
Foto: dpaDie seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: WirtschaftsWocheDie Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotMit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.
Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotSeit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.
Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich
Foto: WirtschaftsWocheNapster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.
Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich
Foto: APMit Google Play Music mischt auch der Internetgigant beim Musik-Streaming mit. In der Standard-Version können einzelne Musikstücke über Google gekauft oder eigene Mp3s in die Cloud geladen werden. Danach stehen sie zum Anhören über den Stream bereit. Die kostenpflichtige "All inclusive" Version ermöglicht den Zugriff auf Googles Musik-Bibliothek mit mehr als 30 Millionen Titeln. Eine Testversion ist 30 Tage kostenlos verfügbar.
Preis: kostenlos bis 9,99 monatlich
Foto: ScreenshotDie Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.
Preis: 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotDie nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.
Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotDie von Skype-Mitgründer Janus Friis ins Leben gerufene Plattform Rdio startete erst 2012 in Deutschland. Mit etwa 32 Millionen Titeln in der Bibliothek und der Verfügbarkeit in 85 Ländern ist sie beim Angebot aber auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich
Foto: ScreenshotSimfy zählte einst zu den Marktführern in Deutschland. Doch das Unternehmen bekam Probleme, die Berliner Betreiberfirma wurde im Frühjahr 2015 aufgelöst. Große Plattenfirmen hatten dem Dienst die Lizenz entzogen. Simfy-Kunden werden an den Konkurrenten Deezer weitergeleitet.
Foto: Screenshot
Zumindest theoretisch. In der Praxis hat die vernetzte Unterhaltungswelt durchaus noch ihre Tücken. Nicht bloß, weil die Zahl der Fernbedienungen wächst. Vielmehr haben sich die Hersteller bisher nicht auf einen Standard einigen können, der es erlaubt, beliebige Technik des einen ohne Aufwand mit Geräten eines anderen zu koppeln.
Keine Kommunikation unter Konkurrenten
Netzwerk-Lautsprecher von Bose etwa kommunizieren nicht mit denen des Konkurrenten Sonos. Und dessen Boxen nicht mit jenen des Raumfeld-Systems von Teufel. Was in analogen Hi-Fi-Zeiten völlig selbstverständlich war – einen Verstärker von Yamaha mit einem Tuner von Onkyo zu verbinden und die Musik auf Boxen von Sony abzuspielen –, ist im Digitalzeitalter bisher nahezu unmöglich.
Will ich die Netzwerk-Lautsprecher ausreizen, also etwa beim Wechsel aus dem Wohn- ins Arbeitszimmer mein Musikprogramm einfach mitnehmen, oder aber auf Knopfdruck gleich das ganze Haus beschallen, dann muss ich die komplette Audiotechnik beim gleichen Anbieter kaufen.
Nicht anders sieht es mit den neuen Filmangeboten aus dem Netz aus, mit denen ich den Techniktest meiner Frau schmackhaft zu machen versuche. Um die Videos aus dem iTunes-Archiv ihres iPads auf dem Fernseher anzusehen, brauchen wir entweder die Netzwerkbox Apple TV als Zuspieler oder müssen den Tablet-Rechner an den Bildschirm klemmen. Direkt aus dem Netz lassen sich die Inhalte nicht im Heimkino abspielen. Filme und Serien aus Googles Play Store wiederum zeigt Amazons Fire TV nicht. Umgekehrt finden Inhalte von Amazons Videothek nicht ihren Weg in Googles TV-Adapter Chromecast.
Aus Sicht der Markenstrategen bei den Herstellern mag das verständlich sein. Sie wollen schließlich möglichst viel ihrer eigenen Technik verkaufen. Meine Frau – und mit ihr vermutlich die Mehrheit der potenziellen Kundschaft – findet es schlicht „dämlich“.
Immerhin, geht es um die Inhalte, wächst bei der Software schon zusammen, was bei der Hardware noch nicht harmoniert.
So bietet etwa Sonos’ Handy-App Zugriff auf rund 60 vorkonfigurierte Musik- und Audio-Streaming-Angebote sowie Zigtausende Webradiostationen. „Wir arbeiten auch mit Apple an der Integration von Apple Music in unsere Software und hoffen, dass das noch dieses Jahr klappt“, sagt Jörn Taubert, Chef des Zentraleuropa-Geschäfts bei Sonos. Microsofts Groove-Music-Dienst ist bereits seit Juli in die App integriert.
Reichster Streamer – Dr. Dre
Sein gewaltiges Jahreseinkommen von geschätzten 620 Millionen Dollar im vergangenen Jahr verdankt der als André Romell Young geborene ehemalige Gangsterrapper dem Verkauf des von ihm mitbegründeten Streamingservices und Kopfhörerherstellers Beats an Apple. Rund drei Milliarden Dollar legte der iPhone-Bauer im Mai 2014 auf den Tisch. Sein Einkommen allein mit seiner Musik über die Freuden des Ghettoalltags mit Pornografie, Marihuana oder Autobomben einzunehmen, wäre für den zuletzt vor allem als Produzent für Rapper wie Eminem tätigen Musiker aus Los Angeles schwierig gewesen.
Foto: APErfolgreichster Streamer - Ed Sheeran
Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dass dank Streaming Aussehen in der Musik weniger zählt als zu Zeiten des Musikfernsehens MTV, dann hat ihn Ed Sheeran geliefert. Mit seinen roten Haaren und der oft sehr bunten und lässigen Garderobe entspricht der ehemalige Straßenmusiker keinem gängigen Geschmack. Doch seine beiden Alben + und x verkauften sich weltweit nicht nur fast acht Millionen Mal. Die bislang gut 80 Songs des 24-jährigen Vielschreibers holten sich die Streaming-Kunden allein im vergangenen Jahr mehrere Milliarden Mal auf ihre Geräte.
Foto: APErfolgreichste Streamerin – Rihanna
So klar der beliebteste Sänger der neuen Mietmusik feststeht, so unklar ist die Rangfolge bei den Sängerinnen. Das liegt nicht nur daran, dass in Ranglisten die ersten Plätze Männer belegen und die ersten Frauen erst ab Platz fünf folgen. Je nach Quelle liegt jeweils eine andere Künstlerin vorne. Beim Markführer Spotify heißt die Queen of Stream Rihanna. Doch in den Statistiken anderer Anbieter wie Deezer liegt vor der als Robyn Rihanna Fenty geborenen 27-jährigen Sängerin die Kalifornierin Katheryn Elizabeth Hudson, besser bekannt als Katy Perry.
Foto: APErfolgreichster Neuling – Ariana Grande
Zum Star zu werden geht dank Streaming quasi über Nacht. Das zeigt niemand besser als Ariana Grande. Im Frühjahr 2012 lud die Musical-Sängerin noch von ihr gesungene Versionen bekannter Hits von Lady Gaga auf YouTube hoch. 2013 kam nach anderthalb Jahren Arbeit das erste Album und im Sommer 2014 war die heute 21-jährige mit mehreren hundert Millionen gestreamter und fast zehn Millionen verkaufter Songs ein Weltstar.
Foto: APErfolgreichste Band – Coldplay
Während die beliebtesten Einzelkünstler meist relativ jung sind, dominieren bei den Bands die reiferen Herren. Allen voran Coldplay, die sich Mitte der neunziger Jahre zusammenfanden. Dass die vier Briten vor Neulingen wie Imagine Dragons oder Teenidolen wie One Direction lagen, ist erstaunlich. Nicht nur, weil ihre Fans zur Altersgruppe ab 30 gehören, die sich mit dem Streaming noch etwas schwer tut. Ihr jüngstes Album Ghost Stories gaben sie erst ein gutes halbes Jahr nach dem Erscheinen zum Streamen frei. Doch seitdem läuft es selbst bei den Plattenkäufern und neuen Fans rauf und runter - wie auch ihre sieben Studio- und drei Live-Alben.
Foto: dapdAlbum des Jahres – Sam Smith – In The Lonely Hour
Eine solide Ausbildung und das Hocharbeiten durch Kooperation lernte der als Samuel Frederick geborene Brite von seiner Mutter, einer erfolgreichen Bankerin. So tingelte der kleine Sam durch Talentshows zwischen London und den umliegenden Grafschaften – bis er den Manager des britischen Weltstars Adele traf. Der brachte ihn in Kontakt mit dem Elektroduo Disclosure, deren Hit „Latch!“ Smith veredelte, und schließlich mit dem DJ Naughty Boy, dessen Song La La La dank der wandlungsfähigen Stimme von Smith zum Welthit wurde. Diese Songs und sein eigenes Stück „Money On My Mind“ zogen schließlich auch sein Debüt-Album an die Spitze.
Foto: dpaEuropas Lied des Jahres– Clean Bandit feat. Jess Glynne – Rather Be
Weltweit machte Pharrell Williams mit „Happy“ das Rennen um den Titel Lied des Jahres. In Europa lag das Titellied aus dem Film „Ich einfach unverbesserlich“ trotz des Filmerfolgs knapp hinter der klassisch angehauchten britischen Elektroband Clean Bandit.Deren Song „Rather Be“ machte die Sängerin Jess Glynne zum Welthit. Doch auch wenn Streaming Lieder weltweit bekannt macht, fördert es auch nationale Künstler wie die Sängerin 吳雨霏, deren 留不低 in Hongkong ein Smash-Hit ist. In Deutschland sorgte Mark Forster mit "Au Revoir" in 2014 für einen Toptitel – auch er weil zur Fußball-WM gleich zwei Versionen rund um den Erfolg des deutschen Teams veröffentlichte.
Foto: dpa Picture-AllianceErfolgreichster Wiedergänger – Michael Jackson
Es ist makaber: Mit ihren Plattenverkäufen kommen Stars früherer Jahrzehnte meist nur noch dann in die Charts, wenn sie sterben. Beim Streaming ist das anders. Hier sorgt gerade die wachsende Zahl älterer Streamingkunden für einen dauerhaften Erfolg. Denn – so sagen die Marktforscher der Unterhaltungsbranche – ab einem Alter von 33 Jahren hören gut 90 Prozent eigentlich keine Musik neuer Künstler, sondern die Musik ihrer Jugend. Und das prägt zunehmend auch die Streamingdienste, weil die reiferen Fans aus Bequemlichkeit ihre Popklassiker auch dann anrufen, wenn sie die CDs oder Vinylscheiben im Schrank haben. Das hilft zwar auch rüstigen Rock-Rentnern von den Rolling Stones oder The Eagles. Im vergangenen Jahr aber gelangte Michael Jackson an die Spitze, der mit seiner notdürftig zum Album gepackten Restesammlung Xscape auch seine alten Hits in den Stream zog.
Foto: AP2002 in Kalifornien gegründet, war das Unternehmen einer der Pioniere des Musik-Streamings. „Für uns war immer klar, dass die Zukunft im Musik-Streaming liegt“, betont Taubert. Statt wie anfangs gedacht fünf Jahre dauerte es am Ende zehn, bis sich der Trend durchsetzt, „aber jetzt ist es so weit“.
Wie das im Idealfall aussieht, erlebe ich beim Test des Musikdienstes Spotify: Dessen gebührenpflichtiges Premiumangebot Connect erlaubt es mir, meinen Hit-Mix zunächst am Rechner zu starten.
Per App schalte ich die Wiedergabe später nahtlos auf Sonos-, Raumfeld- oder Bose-Boxen um. Sogar beim Joggen begleitet mich das persönliche Programm im Smartphone, das die letzten Hits auf der Heimfahrt auch noch zum vernetzten Autoradio überspielt.
Noch sind so komfortable Konzepte eher die Ausnahme als die Regel. Doch die Industrie arbeitet erkennbar an Lösungen.
Nirgendwo zeigte sich das so deutlich wie an den IFA-Ständen der großen TV-Gerätehersteller. Denn am Ende könnten deren gute alte Fernseher – allen Umbrüchen zum Trotz – Ankerpunkt der vernetzten Unterhaltung werden.
Grenzen zwischen Computer- und Unterhaltungstechnik verschwimmen
Ob bei LG oder Philips, Samsung oder Sony, überall dienen die Flachbildriesen inzwischen auch als Medienzentrale für zu Hause. Die Konzepte sind vielversprechend: Via Handy- oder Tablet-App gesteuert, starten etwa Samsungs TV-Geräte Video-Streams aus dem Netz oder lenken Musik von der PC-Festplatte drahtlos zu Boxen in der Küche. „Die Grenzen der Unterhaltungswelten verschwimmen“, sagt Samsung-Mann Hillebrandt.
Die Fernseher der Isio-Serie vom deutschen Hersteller Technisat besitzen neben dem Netzwerkanschluss gleich mehrere TV-Empfänger. So überspielen sie das Livebild eines Senders per Funk aufs Tablet etwa ins Schlafzimmer. „Wer will, kann so in Ruhe Bundesliga schauen, während der Rest der Familie im Wohnzimmer den Fernseher okkupiert“, skizziert Technisat-Geschäftsführer Stefan Kön ein auch bei uns zu Hause bekanntes Szenario.
Der im Frühjahr 2014 aus der Insolvenz gerettete Hersteller Loewe wiederum führt fast beliebige Medieninhalte in einem zentralen Programmführer zusammen. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF liegen so in der Senderliste direkt neben dem Onlinefilmverleih oder dem Lieblingsvideokanal von YouTube.
Spätestens bei Philips und Sony verwischen die Grenzen zwischen Computer- und Unterhaltungstechnik vollends: Beide Elektronikkonzerne nutzen für fast alle neuen TV-Geräte Googles Android-Betriebssystem in einer für Fernseher angepassten Variante. Damit mutieren die Gigaglotzen quasi zum größtmöglichen Multimedia-Tablet.
„Unsere Android-TVs passen die Darstellung von Apps und Onlinevideos automatisch an das Querformat der TV-Displays an“, sagt Thomas Nedder, Deutschlandchef bei Sony. Zugleich ließen sich über die Bildschirme im XXL-Format auch beliebige reguläre Smartphone-Apps nutzen. Dank der Integration von Googles Sprachsteuerung reagieren die neuen Android-Fernseher sogar in vielen Fällen aufs Wort.
Aber längst nicht immer. Mit der TV-Technik zu sprechen ist vorerst eher nett als nützlich, zeigt sich in unserem Test daheim. Als ich verbissen, aber vergeblich versuche, Amazons ebenfalls per Sprache steuerbare Fire-Box dazu zu bewegen, einen Film zu starten, bremst meine Gattin das Spielkind in mir. „Nimm doch einfach die Fernsteuerung“, meint sie trocken. Recht hat sie.