Meta Connect Konferenz: Zuckerberg fordert Apple mit AR-Brille heraus

Mark Zuckerberg trägt eine Orion-Brille während der Meta Connect Konferenz.
Apple-Chef Tim Cook sieht das anders. Aber für Meta-Chef Mark Zuckerberg ist Apple einer seiner wichtigsten Konkurrenten. Einer, an dem er sich neuerdings immer wieder abarbeitet. „Ich glaube, wir sind in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Apple“, erklärte Zuckerberg jüngst in einem Podcast.
Er sieht seinen Konzern als innovativer an, da dieser sich nicht scheue, einfach mal Produkte auf den Markt zu bringen und auf Kritik und Anregungen zu reagieren, anstatt an ihnen unter strengster Geheimhaltung jahrelang zu feilen.
Klar ist: Seit langem ärgert sich Zuckerberg darüber, dass er mit Facebook, Instagram und WhatsApp auf Apples iPhone angewiesen ist und sich den Regularien und Abgaben des App-Store beugen muss.
Orion gibt es noch nicht zu kaufen
Ein Befreiungsschlag mit einem eigenen Smartphone vor elf Jahren ging zwar nach hinten los. Doch statt aufzugeben, hat Zuckerberg über Hundert Milliarden Dollar in virtuelle und erweiterte Realität investiert. Mit seinen Quest-Headsets sowie einer Kooperation mit dem italienischen Brillen-Giganten Luxottica ist er dort Marktführer. Die MetaQuest 3 ist Apples Vision Pro zwar vom Design und ihren Möglichkeiten unterlegen, aber dafür ist sie statt für 4000 Euro schon für 330 Euro zu haben, also weniger als ein Zehntel des Preises.
Auf seiner Entwicklerkonferenz Meta Connect hat Zuckerberg am Mittwoch nun etwas gemacht, was Apple niemals tun würde. Er hat die seiner Meinung nach „erste echte Datenbrille mit erweiterter Realität“ vorgestellt. Denn das Produkt namens Orion ist zwar real, aber nicht zu kaufen. Es ist eine Vorschau, soll zunächst nur von Meta-Mitarbeitern und einigen ausgewählten Kunden getestet werden. Auch weil die Herstellungskosten mehrere Tausend Dollar betragen. Meta schweigt sich über die genaue Summe aus. Schätzungen reichen von 8000 bis 12.000 Dollar.
Sie ist also nicht für den Massenmarkt geeignet. Und selbst Meta, das im vergangenen Jahr 13 Milliarden Dollar Profit einstrich, kann die Orion nicht im großen Stil subventionieren, was es wahrscheinlich mit seiner Quest-Datenbrille macht.
Trotzdem ist der Prototyp ein Achtungserfolg: Die Orion sieht tatsächlich wie eine – etwas überdimensionierte – normale Brille aus und nicht wie die Headsets, die man sich vor den Kopf schnallen muss. Ähnlich wie bei den Headsets kann die Datenbrille jedoch Videos, Hologramme, Bilder und Informationen ins Sichtfeld projizieren und lässt sich über Augen, Stimme und Handbewegungen – dazu muss ein entsprechendes Armband angelegt werden – steuern. Um das zu erreichen, hat Meta in die Brille Mini-Projektoren eingebaut und statt Glas für die Linsen Siliziumcarbid verwendet und in diese Nanostrukturen gedruckt, um das Licht so zu brechen, dass beim Sehen räumliche Tiefe erzeugt wird.
Apple arbeitet wohl auch an AR-Brille
Der Unterschied bei der Displaytechnologie: „Meta benutzt die sogenannte Optical-See-Through-Technologie, während Apple mit Video-See-Through arbeitet, was eine Echtzeit-Videoübertragung der Umgebung darstellt“, erklärt Philipp Rauschnabel, Professor für Digitales Marketing und Medieninnovation an der Universität der Bundeswehr in München. „Geht das Gerät während der Nutzung plötzlich aus, würde man bei einem Headset im Dunkeln stehen, bei der Brille jedoch weiterhin alles sehen – außer die AR-Inhalte.“
Optical-See-Through-Displays, so Rauschnabel, seien zwar nicht neu, auch die Microsoft HoloLens hätte sie schon verwendet. Doch Metas Orion verspreche ein größeres Sichtfeld und sei deutlich kleiner. Auch die Anwendungen, so der Experte, der seit über zehn Jahren am Einsatz von erweiterter und virtueller Realität forscht, seien nicht neu. Aber Meta habe den großen Vorteil, soziale Netzwerke integrieren zu können.

Die AR-Brille „Orion“ von Meta.
„Als wir vor zehn Jahren damit starteten, wurden die Erfolgschancen auf gerade mal zehn Prozent geschätzt“, sagt Metas Technologiechef Andrew Bosworth. Laut Meta soll die Brille bis zu drei Stunden mit einer Ladung auskommen. Ihre Informationen bekommt sie drahtlos über einen Minicomputer, der in der Tasche getragen wird.
Auch wenn es sie nicht zu kaufen gibt, hat Meta damit schon mal vorgegeben, woran sich Wettbewerber künftig messen lassen müssen. Rauschnabel ist wegen Zukäufen von Apple und Patentanalysen davon überzeugt, dass Apple ebenfalls aktiv an einer AR-Brille arbeitet. Tatsächlich schwärmt Cook häufig davon, welche Möglichkeiten die erweiterte Realität offeriert.
So wichtig wie das Design und der Tragekomfort sind: Den großen Unterschied werden die verfügbaren Anwendungen machen. Da hat Meta neben seinen sozialen Netzwerken noch einen weiteren Trumpf in der Hand: KI. Mit Llama hat es ein sehr beliebtes KI-Modell, auf das wegen seines Open-Source-Anspruchs inzwischen viele andere Entwickler aufsetzen. Seine eigene Version Meta AI, die Llama nutzt, nutzen laut Meta bereits 400 Millionen Menschen weltweit. Und mit einer Version der Ray-Ban-Sonnenbrille von Luxottica demonstriert Meta schon mal, was man mit KI machen kann. Die Brille, die Fotos und Videos aufnimmt, kann beispielsweise dem Nutzer über in die Bügel eingearbeitete Lautsprecher ins Ohr flüstern, was er gerade vor sich sieht. Noch sind diese Erläuterungen so simpel, dass sie hauptsächlich für Blinde oder Sehgeschwächte nützlich sind. Aber künftig sollen die Informationen über einfache Beschreibungen hinausgehen, die KI soll sogar live als Übersetzer fungieren. Wann sie nach Deutschland kommt, ist noch offen. Wegen der unklaren Rechtslage hat Meta die Möglichkeiten in Deutschland eingeschränkt.
Warum prescht Zuckerberg mit Orion vor und gibt seiner Konkurrenz so Einblicke? Die einfachste Erklärung: Er kann so demonstrieren, dass seine umstrittenen Milliarden-Investitionen – siehe Metaversum – nicht für die Katz waren und sein Konzern immer noch gute Chancen hat, bei der potenziellen nächsten großen Revolution nach den Smartphones ganz vorn dabei zu sein. Die Aktie seines Konzerns hat jedenfalls neue Höchststände erreicht – aber das vor allem wegen seiner Vorreiterrolle bei KI.
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