CO2-Zertifikate Teslas 1500 Gratis-Kilometer: Klingt verlockend, ist es aber nicht

Tesla baut jetzt auch in Deutschland seine Autos. Bei der THG-Quote scheint das Unternehmen seinen Kunden gegenüber aber knauserig. Quelle: Getty Images

Elektroautofahrer können mit der THG-Quote zusätzliches Geld verdienen – eigentlich zwischen 250 und 400 Euro. Auch Tesla vermittelt diesen CO2-Ablasshandel jetzt für Kunden: Die bekommen allerdings deutlich weniger.

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Elon Musk weiß, wie er seine Kunden bei Laune hält: Lange Zeit schenkte der Tesla-Chef ihnen etwa bei Weiterempfehlung freie Fahrt. Gratisstrom für 1500 Kilometer erhielten Altkunden, die einen Umsteiger zum Kauf eines Tesla animierten. Und auch diesem wurde die Entscheidung mit 1500 Gratiskilometern schmackhaft gemacht.

Mit dem Empfehlungsprogramm ist es in Deutschland seit September letzten Jahres vorbei. Aber die 1500 Kilometer stehen neuerdings wieder im Raum: So viele Gratis-Kilometer gibt es im Jahr 2022 für all jene, die „ihre zukünftigen Emissionsgutschriften im Tausch gegen einen jährlichen Bonus von Tesla übertragen“.

Für die meisten Kunden wäre das ein schlechter Deal.

Das Angebot wird Kunden, die noch auf die Auslieferung ihres Fahrzeugs warten, in der App angezeigt. „CO2-Heimladegutschrift“ steht darüber. Dahinter verbirgt sich ein mindestens ebenso sperriges Wort, von dem viele Elektroautofahrer mittlerweile aber schon gehört haben dürften: die sogenannte Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote).

Prinzipiell geht es dabei um eine Art CO2-Ablasshandel: Erfüllen Mineralölkonzerne gewisse Ziele zur Beimischung von weniger klimaschädlicherem Kraftstoff nicht, müssen sie THG-Quoten kaufen. Bisher haben sie das etwa bei Ökostromanbietern gemacht – die im Gegenzug sauberen Kraftstoff in Verkehr bringen. Seit diesem Jahr können auch Elektroautobesitzer und Betreiber von Ladeinfrastruktur ihre THG-Quote verkaufen. Bares Geld also für alle, die ein E-Auto besitzen.

Jetzt reinhören: Wie die THG-Quote genau funktioniert und wer von ihr profitiert, erfahren Sie im Podcast High Voltage.

Auf den Markt für den THG-Quotenhandel drängen aktuell viele Anbieter – da die Mineralölkonzerne die Quoten nicht mit den einzelnen E-Auto-Besitzern handeln, braucht es Zwischenhändler. Das sind etwa Stromanbieter, Start-ups, die Mineralölkonzerne selbst – oder eben Tesla.

Wegen hoher Spritpreise und Subventionen werden E-Autos für Verbraucher attraktiver. Dazu kommt nun noch die THG-Quote: Mit ihr lassen sich bis zu 400 Euro im Jahr verdienen. Wie das funktioniert, hören Sie im Podcast.
von Theresa Rauffmann

Bei den meisten Start-ups und Stromanbietern bekommen Kunden zwischen 250 und 400 Euro für ihre THG-Quote. Und bei Tesla? Eben jene 1500 gratis Supercharging-Kilometer. Das sind laut Umrechnungen von Tesla-Kunden je nach Modell bei aktuellen Strompreisen jedoch gerade einmal bis zu 140 Euro. Das ist also oft weniger als die Hälfte dessen, was sie von anderen Anbietern bekommen könnten, denen sie ihre THG-Quote ebenfalls zum Handel überlassen könnten. Was Tesla-Kunden außerdem ärgert: Die 1500 Gratis-Kilometer verfallen sechs Monate nach dem Hinzufügen.

Wer seine THG-Quote einmal verkauft hat, kann sie im selben Jahr nicht noch einmal bei einem anderen Anbieter zu besseren Konditionen verkaufen. Tesla selbst legt in seinen „CO2-Transfer-Bedingungen“ derweil fest, dass Kunden sich mit dem Verkauf ihrer CO2-Gutschriften gleich für zwei Jahre an Tesla binden.

Ob es im nächsten Jahr wieder Kilometer gibt, mehr oder weniger, oder Geld? Das ist dabei nicht klar. In seinen Bedingungen verweist Tesla darauf, dass sich der Bonus von Jahr zu Jahr ändern kann – in einem Jahr könne er hoch und im Folgejahr deutlich niedriger sein. Und: „Sie sind sich bewusst, dass der Wert des Bonus sehr gering, gegen null, sein kann.“ Mit viel Pech gibt’s im nächsten Jahr statt ein paar Hundert Euro also: nichts.

Lesen Sie auch: Seit Jahresbeginn können Besitzer eines Elektroautos am CO2-Zertifikatehandel teilnehmen. Ein paar hundert Euro pro Jahr sind durchaus drin. So kommen Sie an das Geld.

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