Mobilität Fliegen ist viel einfacher

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"Das fliegende Elektroauto als Massenverkehrsmittel wird es nicht geben"

Gerade in der Autobranche blicken deshalb noch besonders viele skeptisch auf den Enthusiasmus: „Das fliegende Elektroauto als Massenverkehrsmittel wird es nicht geben“, sagt etwa ein Forscher bei einem der führenden deutschen Autokonzerne. „Der Energieverbrauch der Passagierdrohnen wäre viel zu hoch, um damit größere Strecken zurückzulegen.“ Auch der starke Wind, verursacht durch die Propeller, spreche dagegen, dass Flugautos bald in jedem Vorgarten landen.

Victor de la Vela, Strategiechef von Airbus, lässt sich von Skepsis nicht aufhalten. Er lässt ganze Teams an mehreren Konzepten für Flugtaxis arbeiten. Eine besonders futuristische Version namens Pop.Up sieht wie ein Kleinwagen aus – so lange, bis ein Element aus acht fliegenden Propellern auf ihm landet, andockt und den Wagen in die Luft hebt wie ein Greifvogel ein Kaninchen. In zwei Jahren soll es einen Prototyp geben. „Fliegende Taxis werden bald über den Städten schwärmen wie Schneeflocken durch eine Schneekugel“, sagt de la Vela.

Stadtbewohnern dürfte es schon grauen vor Schwärmen am Himmel, die ihnen dröhnend den Schlaf rauben und ihnen auf den Kopf zu fallen drohen. Die Gründer und Ingenieure aus Europa versuchen deswegen mit vielen Mitteln dagegen zu kämpfen, dass niemand ihnen vorwerfen kann, Spielzeuge für Reiche, die auf Kosten der Restbevölkerung ihre Freiheit ausleben, zu bauen. Ihre Devise: Alles wird in Zukunft technisch beherrschbar sein.

Das wichtigste Argument ist der Elektroantrieb. Und das Unternehmen, das am meisten Erfahrung gesammelt hat, sitzt in Slowenien. Dort fertigt der Luftfahrtspezialist Pipistrel Elektroflugzeuge in Serie. Ende April sind die Slowenen eine Partnerschaft mit Uber eingegangen, um die Technik in einen Senkrechtstarter für die Stadt einzubringen.

„Der Elektroantrieb verursacht keine Emissionen“, sagt Ivo Boscarol, Chef von Pipistrel. Die Ingenieure arbeiteten zudem an neuen Propellern, die leiser seien als ein Helikopter: „Wenn so ein Lufttaxi 300 Meter hoch fliegt, wird es vom Boden aus unmöglich zu hören sein.“ Für Start und Landung müssen sich die Planer dennoch Orte aussuchen, an denen mehr Lärm akzeptabel ist.

Schon heute, sagt Boscarol, könnten Elektroflieger 100 Kilometer weit kommen – per Tempo 300 und mit vier Personen an Bord. Fortschritte in der Akkutechnik könnten die Leistung der Flieger noch verbessern.

Böse Buben in den Behörden

Und die Sicherheit? Ein paar Propeller könnten problemlos ausfallen, heißt es bei Lilium, der Jet habe viele Systeme mehrfach integriert und sei besonders ausfallsicher. Notfalls gleite er am Fallschirm sanft zu Boden. Airbus-Stratege de la Vela setzt auf Big Data: „Mit Software und Sensoren erkennen wir künftig Fehler, bevor sie auftauchen.“

Die größte Hürde liegt für den Airbus-Manager in der Organisation des Luftraums. Dafür seien die schnellen Mobilfunknetze der nächsten Generation enorm wichtig. Denn via 5G könnten die Flieger nicht nur mit einer Verkehrszentrale ihre Routen abstimmen – sondern sich auch zentimetergenau orten, viel präziser als per GPS.

Bessere Batterien, urbane Landestationen, schnelle Mobilfunknetze: Es ist ein ganzer Mix an neuen Technologien, der bereitstehen muss, um den Traum vom Lufttaxi wahr werden zu lassen.

Und am Ende müssen die Aufsichtsbehörden grünes Licht geben – für Airbus-Mann de la Vela die größte Hürde. Dabei äußerte sich die US-Flugaufsichtsbehörde FAA erst kürzlich gegenüber der Zeitung „USA Today“ kritisch, die Technologie stecke noch im Entwicklungsstadium. Und in Deutschland kämpft Uber bis heute dafür, dass Privatpersonen einfach nur einander durch die Stadt kutschieren dürfen.

Dass die Behörden ausgerechnet mit Tamtam à la Silicon Valley zu überzeugen sind, glaubt niemand in der Branche. Die Europäer wollen lieber ihren eigenen Weg gehen. Zumindest Brin scheint aus Fehlern gelernt zu haben. Neulich sickerte durch, dass er an einem neuartigen Fluggefährt arbeitet, das einem Zeppelin ähneln soll und in einem Hangar nahe der Google-Zentrale parkt.

Auf die Frage, ob dies ein Hobby oder ein neues Geschäftsmodell sei, ließ Brin ausrichten, er habe derzeit zu dem Thema nichts zu sagen.

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