49-Euro-Ticket: Wo die Bahn beim Deutschlandticket zweimal abkassiert

Die Bahn hat sich entschieden, das Deutschlandticket nicht ins Buchungssystem für Fernverbindungen einzubinden. Das trifft vor allem Menschen, die in der Provinz wohnen oder dort hin reisen müssen.
Seit dem 1. Mai ist das Deutschlandticket da. Wer nun glaubt, dass dadurch Zugfahren einfacher wird, der irrt. Denn die Deutsche Bahn hat sich entschieden, die neue Fahrkarte nicht in ihr Buchungssystem für Fernverbindungen einzubauen. Das trifft vor allem Menschen, die in der Provinz wohnen oder dort hin reisen müssen.
Wer etwa von einem kleineren Bahnhof, der nicht direkt ans ICE-Netz angebunden ist, nach Berlin oder München will, hat nun zwei Möglichkeiten. Und keine ist gut: In der App und auf der Website der Bahn kann der Fahrgast den einfachen Weg wählen, vom kleinen Provinzbahnhof eine Fahrt zum Ziel zu buchen. Dann aber zahlt er trotz Deutschlandticket den Regionalexpress oder die S-Bahn noch einmal. Oder er bucht nur die Fernverbindung von dem Bahnhof aus, an dem er in den ICE umsteigt. Die Anreise per Deutschlandticket muss er dann aber selbst organisieren.
Das mag zwar nicht kundenfreundlich sein, aber wohl noch zumutbar – wenn die Bahn nicht gleichzeitig die Fahrgastrechte des Passagiers streichen würde. Denn wer per Deutschlandticket zu seinem ICE mit Zugbindung anreist, hat ein Problem, wenn der Regionalexpress oder die S-Bahn sich verspäten. Das gilt sogar, wenn der Fahrgast das Deutschlandticket in der Bahn-App oder auf der Bahn-Website erworben hat.
Die Bahn rechtfertigt das damit, dass der Passagier „zwei Beförderungsverträge abgeschlossen“ habe, die „auch fahrgastrechtlich separat betrachtet werden“. Das sei auch heute schon so, wenn man beispielsweise ein Verbund-Ticket wie in Berlin die VBB Umweltkarte oder in Düsseldorf das Ticket2000 des VRR zur Anreise zum Fernverkehrsbahnhof nutzt, erklärt ein Sprecher.
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Deutschlandticket und die Deutsche Bahn: Kritik von Verbraucherzentrale
Kritik gibt es dafür vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Wir haben von Anfang an gefordert, dass die Bahn das Deutschlandticket in ihr System integriert, Kunden also einfach einen Haken in der App setzen müssen“, erläutert Marion Jungbluth, Teamleiterin Mobilität und Reisen beim Verband. „Doch die Bahn wollte auf die zusätzlichen Einnahmen offenbar nicht verzichten, jeden Euro mitnehmen.“
Beatrix Kaschel von der Schlichtungsstelle Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen erwartet, „dass da in Zukunft vermehrt Menschen Probleme bekommen“. Viele würden das nicht erkennen, bis es zu spät sei und dann keinen Euro erstattet bekommen. Ihr Tipp: Das Risiko abwägen.
Für die Bahn dürfte es in vielen Fällen dazu führen, dass die Fahrgäste auf Nummer Sicher gehen und zweimal zahlen. Auf die Frage, ob die Bahn hier in absehbarer Zukunft eine technische und juristische Lösung anbieten will, äußerte sich der Sprecher der Deutschen Bahn nicht.
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