Tracking der Energiewende #29 Hektarweise Energie: Hier sollen große Solarparks entstehen

Quelle: imago images

Solardächer gibt es längst in jedem Dorf. Für eine zuverlässige grüne Energieversorgung aber braucht es große Solarparks. Die finden sich bislang vor allem in zwei Bundesländern. Eine exklusive Karte zeigt, wo in den nächsten Monaten neue dazukommen.

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Vor lauter Beschwerden über das mangelnde Tempo der deutschen Energiewende geht leicht unter, wie sehr sich das Land in den vergangenen Jahren bereits geändert hat. Wer sich vor einem Jahrzehnt eine Solaranlage aufs Dach montieren ließ, der hatte die Aufmerksamkeit der Nachbarschaft sicher. Heute gehören die Monteure der spiegelnden Platten so selbstverständlich zu jeder Baustelle wie Elektriker und Fensterbauer. Statistisch zeigt sich dieser Wandel in einer stetig wachsenden Zahl installierter Anlagen.

Doch mit deren Zahl wächst auch eine Illusion: Die nämlich, dass sich allein mit den Dachanlagen die Energieversorgung von morgen sicherstellen ließe. Natürlich trägt jede Kilowattstunde grün erzeugte Energie dazu bei, dass weniger fossiler Brennstoff verwendet werden muss. Jedes Haus mit Solardach senkt den Gas- und Kohlebedarf des Landes ein kleines bisschen. 

Kaum Nutzen für die Energieversorgung des Landes

Doch davon profitiert vor allem derjenige, auf dessen Dach die Anlagen stehen. Die nämlich speisen ihren Strom nur dann ins Netz ein, wenn der Bedarf im Haus selbst gedeckt ist. An sehr warmen und sonnigen Tagen also, an denen die Module viel Energie erzeugen und der Strombedarf gering ist. Mit anderen Worten: wenn auch sonst kaum einer den Strom braucht.

795 neue Windräder wurden seit Jahresbeginn geplant. Auf unserer interaktiven Karte können Sie nachschauen, ob es auch vor ihrer Haustür bald blinkt und rauscht.
von Konrad Fischer

So schön die Ausbaurekorde bei Dachanlagen deshalb auch sein mögen, für den Beitrag der Solarkraft zum Gelingen der Energiewende sind sie nur von untergeordneter Bedeutung. Entscheidend sind hier echte Solarparks, die mehrere Hektar Land bedecken können und anders als die Privatnutzer ihren Strom voll einspeisen, egal wie das Wetter ist oder ob gerade eine Waschmaschine durchläuft. Zudem liefern sie mehr Ertrag pro Modul, da die Solarflächen hier unabhängig von der Ausrichtung eines Hausdachs oder der Bebauung in der Nachbarschaft im optimalen Winkel, Abstand zueinander und zum Boden montiert werden können.

Echte Solarkraft aus Bayern und Brandenburg

Von den gut 58.000 Megawatt Solarkraft, die derzeit in Deutschland installiert sind, stammt gut ein Viertel aus Anlagen mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt. Das können sehr große Hallendächer sein, die mit Solarpaneelen gepflastert sind, vor allem aber sind es echte Freiflächenanlagen, die etwa ehemals landwirtschaftlich genutzte Felder oder Brachland bedecken.

Schaut man sich nun genauer an, wo in Deutschland diese Anlagen stehen, so fällt auf, dass vor allem zwei Bundesländer für die industrielle Solarstromerzeugung im Land sorgen. Knapp die Hälfte der insgesamt 16.500 Megawatt Leistung aus Großanlagen steht in Bayern (4660 Megawatt) und Brandenburg (3300 Megawatt). Nur ansatzweise in ähnlichen Dimensionen operieren Mecklenburg-Vorpommern (1800 Megawatt) und Sachsen-Anhalt (1700 Megawatt), während die Flächenländer Niedersachsen (610 Megawatt) und Nordrhein-Westfalen (360 Megawatt) gemeinsam weniger als ein Viertel der industriellen Solarstrommenge Bayerns erzeugen.

175 neue Parks geplant 

In den nächsten Jahren jedoch könnte sich das zumindest ein bisschen ändern, wie ein Blick auf die bei der Bundesnetzagentur registrierten Planungen zeigt. Insgesamt sind bei der Bundesbehörde 175 Solarparks registriert, von denen rund 50 noch in diesem Jahr ans Netz gehen sollen, weitere knapp 90 im kommenden Jahr. Auf der interaktiven Karte lässt sich bis auf wenige Meter exakt erkennen, wo genau diese Solarparks geplant sind.



Die größte Leistung werden dabei auch in den kommenden Jahren Anlagen in Bayern erbringen, insgesamt sind hier zusätzliche Kapazitäten von knapp 550 Megawatt in Planung. Dahinter aber scheint sich die Leistung in Zukunft auf mehr Schultern zu verteilen. In Brandenburg sind nur noch knapp 95 Megawatt Zubau geplant, deutlich weniger als in Niedersachsen (109 Megawatt) und in Rheinland-Pfalz (103).

Auffällig ist zudem, dass in den sonnenreichen Bundesländern Baden-Württemberg (40 Megawatt) und Sachsen (45 Megawatt) kaum neue Solarparks entstehen, im viertgrößten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind gar nur 15 Megawatt zusätzlicher industrieller Solarerzeugung vorgesehen.

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Bleibt es bei den derzeitigen Planungen, würde sich die industrielle Solarstromerzeugung in den kommenden 13 Monaten um rund 1200 Megawatt, rund sieben Prozent der bereits installierten Leistung, erhöhen.

Lesen Sie auch: Das Tracking der Energiewende zeigt Deutschlands große Aufholjagd beim Ausbau der erneuerbaren Energien – aktueller Stand, Probleme und Ziele auf einen Blick.

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