Die Verbesserungen beginnen bei vermeintlich simplen Aufgaben wie etwa dem Anlegen eines Anrufformulars. Die Nummer des Kunden ist im Rechner hinterlegt, die Bürokraft bekommt, sobald sie den Hörer abnimmt, die Kundendatei auf den Bildschirm. Soll zum Beispiel der Meister dringend zurückrufen, erhält dieser über die IT-Anlage eine Push-Nachricht mit den Daten des Kunden aufs Handy.
Oder: Bauleiter fahren mit der digitalen Akte auf dem Tablet-PC zur Baustelle, erfassen vor Ort Sprach- und Bildnotizen über den Stand der Arbeiten und haken digitale Checklisten ab. Zeitpläne sind im Internet hinterlegt, der Bauleiter vergleicht Soll- und Ist-Zustand. Heil sieht noch riesiges Potenzial in der Digitalisierung. „Wer nicht mitmacht, hat das Nachsehen oder ist irgendwann weg“, sagt er.
Wer dagegen mit der richtigen Idee aufwartet, kann sein lokales Geschäft globalisieren. Orthopädie-Schuhmachermeister Markus Schott im nordhessischen Homberg zeigt, wie das geht. Er fertigt Zehensandalen nach Maß. Nach Vorgabe des persönlichen Fußabdrucks wird das Fußbett gescannt und am PC modelliert. Der Rest bleibt Handarbeit. Jede Sandale ist ein Unikat, bestellt via Online-Shop.
Die Idee kam Schott am Strand von Sydney, wo lässige Sandalen zur Grundausstattung gehören. Dank Internet hat seine Marke MyVale Fans rund um den Globus gefunden. Sogar Hollywood-Star Russell Crowe zählt zu den Kunden.
Das Gros der deutschen Handwerker tut sich mit der Vermarktung eigener Produkte und Dienstleistungen im Netz ungleich schwerer. Selbst bei zentralen Themen wie der Online- und Suchmaschinenoptimierung attestieren sich die Betriebe laut ServiceBarometer-Studie nur schwache Fähigkeiten.
Dabei „kann auf Dauer nicht überleben, wer im Internet nicht sichtbar ist“, sagt Matthias Schultze, Leiter des Betriebs Maler Heyse in Hannover. Er setzt alles dran, damit er bei der Google-Suche nach „Maler Hannover“ auf einem der ersten Plätze auftaucht. Drei bis vier Stunden am Tag füttert der 41-Jährige dafür die Homepage, den Blog und soziale Medien von Facebook über Twitter bis Pinterest mit kleinen Geschichten. Während Schultze tippt oder Fotos hochlädt, rattern die Algorithmen der Suchmaschinen, die neue Inhalte und rege Aktivität in sozialen Medien bewerten – die Basis für einen Spitzenplatz im Google-Ranking.
Mal verrät er Tricks fürs Treppenhausstreichen, mal können Follower über den Farbton für eine Fassade abstimmen. Kunden bittet Schultze gezielt, den Betrieb auf dem Portal „KennstDuEinen“ zu bewerten.
Durch Storytelling auf vielen Kanälen will der Malermeister wirklich jeden Interessenten im Internet erwischen. Schon heute finden neun von zehn Neukunden ihren Handwerker über das Netz.
Schultze weiß, dass viele Kollegen das Internet oder gar soziale Medien immer noch als Spielerei abtun. Ein Fehler, sagt er: „Die heute 20-Jährigen sind die Entscheider von morgen. Die schauen nicht in die Gelben Seiten, wenn sie einen Malermeister brauchen. Die fragen ihr Smartphone.“