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Flughafen von Pjöngjang.

Foto: WirtschaftsWoche

Wirtschaft von oben #305 – Air KoryoHier wartet Nordkoreas einzige Airline auf den Touristenboom

Erst wollte der Diktator internationale Gäste mit schicken Strandresorts anlocken, jetzt lässt er die Grenzen dicht. Satellitenbilder zeigen, wie Air Koryo unter dieser Politik leidet. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.Thomas Stölzel 17.01.2025 - 14:16 Uhr

Nordkoreas staatliche Fluglinie Air Koryo ist ein Phänomen. Von den Vereinten Nationen sanktioniert kann sie eigentlich nur zwei Länder auf der Welt anfliegen – China und Russland. Regelmäßig im Einsatz hat sie fünf Flugzeuge. Und ohne jene drei Strecken, die sie damit fliegt, wäre der Hauptstadtflughafen von Pjöngjang vollends verwaist.

Das liegt auch an der rigiden Tourismuspolitik des Regimes um Diktator Kim Jong-un. Während im Rest der Welt die Beschränkungen der Corona-Pandemie seit Jahren aufgehoben sind, lässt der Machthaber sie für internationale Touristen in Nordkorea weitgehend in Kraft – auch wenn im Wintersportort Samjiyŏn und in der an Russland grenzenden Sonderwirtschaftszone Rason die Reiseregeln zuletzt etwas gelockert wurden.

War einst geplant, dass internationale Touristen dem Land jede Menge Devisen einbringen, sind die lahmende Fluglinie und leerstehende nagelneue Tourismusresorts ein Signal dafür, dass dies auf Kims Agenda nicht mehr ganz oben steht. Dies könnte auch daran liegen, dass das Regime inzwischen genug harte Währung über den Verkauf von Waffen und Soldaten an Russland einnimmt. Die Tourismuseinnahmen werden derzeit nicht mehr so dringend benötigt, um etwa Ölprodukte und anderes zu kaufen.

Beziehungen, ohne die Nordkorea nicht überlebensfähig wäre

Aktuelle Satellitenbilder von LiveEO und Flugdaten von Flightradar24 geben Einblick in die wohl isolierteste Fluglinie der Welt. Und sie geben Aufschluss über jene internationalen Beziehungen, ohne die Nordkorea nicht überlebensfähig wäre.

So besteht die Flotte von Air Koryo noch heute ausschließlich aus Maschinen sowjetischer und russischer Produktion – anders als bei Linien in ebenfalls vom Westen isolierten Staaten wie dem Iran und Russland. Air Koryo fliegt nach wie vor eine Tupolev 154, die mehr als 40 Jahre alt ist. Das Staatsunternehmen ist damit die weltweit letzte Fluglinie, die diesen wegen vieler Unfälle berüchtigten Typ im Einsatz hat.

Die Maschine mit der Kennung P-561 pendelt regelmäßig zwischen Pjöngjang und der 700 Kilometer nordöstlich gelegenen russischen Stadt Wladiwostok. Ein Satellitenbild vom vergangenen Juni zeigt sie auf dem Vorfeld des ostrussischen Flughafens. An seiner Beschriftung ist der Flieger eindeutig zu erkennen.

Flughafen Wladiwostok, Region Primorje, Russland 28.06.2024: Die einzige Tupolev 154 weltweit, die sich noch im Liniendienst befindet. Der Air-Koryo-Flieger steht hier in Wladiwostok und ist gut an seiner Beschriftung erkennbar. Bild: LiveEO/Google Earth/Airbus Foto: WirtschaftsWoche

Inwieweit die Flüge der Maschine auch zum Transport von Militär nach Russland genutzt werden, ist unklar. Nordkorea hat Tausende Soldaten entsendet, um an der Seite von Wladimir Putins Reich gegen die Ukraine zu kämpfen. Viele der Nordkoreaner haben das laut Medienberichten schon mit dem Leben bezahlt.

Andere Flugzeuge in der Air-Koryo-Flotte sind vergleichsweise jung. Zwei Antonov 148 etwa, die gerade mal neun und elf Jahre alt sind. Auch diese einst in einem ukrainisch-russischen Joint Venture gebauten Flieger sind auf der Strecke nach Wladiwostok unterwegs. Aber auch hin und wieder auf Strecken im Inland, bei denen die Transponder nur teilweise eingeschaltet sind.

Womöglich wurden die Flieger dabei gar von Nordkoreas Diktator Kim selbst gesteuert. Wenige Jahre alte Fernsehaufnahmen zeigen ihn bei Start und Landung persönlich am Steuer eines solchen Antonov-148-Jets. So könnte Kim eines seiner Ferienhäuser oder eine seiner Yachten im Osten des Landes besucht haben.

Bilder: LiveEO/Up42/Airbus, LiveEO/Google Earth/Maxar, LiveEO/Google Earth/Airbus

Fest steht, dass auf dem Flughafen Pjöngjang sichtlich weniger los ist als vor der Pandemie. Die Parkplätze sind fast komplett leer, anders als vor 2020, wo wenigstens einige Autos darauf standen. Warteten damals immer wieder Flugzeuge direkt an den Fluggastbrücken des Passagierterminals, ist das heute auf aktuellen Satellitenbildern kaum noch zu beobachten. Stattdessen sind sie nebenan geparkt. Einst gab es hier auch Flüge in die chinesische Glücksspielmetropole Macau. Solche Ziele sind nun vom Flugplan verschwunden.

Zwei Tupolev 204, die am ehesten an moderne westliche Mittelstreckenjets von Boeing und Airbus erinnern, sind fast ausschließlich auf zwei Strecken nach China unterwegs – in die Hauptstadt Peking und nach Shenyang, das als Hochburg nordkoreanischer Gastarbeiter in China gilt. So betreibt Nordkoreas Regierung in der Stadt beispielsweise mit dem Chilbosan Hotel eine eigene Unterkunft, in der vor allem Nordkoreaner arbeiten. Im Stadtteil Xita gibt es nordkoreanische Restaurants, Geschäfte und Galerien.

Kürzlich startete eine der zwei Tupolev 204 erstmals seit Ausbruch der Pandemie zu einem Flug nach Shanghai. Eine regelmäßige Verbindung existiert aber noch nicht.

INTERNATIONALER FLUGHAFEN PJÖNGJANG SUNAN, PJÖNGJANG, NORDKOREA 07.01.2025: Nichts los am Hauptstadtflughafen. Die aktiven Maschinen stehen alle auf dem Vorfeld, das Terminal wirkt verlassen, die Parkplätze davor sind nahezu leer. Bild: LiveEO/Up42/Airbus Foto: WirtschaftsWoche

Eine lyushin IL-62, die nicht im Liniendienst eingesetzt wird, reiste zudem vergangenes Jahr zweimal nach Moskau, vermutlich um Diplomaten in die Hauptstadt des heute engsten Verbündeten zu schicken.

Russische Werbung für leeres Strandresort

Die extrem restriktive Tourismuspolitik Kims zeigt sich auch noch an anderer Stelle im Land: im Strandresort Wonsan-Kalma, das aus Dutzenden Hotels und Apartmentblöcken besteht. Das hatte der Diktator kurz vor der Pandemie eilig hochziehen lassen, um auch ausländische Touristen ins Land zu holen und so Devisen zu generieren.

Doch auf Aufnahmen vom vergangenen Sommer und vom Januar ist praktisch keine Menschenseele zu erkennen, höchstens mal ein vereinzeltes Auto. Auch auf dem angeschlossenen Flughafen herrscht gähnende Leere.

Bilder: LiveEO/Up42/Airbus, LiveEO/Google Earth/Maxar

Staatsmedien zufolge wurde die Eröffnung des Resorts nahe der Stadt Wonsan zum wiederholten Male verschoben – jetzt auf Juni 2025. Ein bereits bestehendes Flugfeld wurde hier im Rahmen des Baus eigens erweitert. Ein russisches Reisebüro aus Wladiwostok hat dem Korea Herald zufolge vor einigen Tagen damit begonnen, für Urlaube in Kalma zu werben. Russen könnten also die ersten internationalen Gäste hier werden.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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