Gegen die Investitionen sperren können sich die Händler nicht. Im Gegensatz zu BMW, das bei der Markteinführung seiner Elektromodelle auf spezielle BMW-i-Agents als Verkäufer gesetzt hat, sollen laut Sander alle Audi-Händler künftig Elektroautos verkaufen. „Die Elektromobilität bleibt keine Nische“, so der Deutschland-Vertriebschef. „Wenn wir im Jahr 2025 25 bis 30 Prozent Elektroautos verkaufen, ist es für einen Kunden nicht nachvollziehbar, wenn er nicht zu jedem Audi-Betrieb gehen kann.“
Laut den Prognosen des Analysehauses IHS Markit Automotive werden es die Elektroautos der deutschen Premium-Marken tatsächlich aus der Nische schaffen – mit sechsstelligen Stückzahlen. Derzeit liegt BMW mit dem i3 vorne, die elektrische B-Klasse von Mercedes spielt kaum eine Rolle. Doch den Elektro-Spitzenplatz werden die Münchner bald verlieren. Denn die IHS-Zahlen zeigen auch eines: Den Kunden ist die Reichweite der Autos extrem wichtig.
Der verbesserte i3 steht zwar inzwischen mit einer Norm-Reichweite von 300 Kilometern im Prospekt, wirklich auf die Sprünge hilft das dem BMW-Elektro-Absatz jedoch nicht. Kommen aber der für 2018 angekündigte Audi etron quattro und der Mercedes-Benz EQ (2019) mit jeweils über 500 Kilometern Reichweite, hat dem BMW nichts entgegenzusetzen – der „iNext“ als nächste Elektroauto-Generation ist erst für 2021 geplant. Bis dahin ist die Konkurrenz aus Ingolstadt und Stuttgart längst an München vorbeigezogen, wie die Grafik zeigt.
„Ein Elektroauto darf kein Verzicht-Mobil sein“
Selbst Porsche wird mit seinem 600-PS-Elektroauto (ebenfalls 500 Kilometer Reichweite im Normtest) im ersten vollen Verkaufsjahr 2020 auf deutlich über 20.000 produzierte Exemplare kommen. Nach heutigem Stand wäre damit rund jeder zehnte Porsche ein Elektroauto – Plug-in-Hybride nicht mit eingerechnet.
Ein Kernsatz für Porsche-Vorstand von Platen: „Ein Elektroauto darf kein Verzicht-Mobil sein.“ Was auf die Zuffenhausener bezogen heißt: „Ein Porsche-Elektro-Kunde will auch Spaß haben, und das nicht nur einmal mit einer tollen Beschleunigung. Er muss auch auf die Rennstrecke können, aber auch das Erlebnis auf der Landstraße und im Alltag muss stimmen.“
Die wichtigsten Automessen der Welt
Dies ist die Leitmesse für Nordamerika. Vor allem für Pick-ups und SUV-Geländewagen können sich die Besucher hier begeistern. Bei der North American International Auto Show (NAIAS) stehen die schweren Karossen an nahezu jedem Messestand. Detroit eröffnet traditionell das Autojahr. 2017 ist die Messe bereits vorbei, für 2018 ist inklusive Presse- und Fachbesuchertagen der 14. bis 28. Januar als Termin angepeilt.
Hier zeigt vor allem die europäische Autoindustrie neue Modelle. In diesem Jahr werden am Genfer See vom 7. bis zum 19. März knapp 150 Welt- und Europapremieren vorgestellt – mehr als im vergangenen Jahr.
China ist der größte Automarkt der Welt und speziell für deutsche Hersteller von Bedeutung. Die größte Automesse Asiens findet in diesem Jahr vom 19. bis 28. April in Shanghai statt. Von Jahr zu Jahr wechselt die Messe zwischen der chinesischen Hauptstadt und dem „Paris des Ostens“.
Die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt findet im Wechsel mit der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover alle zwei Jahre statt. Hier werden meist besonders viele neue Modelle vorgestellt. In diesem Jahr gibt es vom 12. bis zum 24. September wieder eine IAA in Frankfurt.
Die Schau „Mondial de l'Automobile“ in Paris findet alle zwei Jahre statt. 2018 feiert sie vom 2. bis zum 14. Oktober 120-jähriges Jubiläum. Die Franzosen werben mit dem weltweit größten Besucherandrang bei Automessen – vergangenes Jahr sorgten die Pariser Terroranschläge von November 2015 aber für deutlich weniger Gäste.
Sie ist alle zwei Jahre die große Bühne der japanischen Hersteller wie Toyota, Mitsubishi und Mazda. Die Messe findet im Herbst statt, dieses Jahr vom 25. Oktober bis 5. November.
Doch auch für den gesamten Markt steckt darin eine wichtige Beobachtung: Mit Autos wie dem futuristischen i3, dem man auf den ersten Blick seine Besonderheit ansieht, sind Elektroautos kaum massentauglich. Sind es schicke Premium-Autos, die gewohntes Design und gewohnte Qualität bieten, sind Kunden durchaus bereit, für ein Elektroauto viel Geld zu zahlen.