Car2Go und DriveNow Wie die Fusion den Carsharing-Markt bewegen würde

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Was bei Turo anders ist

Wie funktioniert das Konzept von Turo?

Das Konzept hinter Turo wird oft als „AirBnB für Autos“ bezeichnet. Privatleute können ihr eigenes Auto auf der Plattform anbieten. Werden sich Vermieter und Interessent einig, müssen sie sich zur Fahrzeugübergabe treffen – der Aufwand lohnt sich also nur für längere Fahrten, nicht für eine kurze Fahrt zum Bahnhof oder Einkaufen. Daher ist das Peer-to-Peer-Modell eher mit einer klassischen Autovermietung vergleichbar.

Für die Mieter sei das Konzept ungefähr 35 Prozent günstiger als bei Sixt, Europcar und Co, sagte Turo-Chef Andre Haddad gegenüber „Gründerszene“. Für die Vermieter habe das den Vorteil, dass sie mit ihrem Auto Geld verdienen können, während sie es nicht nutzen. Haddad gibt an, dass besonders Luxusautos häufig ver- und entliehen werden. Ein Tesla-Besitzer aus San Francisco habe während eines Jahres 40.000 US-Dollar mit seinem Model X verdient, führte er in dem Gespräch als Beispiel an.

Zudem wird das Risiko für den Vermieter minimiert: Während der über Turo vermittelten Miete sind die Autos nicht über die Kfz-Versicherung des Halters abgesichert, sondern eine spezielle Police – für den Start in Deutschland arbeitet Turo mit der Allianz zusammen.

Was soll bei Turo anders laufen als bisher bei privatem Carsharing?

Privates Peer-to-Peer-Carsharing ist nicht neu – in den vergangenen Jahren hat sich die Branche schon kräftig konsolidiert. Plattformen wie „Autonetzer“ und „Nachbarschaftsauto“ sind zuerst zusammengegangen, wurden dann von Drivy übernommen. Das ebenfalls bekannte Tamyca (Akronym für „Take my Car“) gehört inzwischen zu dem holländischen Start-up Snappcar. Und Opel, das 2015 sein herstellerübergreifendes Peer-to-Peer-Carsharing CarUnity gestartet hat – in Kooperation mit Tamyca –, hat den Dienst 2017 still und leise schon wieder eingestellt. Neben den verbliebenen Anbietern Snappcar und Drivy will sich auch das aus der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekannte Berliner Start-up Getaway im Markt etablieren.

Dennoch gibt sich Haddad optimistisch. „In Deutschland steckt das Peer-to-Peer-Carsharing noch in den Kinderschuhen“, sagte er „Gründerszene“. „Es gibt zwar bereits Wettbewerber, aber noch hat sich kein Unternehmen als Marktführer etabliert.“

Sein Vorteil gegenüber den kleinen Start-ups: Haddad hat genügend Geld in der Hinterhand, um den Markt auch wirklich zu erobern. 200 Millionen Euro Risikokapital hat er bereits eingesammelt. Darunter sind auch namhafte Investoren wie etwa Google Ventures – und Daimler.

Was macht Daimler bei Turo?

Ob das Argument mit dem besonders hohen Anteil an Luxusfahrzeugen Daimler überzeugt hat – nach dem Motto: Wenn unsere Kunden mit ihren Autos noch Geld verdienen, können Sie sich schneller ein neues Auto von uns kaufen –, ist nicht bekannt. Das Investment fügt sich aber in die bereits länger betriebene Strategie ein, nicht nur auf einen Mobilitätsdienst zu setzen – wie sie es mit Car2Go, myTaxi, flinc und neuerdings auch dem französischen Dienst Chauffeur privée bereits machen.

„Menschen wünschen sich den Zugang zu Mobilität über das eigene Fahrzeug hinaus – jederzeit und überall“, sagte Jörg Lamparter, als Head of Mobility Services bei Daimler Financial Services für alle Mobilitätsdienste verantwortlich, bei der Investitionsrunde im vergangenen September. Der Peer-to-Peer-Dienst Croove, den Daimler als Pilotprojekt 2016 in Berlin und München gestartet hat, geht in Turo auf und bildet die Basis für den Deutschland-Start.

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