Oliver Blume wird VW-Chef Wie tickt der künftige VW-Vorstandschef?

Der Neue an der VW-Spitze: Porsche-Chef Oliver Blume. Quelle: AP

Mit Porsche-Chef Oliver Blume löst ein Teamplayer den Einzelkämpfer Herbert Diess an der VW-Spitze ab. Was von dem Neuen an der Spitze des Volkswagen-Konzerns zu erwarten ist.

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Einsam an der Spitze wäre nichts für Oliver Blume – denn Teamgeist betrachtet der Porsche-Chef als Rezept, um Krisen zu meistern und Erfolge zu feiern. Wie wichtig das Einbinden von Beschäftigten und die Zusammenarbeit von Managern untereinander ist, erwähnt Blume fast in jedem Interview. „Je besser das Team zusammenspielt, desto besser meistern wir gemeinsam diese Herausforderungen“, sagte er etwa einmal dem „Handelsblatt“. Und genau das ist es wohl, was er nun als Chef von Volkswagen anders machen soll als sein Vorgänger Herbert Diess, der oft einen Konfrontationskurs gegen die Gewerkschaften fuhr. Blume solle mit dem gesamten Vorstand die Transformation weiter vorantreiben, lautet der letzte Satz in der Mitteilung des Konzerns zu dem überraschenden Wechsel. „Mit einer Führungskultur, die den Teamgedanken in den Mittelpunkt stellt.“

Der hochgewachsene, jungenhaft wirkende 54-Jährige steht mit Porsche-Fahrzeugen für ein Luxusprodukt, tritt aber keineswegs elitär oder arrogant auf. „Oliver Blume ist ein Teamplayer, der sich nicht in den Vordergrund drängt“, sagen Personen aus seinem Umfeld. Komme es zu keinem Konsens, schrecke er aber nicht davor zurück, das letzte Wort zu sprechen.

Der Chef der Stuttgarter VW-Tochter Porsche galt schon länger als möglicher künftiger Konzernchef. Seit dem Einstieg bei Audi 1994 hat ihn seine Karriere zu verschiedenen Marken und in die Konzernzentrale geführt. Der studierte Maschinenbauer hat sich durch die Produktion bei Audi, Seat und der Kernmarke Volkswagen gearbeitet, ehe er 2015 Vorstandschef der Sportwagenschmiede wurde. Drei Jahre später rückte der Niedersachse in den Konzernvorstand auf, wo er die Verantwortung für die konzernweite Produktion und zeitweise für die Luxusmarken Bugatti und Bentley übernahm. Das „Konzernkind“ sei ein Manager, der nicht anecken wolle und sicher „kein Revolutionär, der das Ruder komplett herumreißen würde“, sagt einer der Insider. Das unterscheidet ihn von Diess, der dem Tanker VW einen radikalen Kurswechsel verpasste und dabei keinem Konflikt aus dem Weg ging.

Auf dem Boden bleiben

Die VW-Tochter Porsche ist mit einer Rendite von 16 Prozent nicht nur der profitabelste deutsche Autobauer und eine Cash-Cow für den Wolfsburger Konzern. Als Porsche-Chef hütet Blume das Kronjuwel, die Heimat der VW-Gründerfamilien Porsche und Piech. Die Familie habe deshalb Vertrauen zu ihm. Krach mit dem Betriebsrat gab es bei Porsche, wo die Zeichen seit etlichen Jahren auf Wachstum stehen, lange nicht. Es bleibt damit abzuwarten, wie Blume einen Konflikt mit dem selbstbewussten VW-Konzernbetriebsrat meistern wird.

Mit dem noch in diesem Jahr geplanten Börsengang von Porsche hat Blume ein großes Projekt vor sich, das er nun als VW- und Porsche-Chef quasi von zwei Seiten angehen kann. Beim Kapitalmarkttag Anfang der Woche hatte Blume noch mehr Eigenständigkeit für Porsche vom Eigentümer VW als Anreiz für einen Bösengang ins Feld geführt. „Das bringt uns mehr Tempo bei Entscheidungen.“ Nun ist er quasi sein eigener Chef.

Volkswagen verliert mit Herbert Diess einen großen Strategen und kraftvollen Transformator. Das ist schade, denn ein Mann hätte das verhindern können: Herbert Diess.
von Martin Seiwert

Die größte Baustelle des Porsche-Chefs in den vergangenen Jahren war, den Hersteller PS-starker Modelle mit röhrenden Motoren in das Zeitalter klimaschonender Elektroantriebe zu lenken. Als erster reiner E-Porsche legte der Taycan 2020 einen guten Start hin und verkauft sich genauso oft wie der 911er. Die Stil-Ikone der Schwaben soll trotz Klimaschutz einen Verbrennungsmotor behalten. Dafür wagte sich Blume an ein Projekt heran, das nicht nur ein Nischenprodukt im Elektro-Zeitalter retten soll. Zusammen mit Siemens Energy und dem italienischen Energieversorger Enel investiert Porsche in eine Anlage in Patagonien, die mit Windstrom emissionsfreien synthetischen Kraftstoff erzeugt. Um auf ein großes Produktionsvolumen zu kommen, will Blume Abnehmer aus der Luft- und Schifffahrt als Verbündete gewinnen. Mit dem Plan habe sich Blume gegen den voll auf Batterieelektrik setzenden Diess durchgesetzt, erklärt ein Beobachter. „Er hat da auch Rückgrat. Er macht nicht alles mit, was der Konzernvorstand möchte.“

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Blumes Klimaschutzversprechen stehen nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern schon mal in der eigenen Familie auf dem Prüfstand: Seine Frau und die beiden schon fast erwachsenen Töchter diskutierten mit ihm über den Dieselskandal, Nachhaltigkeit oder soziales Engagement von Porsche, wie Blume im WirtschaftsWoche-„Chefgespräch“-Podcast erzählte. Das zwinge ihn zum Nachdenken darüber, welche Existenzberechtigung ein Automobilhersteller heute hat und für welche Werte er stehen muss. Auf dem Boden zu bleiben, die Erdung zu behalten, dafür sorge seine Familie.

Hören Sie hier den „Chefgespräch“-Podcast mit Porsche-Chef Oliver Blume: „In der Familie habe ich nicht so viel zu sagen“

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