Opel-Marketingchefin Tina Müller „Langfristig 10 bis 20 Prozent des Umsatzes aus digitalen Dienstleistungen“

Die Opel-Marketingchefin Tina Müller war zu Gast im WiWo-Club. Vor rund 70 Lesern sprach sie über den Verkauf an PSA Peugeot Citroën, Elektroautos, Co2-Ziele und ein auf Eis gelegtes Carsharing-Projekt.

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Tina Müller ist Marketing-Chefin von Opel. Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Frau Müller, Opel soll nach Frankreich verkauft werden – was halten Sie davon?
Tina Müller: Wir haben unter dem Dach von PSA Peugeot Citroën eine große Chance als eigenständige Marke Opel – nicht als kleines französisches Anhängsel L‘Opelle. Mit einem europäischen Unternehmen können wir auf eine Art zusammenarbeiten, wie dies mit unserer global agierenden amerikanischen Mutter General Motors nicht bei allen Themen möglich ist – schon allein wegen der sehr spezifischen Situation auf dem europäischen Automobil-Markt. Schon heute arbeiten wir ja sehr konkret in Europa mit PSA zusammen, bei den SUVs Crossland X und Grandland X. Wir haben tolle Synergien erzielt, indem wir Teile zusammen eingekauft und Ingenieurkosten geteilt haben. Der Crossland X, der in unserem Werk in Zaragoza gebaut wird, kann eine gute Blaupause für künftige Projekte sein.

PSA-Chef Carlos Tavares hat betont, dass er allen Marken, Produktionsstandorten und dem Entwicklungszentrum von Opel in Europa eine langfristige Perspektive geben wolle. Glauben Sie ihm?
Ja. Wir haben uns mit ihm in Rüsselsheim ausgetauscht. Er hat die Eigenständigkeit der Marken Opel und Vauxhall betont. Er meint es sehr ernst.

In Frankreich hat er es auch ernst gemeint und Arbeitsplätze abgebaut. Opel schreibt Verluste. Tavares hat gesagt, dass Opel sich sanieren müsse. Wie kann das gelingen?
Er erwartet von uns, dass das Opel-Management einen Plan aufstellt, wie das in den nächsten Jahren gelingen soll. Das ist nur fair. Und er hat gesagt, dass uns PSA unterstützt und wir gemeinsam an den Themen arbeiten und wir Synergien heben.

Die Modellpaletten von PSA und Opel ähneln sich stark: Viele Kleinwagen, viele Autos für den Massemarkt. Da werden Stimmen laut, dass bei Opel Modelle wegfallen.
Das ist die falsche Denke. Eine wichtige Kennzahl ist die Käuferwanderung – wie viele Kunden fühlen sich von beiden Marken angesprochen und switchen hin und her? Die Käuferwanderung zwischen Peugeot, Citroën und Opel ist gering, liegt in Deutschland unter drei Prozent. Regional sind wir zudem sehr komplementär. In Deutschland und England sind Opel und Vauxhall stark und Peugeot und Citroën weniger groß. In Frankreich sind Peugeot und Citroën Nummer eins und Opel ist eher klein. Je weiter Sie in den Norden kommen, desto dominanter ist Opel, je weiter Sie in den Süden gehen, sind wir relativ Kopf an Kopf.

Das heißt übersetzt: Sie stellen keine Marketingkampagnen für Opel-Modelle ein?
Nein, wenn wir so wenig Käuferwanderung haben, macht es nichts, wenn wir in einem Segment drei Autos haben: Einen Peugeot, einen Citroën, einen Opel. Zudem ist die Positionierung von Fahrzeugen in den gleichen Segmenten ja auch die Voraussetzung, um Synergien bei der Entwicklung und Produktion zu heben.

Zwischen welchen Marken gibt es eine starke Käuferwanderung?
Zum Beispiel zwischen Opel und VW.

Opels Produktionsstandorte in Europa

SUVs sind bei den Kunden sehr beliebt, aber Opel hat da relativ wenige.
Wir haben mit dem Mokka X die Nummer eins im SUV-Kompaktsegment in Deutschland. Im Sommer kommt der Crossland X und später der Grandland X. So holen wir unser Defizit bei der Anzahl der SUV-Modelle jetzt im Schnelltempo auf.

Der SUV-Trend bringt Opel in die Bredouille. Ab 2021 dürfen neue Autos im Schnitt nur noch 95 Gramm Co2 pro Kilometer ausstoßen. 2015 lag Opel bei 127 Gramm. Je mehr SUVs Sie verkaufen, desto schwerer wird es, das Ziel zu erreichen. Es drohen Milliardenstrafen. Wie kann Opel es schaffen?
Für die gesamte Autoindustrie ist das Erreichen dieser Ziele ein harter Job. Aber man darf auch die Kundenwünsche nicht ignorieren. Die Kunden lieben SUVs. Ihnen geht es darum, hoch zu sitzen, um das Gefühl von Übersicht, von Sicherheit, von Freiheit. Besonders Frauen lieben diese Autos, auch ich. Angefangen hat es mit den großen Geländewagen.

Den Vorstadtpanzern...
Mittlerweile geht der Trend eher zu kleineren, kompakten Stadt-SUVs, übrigens nur zu geringem Anteil mit Allradantrieb. Das kommt uns bezüglich CO2-Ausstoß entgegen, weil diese Motoren nicht so viel ausstoßen, wie große Fahrzeuge mit klassischen Allradmotoren.

Kann man nicht auch Elektro-SUVs bauen?
Ja natürlich, und das werden wir irgendwann sicher auch.

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