Die Premium-Konkurrenz aus Stuttgart hatte 2015 zum „Jahr der SUV“ ausgerufen und dieses auch als solches genutzt: Die Palette wurde überarbeitet oder mit komplett neuen Modellen bestückt: vom kleinen GLA über GLC und GLE bis hin zum großen GLS zeigt jetzt jeweils der dritte Buchstabe, zu welcher der bekannten Mercedes-Baureihen das SUV gehört. Im Stil des BMW X6 haben die Stuttgarter mit dem GLE Coupé bereits ein SUV-Coupé im Programm, ein weiteres auf Basis des GLC wird folgen.
Wie sich das Geschäft mit Premium-SUV lohnt, lässt sich auch bei Porsche beobachten. In seinem ersten vollen Verkaufsjahr ist der Macan (auf Basis des Audi Q5) mit über 80.000 verkauften Exemplaren auf Anhieb das gefragteste Porsche-Modell geworden. Mit 73.000 Fahrzeugen folgt auf Platz zwei der Cayenne. Damit sind über 153.000 der 225.000 verkauften Porsche keine Sport-, sondern Geländewagen.
Der Ölpreis stützt den SUV-Boom
Trotz der Gefahr, dass sich die eigenen Gelände-Modelle gegenseitig die Kunden wegnehmen und so auf die Margen drücken, halten es Experten für den richtigen Schritt, das SUV-Angebot weiter auszubauen.
„Momentan geht der Markt weltweit in Richtung SUV. Deshalb ist es nur logisch, in weitere Modelle dieses boomenden Segments zu investieren“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management. „Ein weiteres SUV, das sich weltweit gut verkaufen lässt, dürfte sich viel schneller rechnen als etwa eine neue Cabrio-Generation, wo der Markt stark rückläufig ist.“
Die beliebtesten Automarken der Deutschen
Marke: Seat
Absatz 2015: 94.673 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 1,7 Prozent
Quelle: Kraftfahrtbundesamt (KBA)
Marke: Hyundai
Absatz 2015: 108.434 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 8,6 Prozent
Marke: Renault
Absatz 2015: 110.039 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,5 Prozent
Marke: Skoda
Absatz 2015: 179.951 Fahrzeuge
Marktanteil: 5,6 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Ford
Absatz 2015: 224.579 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 7,4 Prozent
Marke: Opel
Absatz 2015: 229.352 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,2 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,7 Prozent
Marke: BMW
Absatz 2015: 248.565 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,8 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,3 Prozent
Marke: Audi
Absatz 2015: 269.047 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Mercedes
Absatz 2015: 286.883 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,9 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 5,3 Prozent
Marke: Volkswagen
Absatz 2015: 685.669 Fahrzeuge
Marktanteil: 21,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,4 Prozent
Auch Branchenanalyst Frank Schwope von der NordLB hält es für „plausibel und logisch“, SUV auch in höheren und niederen Segmenten anzubieten: „Solange der Ölpreis relativ niedrig ist, verkaufen sich SUV wie geschnitten Brot.“
Die Pseudo-Offroader sind für die Autobauer aber ein süßes Gift. Zwar streichen sie heute fette Gewinne ein, an einer anderen Stelle könnte ihnen der SUV-Erfolg aber auf die Füße fallen. Laut einer Auswertung des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen stößt ein solches Auto im Schnitt 148 Gramm CO2 pro Kilometer aus – 22 Gramm mehr als der Durchschnitts-Neuwagen. „Für die Autobauer ist das eine risikoreiche Entwicklung“, bilanziert CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer.
Zwar investieren vor allem die Premium-Autobauer in Forschung und Entwicklung, um Spritspar-Technologien, Plug-In-Hybride und Elektroautos voranzutreiben. Zumindest bei den großen SUV haben Audi, BMW, Mercedes und Porsche Plug-In-Hybride im Programm. Die Kunden halten sich aber zurück und greifen lieber zu Diesel oder Benziner. Die Herausforderung für die Hersteller, 2021 das Flottenziel zu erreichen, wird dadurch nicht geringer. Die Gewinne sind aber zu verlockend.