Deutsche-Bank-Großaktionär HNA-Chef Wang Jian tödlich verunglückt

Wang Jian, Chef des chinesischen HNA-Konzerns, ist überraschend verstorben. Quelle: REUTERS

Der chinesische Manager Wang Jian ist auf einer Geschäftsreise in Frankreich ums Leben gekommen. Der HNA-Chef war eine Schlüsselfigur der weltweiten Expansion des chinesischen Konglomerats, das gerade durch schwierige Fahrwasser steuert.

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Der Chef des chinesischen HNA-Konzerns, Wang Jian, ist in Südfrankreich tödlich verunglückt. Das Unternehmen teilte am Mittwoch mit, der 57-Jährige sei auf einer Geschäftsreise in der Provence gestürzt. Er habe bei dem Sturz schwere Verletzungen erlitten und sei am Dienstag „unglücklicherweise gestorben“. Wang habe sich im südfranzösischen Bonnieux auf eine Mauer gestellt, damit seine Familie ein Foto von ihm machen könne. Er sei dann 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Die Todesursache solle eine Autopsie klären.

Der überraschende Tod des HNA-Chefs platzt in eine Zeit der Ungewissheit für den Mischkonzern, der sich in den vergangenen drei Jahren mit milliardenschweren Zukäufen offenbar übernommen hatte. HNA gehört zu den 500 größten Unternehmen der Welt und ist unter anderem mit 7,8 Prozent Großaktionär der Deutschen Bank.

Die Chinesen hatten für schätzungsweise 30 Milliarden US-Dollar (aktuell 25,75 Milliarden Euro) weltweit Firmen und Immobilien zugekauft, dabei aber einen größeren Schuldenberg angehäuft. Der Konzern arbeitet nun daran, die Geldnöte über milliardenschwere Immobilien- und Anteilsverkäufe zu lindern.

Wang Jian war eine Schlüsselfigur der Expansion. Neben dem Gründer Chen Feng stand er an der Spitze des Konglomerats und war zuletzt Vorsitzender des Verwaltungsrats von HNA International. Die Eigentürmerstruktur des Firmenkonstrukts gilt als undurchsichtig, aber Mitbegründer Wang Jian sollen 15 Prozent gehört haben. Die Mehrheit an dem Konzern, der wegen seiner undurchsichtigen Eigentümerstruktur wiederholt für Kritik sorgte, besitzt mit 52 Prozent eine in New York ansässige Stiftung. Laut einem Dokument, das Reuters einsehen konnte, haben die Eigner versprochen, im Falle ihres Todes oder Ausscheidens aus dem Unternehmen, ihre HNA-Anteile an die Stiftung zu übertreten.

„Zusammen trauern wir über den Verlust eines außergewöhnlich begabten Führers und eines Vorbilds, dessen Vision und Wertvorstellungen weiter ein Leuchtturm für all jene bleibt, die das Glück hatten, ihn zu kennen“, teilte HNA in einer Stellungnahme mit.

Mitarbeiter und Öffentlichkeit rätseln nun, wie es bei HNA weitergeht. „Das ist eine schockierende Nachricht“, sagte ein Mitarbeiter in der Finanzabteilung von HNA. „Wir wissen nicht, welche Auswirkungen sein Tod auf den Kurs des Konzerns haben wird.“ Wang hielt ebenso wie Chen 15 Prozent an HNA.

Wang Jian kam aus der Luftfahrtbranche und gründete mit Chen Feng in den frühen 1990er Jahren Hainan Airlines, das Flaggschiff des Konzerns und heute die viertgrößte chinesische Fluggesellschaft. HNA kaufte im vergangenen Jahr auch Anteile von 82,5 Prozent des defizitären Lokalflughafens Frankfurt-Hahn für 15 Millionen Euro.

Dass HNA in eine brenzlige Lage geraten ist, hängt auch mit der neuen Politik Pekings zusammen. Jahrelang finanzierten Chinas Staatsbanken bereitwillig die Kauforgien chinesischer Konzerne im Ausland und pumpten immer neue Milliarden nach. Doch damit war plötzlich Schluss - auch aus Sorge vor Kapitalabflüssen.

Die Regierung will nun, dass sich die heimischen Firmen bei Übernahmen im Ausland auf Hochtechnologie konzentrieren, womit die industrielle Modernisierung des Landes vorangetrieben wird. Konzernen wie HNA, die sich in erster Linie für Immobilien und Finanzbeteiligungen interessieren, wird dagegen rigoros der Geldhahn abgedreht. Neben HNA sind so zuletzt auch der Immobiliengigant Wanda und der Versicherungskonzern Anbang in schwierige Fahrwasser geraten.

HNA hatte im April seinen Anteil an der Deutschen Bank von 9,9 auf 7,9 Prozent reduziert und angekündigt, seine 26-prozentige Beteiligung an der Hilton-Hotelkette in Höhe von mehr als sechs Milliarden US-Dollar ganz oder teilweise verkaufen zu wollen.

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