Cathay Pacific Wie die asiatische Nobel-Linie dem Wettbewerb trotzt

Cathay Pacific drängt wieder nach Europa. Dabei zeigt die Hongkonger Edel-Airline europäischen Linien, wie sie mit der Bedrohung durch die Linien vom persischen Golf leben können.

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John Slosar, Chef von Cathay Pacific, konnte die Airline aus Hongkong wieder ihren Vorbild-Charakter verleihen Quelle: REUTERS

Für den Chef einer weltweit bekannten Edel-Fluglinie wirkt John Slosar ungewöhnlich blass. Neben Kollegen wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr oder gar Ryanair-Boss Michael O’Leary geht der Verwaltungsratsvorsitzende der Hongkonger Fluglinie Cathay Pacific irgendwie unter. Die hellgrauen Haare und der etwas zu groß wirkende Anzug lassen ihn wie einen Beamten oder Geisteswissenschaftler wirken.

Trotzdem zählt der 59-Jährige zu den erfolgreichsten Managern der Flugbranche. Unter seiner Leitung hat sich die Tochter der Hongkonger Holding Swire Pacific Group nach mehreren Krisenjahren gefangen und gilt nun wieder als eine Art Vorbild wie sich traditionelle Fluglinien gegen die überlegene Macht der Golflinien zur Wehr setzen.

„Ich glaube wir machen ein paar Sachen richtig“, erklärte Slosar entspannt jedem, der ihn Ende voriger Woche bei den Feiern zur neuen Flugverbindung nach Düsseldorf angesichts des nachlassenden Wachstums in China besorgt nach dem Gang der Geschäfts fragte.

"Wichtiger als Druck ist Motivation"

Das sieht das Marktforschungsunternehmen CAPA aus dem australischen Sydney ähnlich. „Cathay hat zwar viele große Wetten auf die Zukunft laufen, doch das Unternehmen schlägt sich besser als der Markt“, urteilen die Branchenkenner. Nach vier schwachen Jahren dürfte die Nobellinie in diesem Jahr eine – gerade für die asiatische Flugbranche gute – Umsatzrendite von mehr als fünf Prozent schaffen.

Gleichzeitig baut die Linie aus der ehemaligen Kronkolonie Hongkong ihr Netz aus – und wird auch in Europa weiter wachsen: Nach Verbindungen aus Düsseldorf, Zürich und Manchester Richtung Asien, kündigte Cathay Pacific zuletzt Direktflüge zwischen Madrid und Hong Kong an. „Wir wollen noch mindestens zwei, drei neue Ziele im kommenden Jahr“, sagt Dane Cheng, Vorstand für Marketing und Verkauf, zudem. Dabei könnte auch ein eine weitere deutsche Stadt sein.

Das Erfolgsrezept der Asiaten klingt relativ einfach. „Wir setzen auf Innovation, konzentrieren uns auf unsere Stärken, suchen uns Partner und arbeiten an unseren Kosten“, gibt Slosar die Richtung vor.

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Dafür sorgt zum einen die besonders quirlige Firmenkultur. Dafür ist zum Teil das aus europäischer Sicht lockere Arbeitsrecht verantwortlich, das Pilotenstreiks und Proteste gegen Restrukturierungen fast unmöglich macht. „Wichtiger als Druck ist Motivation“, behauptet Cheng allerdings. „Wir fragen uns alle im Unternehmen vom Management bis zum einfachen Mitarbeiter ständig, was wir ändern können“, beschreibt der Cathay-Vorstand den Geist im Sinne eines Start-ups. „Und dank der Hongkonger Wir-schaffen-das-Einstellung finden wir immer einen Weg.“

Risiken für den Servicefokus

Dazu setzt Cathay stark auf neue Technologie. Die Linie war eine der ersten mit einem voll interaktiven Unterhaltungsprogramm auch in der Economy Class. Wie keine zweite versteht sie zudem das Geschäft, ihre Flieger zu möglichst hohen Preisen vollzupacken. Laut einer CAPA-Studie schafft die Linie aus Hongkong – nach den Billigfliegern Easyjet und Ryanair – die beste Auslastung der Flugbranche.

Dank cleverer Flottenplanung verbringen die teuren Cathay-Jets pro Tag weniger unnütze Zeit am Boden als bei fast allen anderen Airlines.

Gleichzeitig investiert das Unternehmen überdurchschnittlich viel Geld in den Service. Die Linie hat seit Jahren die Fünf-Sterne-Höchstwertung der führenden Branchenbewerter Skytrax und ringt mit dem Regionalrivalen Singapore Airlines um den Titel beste Airline der Welt. So verbessert die Linie ständig Kleinigkeiten in ihren Lounges und schult das Personal in Richtung Kundendienst.

Für den Servicefokus geht Cathay auch bewusste Risiken ein. So vermarktet die Linie ihre neuen Flüge nach Düsseldorf oder Madrid entgegen aller üblichen Branchenregeln ohne Gemeinschaftsflüge mit Partner in der Oneworld-Allianz, zu der neben Air Berlin auch British Airways oder American Airlines gehören.

Der Alleingang kostet zwar mehr Geld, gibt Cheng zu. „Doch es sorgt für besseren Kontakt gerade zu den Geschäftskunden und hilft den Markt besser zu verstehen.“ Darin sieht Cheng kein Zerwürfnis mit dem deutschen Partner. „Wir holen das zu einem späteren Zeitpunkt nach“, verspricht der Luftfahrt-Manager.

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