Christian Freese "Wir müssen einfach den besseren Service anbieten"

Als Uber-Deutschland-Chef musste Christian Freese klein beigeben, nun will den Fahrdienst in Indien voranbringen.

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Christian Freese, der Ex-Deutschland-Chef und General Manager von Uber in Bangalore, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Freese, als Chef von Uber Deutschland waren Sie mit der starren Bürokratie konfrontiert: Gerichte stoppten den Service mit Privatleuten, uberPOP, der Dienst mit professionellen Fahrern uberX, auf den Sie in Deutschland umgestellt haben, wächst nicht so, wie Uber es andernorts gewohnt ist. Nun sind Sie seit acht Monaten General Manager von Uber Indien in Bangalore. Sind Sie mit ihren Zielen in Indien auf einem besseren Weg?


Christian Freese: Wir sind in Deutschland in den Städten Berlin und München auf einem guten Weg. Aber ja, in Indien legen wir ein deutlich größeres Wachstum an den Tag. Dadurch, dass wir bei UberPOOL...

von Stefan Hajek, Matthias Hohensee

...Ihren Amateur-Mitfahrdienst, der in Deutschland verboten wurde.
Genau, dadurch, dass wir in Indien mehrere Fahrten in der Stadt in Echtzeit zusammenlegen können und sich die Menschen dort ein Auto und den Fahrpreis teilen, ist Uber für viele hunderttausende Menschen erstmals erschwinglich geworden. Das bedeutet also viele neue Nutzer für uns. Wir arbeiten weiter daran, das Konzept Autofahrt noch effizienter zu gestalten, damit künftig noch viel mehr Menschen Zugang zu einer sicheren und bezahlbaren Fahrt per Uber bekommen können.

Indien gilt nach den USA als der Markt mit dem zweitgrößten Potenzial für Uber, nachdem Sie China aufgegeben haben. Was haben Sie sich konkret vorgenommen?
Wir haben in China nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil. Wir halten auf dem größten Ridesharing-Markt der Welt 20 Prozent an einem Unternehmen, das wir gemeinsam mit unserem ehemals größten Konkurrenten gegründet haben. Viele andere Tech-Unternehmen würden sich solch einen Erfolg auf dem chinesischen Markt wünschen. Indien ist ein unglaublich dynamischer Markt. Zu sagen, Uber sei in Indien Teil des Alltags, wäre untertrieben. Ich erlebe hier aus erster Hand, welche Effekte unsere Technologie haben kann. Menschen werden durch Uber mobiler, können in anderen Stadtteilen zu Arbeit fahren oder einkaufen gehen. Die indische Gesellschaft wird dadurch durchlässiger. Ein anderer wichtiger Aspekt ist Sicherheit. Viele Menschen, die aus Angst niemals ein Taxi oder einen Bus betreten hätten, fassen durch Uber wieder Vertrauen und lassen sich fahren. Neben den Wachstumszielen sind auch diese Effekte wichtige Indikatoren für unseren Erfolg.

Das Wichtigste zu Uber

Mit Ola haben sie einen starken lokalen Wettbewerber, was unternehmen Sie konkret, um aufzuholen?
Wir müssen einfach den besseren Service anbieten. Für den Konsumenten sind die Wechselkosten zwischen zwei Apps unglaublich niedrig. Er schaut in die eine App, und wenn kein Fahrzeug in der Nähe sein sollte, schaut er in die andere. Deshalb ist es unser Ziel, dass unsere Nutzer bei Uber immer ein gutes Erlebnis haben.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem indischen und dem deutschen Markt?
Natürlich ist mir als erstes aufgefallen, wie weit entwickelt Uber bereits in Indien ist. Die Inder haben die Technologie nicht nur angenommen und vollkommen für sich ausgenutzt, sie haben mit Olà auch einen ernstzunehmenden Wettbewerber ins Rennen geschickt. Man kann sagen, dass Inder bei technologischen Innovationen lange nicht so zaghaft sind wie wir Deutschen.

Wie unterscheiden sich speziell die regulatorischen Umfelder zwischen Europa und Indien?
Vor allem kann man in Indien wesentlich schneller und einfacher Fahrer werden. In Deutschland müssen Sie, um in einer Stadt wie Berlin einen Personenbeförderungsschein zu erlangen, jede einzelne Straße auswendig kennen. Die angehenden Fahrer bereiten sich dafür drei Monate vor und fallen dann trotzdem zu zwei Dritteln trotzdem. Wenn Sie dann noch selbstständiger Fahrer mit einem eigenen Unternehmen werden wollen, müssen noch einmal drei Monate draufrechnen. Da werden dann Buchungssätze etc. abgefragt – ein halbes BWL-Studium. Die meisten Interessenten melden sich dann lieber arbeitslos, als durch sechs Monate Prüfungsstress zu gehen, um dann noch nicht einmal die Gewissheit zu haben, ob sie bestehen. In Indien dauert das Ganze eine Woche, und sie stehen in Lohn und Brot.

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