Die Macht des Larry Fink Gehört Blackrock bald die ganze Welt?

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Monopolkommission untersucht Einfluss

Diese Position könnten jetzt auch mächtige Investoren einnehmen. „Es gibt Sand im Getriebe, aber es ist schwer festzumachen, wo genau“, so der Eindruck von Wambach. Die Monopolkommission untersuche den Einfluss weiter. Auch der Kölner Vermögensverwalter Bert Flossbach sieht den Einfluss auf die Unternehmen durch die ETF-Branche als Problem. „Die großen Anbieter Blackrock, Vanguard und State Street arbeiten mit führenden US-Stimmrechtsberatern zusammen, ISS und Glass Lewis. Sie teilen 90 Prozent des Marktes unter sich auf.“ Man stünde einem Schattenregime gegenüber. Dass sich ETF-Anbieter wie Blackrock auch noch als „neue moralische Instanz“ aufspielten und selbst die Richtlinien guter Unternehmensführung definierten, ist Flossbach zu viel. „Wie in einer Monarchie kann man nur hoffen, dass das Schattenregime im Sinne der Unternehmen und damit des Investmentvolks handelt“.

Funktioniert die Aufsicht?

Die Finanzaufseher, die sich um Blackrock kümmern sollen, sind über ganz Europa verstreut. Wichtige Stellen sind Dublin und Frankfurt. In Irland werden die meisten ETF von Blackrock aufgelegt und überwacht, in Frankfurt muss die BaFin über deutsche Produkte und Aktienbeteiligungen von Blackrock wachen. Die BaFin verhängte 2015 sogar ein Rekordbußgeld von 3,25 Millionen Euro gegen den Riesen, weil Konzerngesellschaften Mitteilungspflichten zum Aktienbestand nicht erfüllt hatten. Doch das war nur deshalb rausgekommen, weil Blackrock es selbst bei der Aufsicht angezeigt hatte.

Um seine Führungsposition zu halten und zu stärken, versucht das Haus die Rahmenbedingungen zu beeinflussen: Gut vernetzte Ex-Politiker und -Notenbanker stehen in Europa auf der Gehaltsliste, wie der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz oder der ehemalige Schweizer Notenbankpräsident Philipp Hildebrand. Fink selbst plädierte für mehr kapitalgedeckte Altersvorsorgesysteme, von denen Blackrock profitieren würde.

Seinen Willen bekommt aber auch der Riese nicht immer: Als die Deutsche Börse mit der Konkurrenz aus London fusionieren wollte, warb Fink persönlich Anfang 2017 in Frankfurt für den Deal. Geholfen hat das nicht, er wurde abgeblasen.

Virtuelle Schatzkammer

Interessant ist die virtuelle Schatzkammer des Blackrock-Reiches. Risikoanalyse, Wertpapierhandel und Datenauswertung sind die Spezialitäten. Der Bereich Scientific Active Equity beschäftigt sich damit, öffentlich verfügbare Daten, die heute als „Big Data“ bezeichnet werden, als Rendite-Quelle zu nutzen. Die Expertise im Cyberspace ermöglicht es den Amerikanern, etwa beim Unternehmensresearch die Auslastung von Supermarkt-Parkplätzen auszuwerten. Mit den Technologie-Plattformen Aladdin (Abkürzung für „Asset, Liability, and Debt and Derivative Investment Network“) und Blackrock Solutions, ist das Haus ein Dienstleister für andere Vermögensverwalter und ein gefragter Berater in Finanz- und Schuldenkrisen. Für Banken durchleuchtete Blackrock etwa die Zusammensetzung verbriefter Immobilienkredite, für Gläubiger etwa die Schulden Griechenlands. Beim Bankenstresstest nutzte die Europäische Zentralbank die Unterstützung von Blackrock Solutions, die 40 Großbanken im Euroland auf riskante Kredite untersuchten.

Praktisch, kostengünstig und extrem riskant? Gefährdet der Siegeszug der börsengehandelten Indexfonds, kurz ETFs genannt, die Stabilität des Finanzsystems?
von Heike Schwerdtfeger

Die IT-Plattform Aladdin prüft im Sekundentakt Millionen Wertpapiere weltweit und berücksichtigt Währungsänderungen, fundamentale Kennzahlen der Unternehmen, Konjunktur oder gar Regierungswechsel. Aber auch Erdbeben, Kälte- und Dürreperioden werden als Risikofaktoren angezeigt. Aladdin soll bei den Vermögensverwaltern einen Marktanteil von neun Prozent, bei Versicherungen sogar von 15 Prozent haben. Konkurrenzlos sind die Amerikaner hier aber nicht. Etwa die dänische Simcorp gewinnt häufig im Wettbewerb um Kunden gegen sie, zuletzt etwa die Riesen Generali, Axa Investment Managers und UBS Asset Management.

Doch Blackrock gehe mit einem niedrigen Preis in den Markt und könne so manchen Konkurrenten leicht ausstechen, meint ein Beobachter. Auch Depots von Privatkunden könnten künftig von Aladdin durchleuchtet werden, weil das System inzwischen auch in der Bankberatung zur Depotanalyse eingesetzt werden kann. Eine Garantie für eine gute Performance allerdings, das bieten die Blackrock-Analysen nicht.

Stellt man sich nach dem jüngsten Datenskandal bei Facebook allerdings vor, die in den USA angesiedelten Computer von Blackrock, die auf künstliche Intelligenz programmiert sind, schlössen sich mit denen von Amazon, Google und Facebook zu einem Cyborg zusammen, der das globale Wissen der Geld- und Warenwelt vereint, dann wird es doch etwas gruselig. Noch ist das nur großes Kino.

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