Foodpanda-Deutschland-Chef „Am Ende wird sich der Player durchsetzen, der den besten Service anbietet“

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„Wettbewerb ist immer herausfordernd, sonst wäre es langweilig“


Der Zeitpunkt Ihres Comebacks auf dem Heimatmarkt ist ungünstig gewählt: Die Coronapandemie ebbt ab, Restaurants dürfen wieder öffnen, Experten wie der Ökonom und Managementberater Otto Strecker glauben, dass der Gastro-Liefermarkt nun zunächst „einbrechen“ werde. Foodpanda kommt also in einen schrumpfenden Markt. Macht Sie das nicht unruhig?
Unruhig nicht. Für uns ist das Comeback eine Riesenchance. Wenn man sich unter den fast 2000 Mitarbeitern hier in Berlin umhört, freuen sich alle wahnsinnig drauf, unseren Service, den wir ja von hier aus für 50 Länder bauen, endlich auch selber nutzen zu können. Und es ist auch deshalb eine Riesenchance, weil wir in Deutschland alles testen und ausprobieren können, da wo auch die Leute sitzen, die diese Innovationen vorantreiben. Aber natürlich ist es auch eine Herausforderung, keine Frage. Aber dass so viele Neue in diesen Markt eintreten, zeigt doch: Der Markt ist sehr, sehr attraktiv. Wir haben nicht das Gefühl, dass der Markt saturiert wäre.

Welchen Markt von den dreien, in denen Foodpanda startet, meinen Sie?
Alle drei. Vor allem im Lebensmittelhandel steht die Industrie bei der Digitalisierung noch ganz am Anfang. Wir haben unsere ersten Dmarts vor zweieinhalb Jahren in der Türkei eröffnet. Wir haben also in der Delivery-Hero-Gruppe deutlich mehr Erfahrung als die Player, die in Deutschland aktiv sind. Mit unseren drei Geschäftsbereichen bieten wir das ganze Sortiment an: Das heißt, der Kunde hat eigentlich keinen Grund mehr, noch eine andere App herunterzuladen, wenn Foodpanda irgendwo ist – denn wir bieten alles an. Und dadurch dass wir das in mittlerweile 50 Ländern machen, wissen wir ganz genau, was wir tun. Wir haben eine ganz klare Vorstellung, wo wir hinwollen, was wir erreichen wollen.

Erzrivale Delivery Hero kehrt nach Deutschland zurück, neue Wettbewerber greifen im Kerngeschäft Essensausfuhr an. Das zwingt Marktführer Lieferando zu Zusatzangeboten, von denen er eigentlich nichts hält.
von Stephan Knieps

Wirklich? Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg sagte Ende Mai, seine Ambition sei es gar nicht, der größte Essens-Bestell- und -Lieferdienst in Deutschland zu werden. Andererseits befeuert er auch häufiger die „the winner takes it all“-Mentalität. Was ist denn nun Ihr Ziel in Deutschland?
Es geht mehr darum, dass wir nicht kurzfristig die Nummer eins sein wollen und müssen. Sondern dass wir uns auf unseren Service fokussieren: Wenn wir den besten Service bieten, die beste Abdeckung haben, die meisten Restaurants, die meisten Produkte und die meisten Shops, die schnellste Lieferzeit – wenn wir das alles schaffen, und wir wissen, dass wir das können weil in anderen Ländern zeigen wir das bereits – dann wird der Rest von alleine kommen. Es macht keinen Sinn in einen Markt einzutreten und von vorneherein zu sagen: Wir werden nie den besten Service haben.

Sie starten in Deutschland aber mit Verspätung, Wettbewerber wie Lieferando und Uber Eats sowie Gorillas und Flink haben einen deutlichen Vorsprung. Zudem sind deren Namen vielen Deutschen schon ein Begriff – Foodpanda kennt hierzulande niemand.
Wettbewerb ist immer herausfordernd, sonst wäre es langweilig. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in einer sehr guten Position sind.

„Lieferung in unter 10 Minuten“, verspricht Foodpanda. Glauben Sie wirklich, dass es für die Leuten ausschlaggebend ist, dass Sie etwa drei Minuten schneller liefern als Gorillas und Flink?
Es wird nicht darum gehen, ob man in 7 oder 10 Minuten liefern kann. Sondern: Wer bietet den besten Service? Und es geht für uns auch nicht darum, den Markt in den nächsten 6 oder 12 Monaten zu erobern. Sondern es ist eine langfristige Herausforderung. Und am Ende wird sich der Player durchsetzen, der den besten Service anbietet. Das ist unser einziger Fokus. Und wir wissen, was wir können. Und wir wissen, was in Deutschland funktioniert.

Für das Supermarktgeschäft kooperieren Sie hierzulande mit dem britischen Konsumgüterhersteller Unilever. Wie kommt’s – und warum nicht mit einem Lebensmittelhändler, so wie es Flink mit Rewe macht?
Bei Unilever wird es nicht bleiben, wir werden mit mehreren Herstellern zusammenarbeiten. Derzeit befinden wir uns noch im Aufbau unseres Sortiments. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht in anderen Ländern und für uns funktioniert es einfach gut, wenn wir direkt mit den Herstellern zusammenarbeiten und direkt von ihnen beziehen.

Sie starten zunächst in Berlin. Welche Städte kommen als nächstes und wann?
Das steht zwar schon fest, werden wir aber jetzt noch nicht kommunizieren.

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Wie viele Mitarbeiter benötigen Sie denn für Foodpanda-Deutschland?
Wir haben jetzt um die 100 bis 150 Mitarbeiter, und wachsen wöchentlich. Bis Jahresende suchen wir bis zu 400 Mitarbeiter, hauptsächlich in Berlin. Und natürlich brauchen wir jede Menge Fahrer – da haben wir sehr großen Bedarf.

Mehr zum Thema: Die Restaurants machen wieder auf, die Deutschen lassen sich weniger Essen bringen. Dax-Konzern Delivery Hero kehrt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auf seinen Heimatmarkt zurück.

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