Die Hand von Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist deutlich besser, aber nicht so gut, wie es scheint. Zwar braucht Lufthansa eine Air Berlin mini derzeit nicht. Abseits der Flughäfen Köln, Hamburg und München bringt Air Berlin keine große Ergänzung und in den drei Städten ist Lufthansa stark genug.
Dazu passt eine Übernahme von Air Berlin der Lufthansa derzeit nicht so recht in den Plan. Air Berlin wäre zwar ein idealer Kandidat für den geplanten Ausbau der Billigtochter Eurowings. Die will Spohr zu Europas drittgrößtem Billigflieger erweitern und dafür vor allem andere Airlines in den Unternehmensfarben Brombeer und Himmelblau anmalen. Doch dabei fliegt die Linie hinter Plan. „Bevor wir expandieren, müssen wir zuerst unsere Basis wetterfest machen“, erklärte Garnadt jüngst im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
Gleichzeitig hat eine auf Köln, Hamburg und München gestutzte Air Berlin wenig anzubieten. „Da ihr die Flugzeuge nicht gehören und die Marke wegfiele, wären das nur die Startzeiten und die Besatzung“, so ein führender Manager eines Flughafens. Die Piloten und Flugbegleiter kann Lufthansa zwar gut brauchen. Doch schon bei den Startzeiten wird es eng. „Denn die gehören streng genommen nicht der Linie, sondern werden von staatlichen Flughafen-Koordinatoren etwas mehr als ein Jahr im Vorausvergeben – und auch wieder eingezogen, wenn sie eine Airline nicht nutzt“, so der Airportmanager.“
Dazu brächte ein Deal jede Menge Arbeit mit sich. Da Eurowings kein Interesse an den teuer zurückgemieteten Air-Berlin-Jets hat, müsste sich die Lufthansa-Tochter neue Jets besorgen – oder hoffen, dass die Air-Berlin-Vermieter mit den Raten runtergehen. „Mit einer Lufthansa ins Geschäft zu kommen, müsste denen einen Abschlag wert sein“, lautet die Hoffnung bei Air Berlin.
Aber auch dann ginge die Arbeit weiter. Vor dem Start müsste Garnadt Air Berlin wohl erstmal kräftig umbauen. „Im Augenblick fliegen die zu höheren Kosten als Eurowings“, weiß ein Lufthansa-Insider.
Trotzdem kann Spohr den Deal nicht einfach beiseite wischen. Zum einen muss er nach den vielen Ankündigungen zum Ausbau von Eurowings endlich einen Partner vorweisen, glaubt ein Aufsichtsratsmitglied: „In unserem Gremium werden die Fragen für ihn allmählich etwa unangenehm und andere Partner als Air Berlin sind derzeit nicht in Sicht.“
Wie es bei der Lufthansa besser werden soll
Service: | andere sind besser |
Lösung: | mehr und besser maßgeschneiderte Angebote |
Kosten: | sind zu hoch |
Lösung: | schlankere Abläufe und neue Ansätze |
Veränderungen: | dauern viel zu lange |
Lösung: | Probierkultur statt perfekt geplanter Programme |
Wartungstochter: | Technologievorsprung bröckelt |
Lösung: | neue Geschäftsfelder mit anspruchsvolleren Produkten |
Fracht: | wachsende Billigkonkurrenz |
Lösung: | automatisierte Abfertigung und neuer Hightechservice |
Zudem sorgt die Lufthansa tatsächlich, dass nach dem Ende von Air Berlin vermehrt andere Billiglinien ins Land drängen. Zwar sieht sich Garnadt offiziell zumindest mittelfristig gut gewappnet. „Doch unsere Kosten sind leider erst wettbewerbsfähig, wenn wir den Umbau hinter uns haben“, räumt ein Lufthansa-Insider ein. „Bis dahin wäre es gut, wenn wir eine Air Berlin hätten - bei uns oder als selbständiges Unternehmen, auch wenn da jetzt so einiges dagegen spricht.“
Für einen solchen Deal brauchen Lufthansa und Etihad freilich die Hilfe der Politik. Dazu gehört eine Erlaubnis einen Teil von Air Berlin trotz aller kartellrechtlichen Fragen übernehmen zu dürfen und die Augen zudrücken, wenn die staatliche Etihad den unprofitablen Rest noch eine Weile am Leben hält.