Die „Reiseweltmeister“ aus Deutschland sitzen aus Sicht der Tourismusbranche trotz internationaler Unsicherheit auf gepackten Koffern. „Unsere Kunden lassen sich durch Terror und Drohungen nicht vom Reisen abbringen“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel, am Dienstag in Berlin. Der Branchenumsatz werde auch 2017 wachsen.
Allerdings entschieden sich Urlauber auch dieses Jahr für Ziele, wo sie mehr Sicherheit erwarten, und flögen etwa nach Spanien anstatt in die Türkei. Wegen Terroranschlägen verloren auch Städtereisen an Attraktivität, wie es beim Deutschen Reiseverband (DRV) hieß. Im vergangen Jahr haben die Deutschen nach Branchenangaben Reisen für rund 60 Milliarden Euro gebucht, zwei Prozent mehr als im Vorjahr.
Vor Beginn der Reisemesse ITB in Berlin warnte die Branche vor neuen Reisebeschränkungen und einer Eskalation des diplomatischen Konflikts mit dem wichtigen Reiseland Türkei. „Wir sehen es sehr ungern, dass es jetzt diese sehr deutlichen Spannungen gibt“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. „Das ist nicht unbedingt geeignet, den Buchungstrend umzukehren.“ Die Türkei müsse als Reiseland zu alter Stärke zurückfinden, weil sie eine große Zahl günstiger Sommerreise-Angebote speziell für Familien biete.
Fakten zur ITB und Reisen
Wie viel geben Deutsche für den Urlaub aus, fahren sie ans Meer, wie buchen sie? Ein Onlineportal hat seine Nutzer befragt.
So viele Reisende hat das Verbraucherportal mydealz befragt. Damit wurden ausschließlich Menschen befragt, die das Portal nutzen. Die wiederum haben mehrheitlich noch nie von der ITB gehört: Satte 62,2 Prozent kannten die Messe nach eigenen Angaben nicht.
So viele Länder präsentieren sich dieses Jahr auf der ITB in 26 Hallen. Es ist die 51 Messe für die Reiseindustrie. Wer mag, kann an den Publikumstagen auch seinen Urlaub vor Ort buchen.
...fahren mindestens einmal im Jahr in den Urlaub. 19,3 Prozent gar zwei Mal.
...der von dem Portal befragten Personen planen, dieses Jahr mehr für den Urlaub auszugeben als 2016. Damit bleibt die Mehrheit der Befragten sparsamer.
...der Befragten planen, mehr als 2000 Euro für die Reise auszugeben.
...verpflegen sich im Urlaubs selbst, ob auf Campingkocher oder in der Ferienwohnung. Der Grund: Sie möchten sparen.
...der Befragten des Online-Portals - wen wundert's? - buchen ihren Urlaub online.
... - und das ist sicher auch für die sonstigen Reisenden gültig - machen im Sommer Urlaub.
...fahren ans Meer. Dann ist es in den Bergen oder Städten also voller.
„Wir brauchen Reisen“, sagte Frenzel. „Freiheit und Reisen bedingen sich untereinander.“ Der BTW-Präsident verwies auf das britische Votum für einen EU-Austritt des Landes und das Einreiseverbot der USA für Menschen aus sechs vorwiegend muslimischen Ländern. Sorgen bereitet der Branche auch die unsichere Zukunft der Visafreiheit zwischen der EU, den USA und Kanada.
Die EU hatte das Programm auf den Prüfstand gestellt, weil die Amerikaner von Bürgern einiger EU-Länder ein Visum verlangen. „Das führt dann dazu, dass wir in alte Zeiten zurückrutschen, wo wir Visa haben müssen, um in die USA zu reisen. Und das ist ein Nightmare (Albtraum).“ Die USA sind das beliebteste Fernreiseziel der Deutschen.
DRV-Präsident Fiebig betonte: „Vieles spricht dafür, dass 2017 ein gutes Reisejahr wird.“ Grund sei die robuste Wirtschaft in Deutschland. Zu spüren bekommt das erneut die Lieblingsinsel der Deutschen: Mallorca.
Die Insel bleibt auch in diesem Sommer das wichtigste Ziel deutscher Ferienflieger. Von 22 deutschen Flughäfen sind in diesem Juli rund 3800 Flüge auf die spanische Balearen-Hauptinsel geplant, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt berichtet. Das sind deutlich mehr als 100 Flüge an einem durchschnittlichen Tag.
Überhaupt seien touristische Flüge in diesem Sommer stark im Aufwind, erklärt DLR-Experte Peter Berster. So zeigten die touristischen Verbindungen ans Schwarzmeer, nach Nordafrika und in die Karibik weit überdurchschnittliche Zuwachsraten von rund 30 Prozent. Allgemein wächst der Luftverkehr von deutschen Flughäfen in diesem Sommer um rund 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Einschätzung der DLR-Experten sind rund 65 Prozent touristischer Natur, nur ein gutes Drittel entfällt auf Geschäftsreisende.
Die aufkommenstärksten Zielländer aus Deutschland sind Spanien und Italien mit zusammen knapp 16.000 geplanten Starts im Juli 2017. Griechenland, Portugal sowie die Schwarzmeerziele Rumänien und Bulgarien verzeichneten zweistellige Zuwachsraten, während Angebot und Nachfrage in die Türkei weiter nachlassen. Ägypten und Marokko holen Rückgänge aus den Vorjahren wieder auf.
Rund 30 Prozent des Flugangebotes sind Lufthansa mit knapp 28.000 Starts in dem Monat zuzurechnen. Dazu kommen noch weitere knapp 11.000 Verbindungen der zusammengefassten Konzerntöchter Germanwings und Eurowings. Auch Billigflieger wie Ryanair und Wizz Air oder der Ferienflieger Condor zeigen starkes Wachstum ihrer Verbindungen.