Thomas-Cook-Pleite Condor macht Gewinn, bekommt Kredit – und meldet doch Insolvenz an

Rettung in letzter Minute? Der Bund und das Land Hessen wollen der Thomas-Cook-Tochter mit einem Kredit über 380 Millionen Euro zur Seite springen Quelle: imago images

Die Fluglinie Condor erhält einen staatlichen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro und hat nun trotzdem Insolvenz angemeldet. Damit will die Fluglinie vor allem eines gewinnen: Zeit.

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Die deutsche Thomas-Cook-Tochter Condor Flugdienst hat am Mittwochmorgen ein sogenanntes Schutzschirmverfahren und damit eine auf den Fortbestand des Unternehmens abzielende Insolvenzvariante beantragt.

„Operativ gesund und erfolgreich“

Ziel sei es nun, den Flugbetrieb von Condor weiter aufrecht zu erhalten, so Teckentrup und mittelfristig einen Investor zu finden. Durch den staatlichen Kredit dürfte dies nun deutlich einfacher werden. Teckentrup sprach von „großartigen Neuigkeiten“. Er bezeichnete Condor als „operativ gesundes und erfolgreiches Unternehmen“. Lediglich bedingt durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook habe die Gefahr von Liquiditätsengpässen bestanden, die durch die Brückenfinanzierung nun beseitigt wurde.

Ganz ähnlich hatte zuvor bereits Wirtschaftsminister Peter Altmaier argumentiert: Die Schwierigkeiten von Condor seien durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook entstanden. Es seien „keine hausgemachten Probleme“ von Condor, so Altmaier. Und die hessische Landesregierung erklärte: „Wir sehen zusammen mit dem Bund eine gute Perspektive, dass neue Eigentümer Condor langfristig in der Luft halten können.“

Tatsächlich galt die Fluglinie bislang als einer der wenigen Lichtblicke im Reich der seit Jahren kriselnden Muttergesellschaft Thomas Cook. Im Fluggeschäft, mit Condor als Kernmarke, stieg der Umsatz des Konzerns 2018 um 9,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, die Zahl der verkauften Sitzplätze um 8,8 Prozent auf 20,2 Millionen. Unter anderem habe Condor seine Markstellung in Deutschland nach der Air-Berlin-Pleite ausbauen können, hieß es damals.

Der Ablauf der Air-Berlin-Insolvenz dürfte nun allerdings auch eine Art Vorbild für das Condor-Insolvenzverfahren werden. Zunächst muss das zuständige Gericht in Frankfurt über den Schutzschirm-Antrag entscheiden. Stimmt das Gericht dem Schutzschirm-Antrag zu, kann das Management um Teckentrup im Amt bleiben, dürfte aber von einem erfahrenen Insolvenzrechtler unterstützt werden. Zusätzlich bestellt das Gericht einen vorläufigen Sachwalter, der darüber wacht, dass die Interessen der Gläubiger gewahrt bleiben.

Das Sanierungsteam dürfte versuchen, möglichst rasch den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, eine Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für die Mitarbeiter sicherzustellen und anschließend einen Verkaufsprozess für das Unternehmen oder Teile davon aufzusetzen. Teckentrup betonte, dass es dabei nicht um einen Notverkauf ginge, sondern um ein strukturiertes Verfahren. Durch die Brückenfinanzierung befände man sich nicht im „Firesale-Modus“.

Mit Erleichterung kommentierte deshalb auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit die Entscheidung für Hilfen. Dies ermögliche der Airline, sich selbständig profitabel aufzustellen und sich unabhängig von Thomas Cook eine Zukunftsperspektive aufzubauen. „Wir wissen, dass dieser Weg nicht einfach sein wird, glauben aber daran, dass – wenn Unternehmen, Gewerkschaften und Politik zusammenarbeiten – der Erhalt der Condor möglich sein wird.“

Deutsche Thomas Cook GmbH stellt Insolvenzantrag

Schwieriger ist die Lage für das klassische Touristikgeschäft des Konzerns in Deutschland, das unter der Thomas Cook GmbH mit Sitz in Oberursel gebündelt ist. „Wir tun alles in unser Macht Stehende, um den Fortbestand unseres Unternehmens zu sichern“, hatte die Vorsitzende der Geschäftsführung, Stefanie Berk, am Dienstag noch erklärt. So werde derzeit mit „möglichen Kapitalgebern“ gesprochen. Am Mittwochvormittag meldete die deutsche Tochter von Thomas Cook nun aber ebenfalls Insolvenz an.

Der Insolvenzantrag sei vor Gericht eingereicht worden, um das Unternehmen sanieren zu können, teilte man in Oberursel mit. Zunächst hatte die Thomas Cook GmbH am 23. September auf Notgeschäftsführung umgestellt. Kunden, die über die deutschen Veranstaltermarken Neckermann Reisen, Thomas Cook Signature, Bucher Reisen, Öger Tours und Air Marin Reisen mit Abreisedatum bis 26. September gebucht hätten, könnten ihre Reise nicht antreten, „da die Durchführung nicht garantiert werden kann“, hieß es.

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