Hauptversammlung AMS übernimmt Macht bei Osram

Kritiker befürchten, dass der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag für Osram der erste Schritt in eine vollständige Abhängigkeit von AMS sei. Quelle: dpa

Mit der außerordentlichen Hauptversammlung von Osram übersetzt AMS seine Mehrheit am Münchner Lichtkonzern in konkrete Macht. Von den Aktionären kam Kritik und eine Flut an Fragen.

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AMS übernimmt die Macht bei Osram. Der auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag vorgelegte Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag wird dem österreichischen Sensorikkonzern eine Weisungsbefugnis gegenüber dem Münchner Traditionsunternehmen geben. Dass er beschlossen wird, steht außer Frage: Die zu Beginn der virtuellen Hauptversammlung festgestellte Anwesenheit gibt dem Großaktionär AMS klar die dafür nötige Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Stimmen.

Von den Aktionärsvertretern kamen dennoch zahlreiche Fragen – laut Aufsichtsratschef Peter Bauer insgesamt 151 – und teils deutliche Kritik. „Heute ist ein trauriger Tag für die Osram-Aktionäre“, kommentierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sei für Osram der erste Schritt in eine vollständige Abhängigkeit von AMS, sagte sie. Das sei „ein Jammer“.

Kritik kam zudem an der Durchführung der Hauptversammlung als virtuelle Veranstaltung. Mehrere Aktionäre monierten, dass sie während der laufenden Veranstaltung keine neuen Fragen stellen konnten. Aufsichtsratschef Bauer begründete dies mit der Corona-Pandemie und der Rechtslage.

Osram-Chef Olaf Berlien warb für den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag. Mit ihm breche eine „neue Zeitrechnung für Osram an. Und ich bin überzeugt, eine sehr erfolgreiche“, sagte er. Der Schritt sein kein Bruch mit der „stolzen, 113-jährigen Geschichte“ von Osram. Gemeinsam könnten AMS und Osram „der Weltmarktführer für Sensorik und Photonik werden. Und so künftig in einer anderen Liga spielen.“

Zur finanziellen Unterfütterung des Vertrags beschaffte sich AMS bereits vergangene Woche am Kapitalmarkt weitere 760 Millionen Euro für die Finanzierung von Osram. Das Unternehmen aus Premstätten bei Graz platzierte eine entsprechende Wandelanleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren. Der Zinskupon liegt bei 2,125 Prozent, die Wandlung in AMS-Aktien lohnt sich bei einem Kursanstieg um 47,5 Prozent. Gleichzeitig sei ein weiterer Brückenkredit über 750 Millionen Euro mit den Banken vereinbart worden.


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Das Geschäft des Apple-Zulieferers AMS läuft dank des Consumer-Geschäfts weiterhin gut. Für das Weihnachtsquartal erwartet das Unternehmen – noch ohne Osram – einen Umsatz von 650 bis 690 Millionen Dollar. In der Mitte der Spanne wäre das ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) werde bei 24 bis 27 Prozent liegen. Im abgelaufenen dritten Quartal habe die Ebit-Marge – ebenfalls ohne Osram - mit rund 23 Prozent die Firmenerwartungen (21 bis 24 Prozent) erfüllt, teilte AMS mit. Das entspricht einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 130 Millionen Dollar. Der Umsatz lag mit 564 (Vorjahr: 645) Millionen Dollar um 13 Prozent unter Vorjahr, aber am oberen Rand der Erwartungen.

Mehr zum Thema: Zum Ende des vergangenen Jahres beschert die Osram-Übernahme Aktionären hohe Gewinne. Solche Gelegenheiten dürfte es wieder geben.

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