Amazon Fresh Wie Discounter sich gegen die Macht aus dem Netz wehren

Sportevents, Bistroküchen, Mietwagen-Gutscheine - der Lebensmittelhandel versucht die Kunden in die Filialen zu locken, bevor der Onlinehandel die Landschaft umkrempelt. Der Gewinner: Der Kunde.

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Fitness-Guru Daniel Aminati umarmt einen Fan nach dem Training Quelle: Thorsten Firlus

Daniel Aminati kommt von der Bühne und verteilt Umarmungen. Eine für die jungen Frauen in Sportkleidung, die unmittelbar vor den wummernden Boxen eben noch Liegestütze machten. Eine für den Muskelberg in den hinteren Reihen der zur Turnhalle umfunktionierten Industriehalle.

Aminati ist Fernsehmoderator und Fitnesstrainer. Mit seinem Slogan „Mach dich krass“ hat er sich eine junge Fangemeinde aufgebaut. Für die interessiert sich auch ein Händler, für den Aminati nun den Vorturner gibt: Aldi. Es ist die erste Kooperation des Discounters mit einem Fitnesstrainer. Neben Kleidung gibt es Software für Aminatis digitales Trainingsprogramm.

Leibesübungen mit Fernsehstars, Mietwagen-Gutscheine an der Supermarktkasse - die jüngsten Aktivitäten der Discounter Aldi und Lidl haben vor allem einen Zweck: Aufmerksamkeit zu erregen, damit die Kunden in die Filialen kommen. Als Amazon am 4. Mai in Berlin mit einem noch sehr dünnen Angebot seines Programms „Fresh“ begann, Milch und Lauch Kunden zukommen zu lassen, war es das Signal einer Zeitenwende: „Wir sehen den Beginn des Endes des Lebensmittelhandels, wie wir ihn kennen“, fasst der Branchendienst etailment den Auftakt zusammen.

Eng, bunt, voll – Das Aldi-Bistro in Bildern
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus
Aldi-Bistro in Köln Quelle: Thorsten Firlus

Sieger dieses Umbruchs wird der Kunde sein. Mit dem neuen Wettbewerber Amazon Fresh bewegen sich die alteingesessenen Platzhirsche. Es geht nicht länger allein darum, dem örtlichen Konkurrenten Marktanteile wegzuschnappen, sondern sich innerhalb des vollständigen Wandels des Marktes zu behaupten.

Nach langen Jahren des Stillstands hat der meist stillere Teil der Mülheimer Discounter-Dynastie begonnen, die Filialen des nördlich des Aldi-Äquators zu modernisieren. Die Edeka-Tochter Netto plant ebenfalls mit einem Investitionsprogramm binnen fünf Jahren die mehr als 4000 Filialen in Deutschland aufzuhübschen.

Die umsatzstärksten Discounter Deutschlands

Metrotochter Real hat in Krefeld gezeigt, wie es sich seine Zukunft vorstellt – hier finden sich außer den Warenregalen auch eine Bistroküche, eine Pizzastation und eine Espressobar. Alles in warmen Farben und dem Versuch, eine heimelige Atmosphäre zu schaffen, die möglichst rasch nach Betreten die unwirtliche Umgebung in Vergessenheit bringen soll. Wohlfühl-Faktoren, um die Kunden zu binden. Denn die können ganz schnell umschwenken, so wie es andere Branchen vor dem Lebensmittelhandel mit den Versendern aus dem Netz erlebt haben.

Amazon macht bereits heute den größten Umsatz aller Online-Anbieter von Lebensmitteln, es folgen Hawesko (Wein) und Rewe. 160 Millionen Euro setzte der Online-Gigant in Deutschland mit Lebensmitteln um, Rewe 96,6. Millionen. Der Unterschied: Bislang lieferte Amazon keine Erdbeeren oder Steaks. Um bis zu 17 Prozent wird der Umsatz im Onlinehandel bis 2021 steigen, schätzt das Unternehmen Statista.

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