Handel Ausländische Einzelhändler ziehen sich vermehrt aus China zurück

Nach Tesco und Walmart stößt auch Europas Branchenprimus Carrefour sein Geschäft in der Volksrepublik ab. Vor allem der Preiskampf macht ihnen zu schaffen.

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Der französische Handelskonzern expandierte ebenso wie die Metro bereits Mitte der 90er-Jahre nach China. Quelle: Reuters

Paris, Peking Der harte Preiskampf mit Online-Händlern und chinesischen Rivalen vergrault immer mehr ausländische Handelskonzerne in der Volksrepublik. Nach Tesco und Walmart hat nun auch Europas Branchenprimus Carrefour einen Käufer für Teile seines verlustbringenden China-Geschäfts gefunden. „In China hat man mit einem Marktanteil von 2,8 Prozent den digitalen Kampf verloren“, resümiert Carrefour-Chef Alexandre Bompard. Der chinesische Handelsgigant Suning.com legt für einen 80-Prozent-Anteil an Carrefour China 620 Millionen Euro auf den Tisch.

Einem Insider zufolge hatte Suning auch Interesse am China-Geschäft der Metro, wegen des günstigeren Preises dann aber doch bei Carrefour zugeschlagen. Der inzwischen selbst zum Übernahmeziel gewordene Handelskonzern Metro will eine Mehrheitsbeteiligung an seinen China-Aktivitäten im Zuge einer Neuausrichtung verkaufen.

Ausländischen Händlern macht in der Volksrepublik vor allem die Konkurrenz durch Lebensmittelverkäufe im Internet etwa durch den Anbieter Freshippo, hinter dem chinesische Amazon-Rivale Alibaba steht, oder den Online-Giganten JD.com zu schaffen. Selbst Amazon streicht angesichts der Konkurrenz vor Ort die Segel und will in China seine Plattform schließen.

Experten zufolge gibt es für Chinesen einfach keinen Grund, sich für einen Kauf über den chinesischen Amazon-Marktplatz zu entscheiden, weil heimische Internethändler schneller liefern können. Zudem schlage mittlerweile auch das abgekühlte Wirtschaftswachstum auf die Stimmung.

Carrefour und Metro sind Mitte der 1990er Jahre in China eingestiegen. Carrefour betreibt dort 210 große Einkaufsmärkte und 24 kleinere. Die Umsätze dort fielen zuletzt um fast sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Der Deal mit Suning, an dem auch Alibaba beteiligt ist, bewertet Carrefour China inklusive Schulden mit 1,4 Milliarden Euro.

Die Franzosen wollen der Volksrepublik aber nicht ganz den Rücken kehren und behalten zunächst die restlichen 20 Prozent sowie zwei der sieben Sitze im Aufsichtsrat von Carrefour China. Damit sichern sich die Franzosen laut Analysten weiter einen Überblick über Trends auf dem sich schnell wandelnden Markt in der Volksrepublik.

Carrefour hofft durch den Verkauf auch auf Wachstumsimpulse für die China-Tochter, da Suning mit fast 8900 Geschäften in mehr als 700 Städten sowie einem der größten Internethandelsplätzen viel breiter aufgestellt ist.

Walmart steigt schon 2016 aus

Metro hat in China mehr als 90 Märkte, fast so viele wie auf dem deutschen Heimatmarkt. Für die ins Schaufenster gestellte Beteiligung an den Geschäften in der Volksrepublik gebe es reges Interesse, hieß es vor einigen Wochen. Früheren Insider-Informationen zufolge wird Metros China-Sparte mit bis zu zwei Milliarden Dollar bewertet.

Metro-Chef Olaf Koch will das Unternehmen auf das Geschäft rund um seine Großmärkte konzentrieren. Mittlerweile hat der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky die Hand nach dem Düsseldorfer Handelkonzern ausgestreckt und eine Übernahme-Offerte abgegeben.

Der weltgrößte Einzelhändler, Walmart aus den USA, verkaufte bereits 2016 seine Online-Plattform in China an JD.com im Gegenzug für einen Anteil an dem chinesischen Rivalen. Die britische Supermarktkette Tesco brachte ihr unrentables China-Geschäft vor sechs Jahren als Minderheitspartner in ein staatliches Unternehmen ein.

Mehr: Die Regierung in Peking beobachtet zunehmend auch Unternehmen. Westliche Firmen sind ahnungslos oder überfordert – brauchen aber gute Ratings.

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