Ikea-Deutschland-Chef Dennis Balslev „Warum haben wir noch Schlüssel? Warum noch Bargeld?“

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Smart Home, Bargeld und die kommenden zwölf Monate

Sie haben schon für Ikea in Dänemark, in Schweden und den Niederlanden gearbeitet. Wie unterscheiden sich die Wünsche und Vorstellungen der Deutschen beim Möbelkauf?
Deutsche sind beim Möbelkauf vielleicht ein bisschen traditioneller als Dänen und Niederländer, ähnlich wie die Schweden. Aber allzu große Unterschiede im Geschmack gibt es nicht. Auch in Asien sind die meistverkauften Ikea-Artikel mehr oder weniger dieselben wie überall: die Küche „Metod“, der Stuhl „Poäng“, das „Klippan“-Sofa oder das „Billy“-Regal. Aber es gibt einen Unterschied in der Bezahlweise: Die Deutschen zahlen gerne in bar, sie lieben Cash. In Skandinavien und in den Niederlanden verschwindet Bargeld im Handel.

Seit rund zwei Jahren führt Ikea Home-Smart-Produkte, in Kooperation mit Sonos. Was kommt da noch auf uns zu?
Da wird noch viel mehr kommen. Wir möchten sicherstellen, dass unsere Home-Smart-Produkte mit möglichst allen Anbietern sprechen können, wir möchten uns also nicht auf einen Anbieter beschränken. Google, Amazon oder Apple – all unsere smarten Möbel müssen mit all diesen Produkten kompatibel sein. Wir werden mit sehr viel mehr Smart-Home-Produkten kommen, die über das An- und Ausschalten von Licht oder Musik hinausgehen. Ehrlicherweise hatten wir unsere Zweifel, was die in die Lampe integrierte Lautsprecherbox angeht – aber sie verkauft sich wie verrückt. Unser Leben wird digitaler. Warum haben wir noch Schlüssel? Warum noch Bargeld? In Dänemark zahlen wir fast alles mit dem Handy.

Die Deutschen bestehen doch auf Bargeld.
Auch in Deutschland wird das kommen. Home-Smart ist nur eine Frage von Jahren. In China gibt es bereits rund 50 verschiedene Home-Smart-Produkte, man kann von unterwegs seinen Reiskocher anmachen oder die Vorhänge schließen. Ich kann meinen Volvo von meinem Handy aus starten, dann ist der Wagen warm, wenn ich komme. Ich finde es sehr interessant, wie sich die Technik entwickelt.

Deutschland ist der wichtigste Einzelmarkt für Ikea. Können Sie sich hier als Verantwortlicher für noch höhere Aufgaben im Ikea-Reich empfehlen, etwa bei der Ingka-Stiftung oder der Ingka-Group in den Niederlanden?
Ich bin 58 Jahre alt und arbeite seit 40 Jahren bei Ikea, ich habe nicht diese Ambition. Ich war Landeschef von Ikea Dänemark mit fünf Ikea-Häusern, als ich gefragt wurde, ob ich das Deutschland-Geschäft leiten möchte, was mehr als zehnmal so groß ist. Hui! Deutschland ist der wichtigste Markt! Ich bin sehr glücklich, jetzt hier zu sein, und ich hatte auch schon viele aufregende Jobs bei Ikea. Ich könnte mir eher vorstellen, noch mal als Store-Manager zu arbeiten, ich liebe den Handel. Mein Vater sagte mir mal: Sei glücklich mit dem, was Du jetzt tust und fokussiere Dich darauf, und nicht auf das, was vielleicht in zehn Jahren sein könnte. Ich denke, er hat Recht.

Was wird das Wichtigste für Sie in den kommenden zwölf Monaten?
Den Kunden zuhören: Wir wollen nicht das machen, was alle machen, sondern das, was der Kunde will. Wir haben einen klaren, ambitionierten Businessplan für Deutschland. Wir wollen etwa unseren Umsatz für Schlafzimmermöbel in den kommenden drei, vier Jahren verdoppeln. Aber auch bei Küchen gibt es großes Potenzial. Wir sind zwar Marktführer in Deutschland – aber mit einem Marktanteil von gerade mal 8,4 Prozent. Voriges Jahr waren es sogar nur 7,8 Prozent. In Deutschland liegt also noch sehr viel Potenzial für Ikea.

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